(Buenos Aires, 6. Dezember 2021, ANRed).- In den letzten Monaten fand man neben Delfinen, Seelöwen und Pinguinen auch tote Wale an den Küsten von Buenos Aires und Río Negro. Ihr Sterben ist auf Ölbohrungen zurückzuführen, die derzeit im Gebiet durchgeführt werden. Bereits seit 2017 wird in verschiedenen Arealen der Region nach Öl gebohrt, beispielsweise an der südlichen und nördlichen Grenze des Patagonischen Meeres und im Meer von Buenos Aires.
Mithilfe von Ministerbeschlüssen erteilte die Regierung mehreren Ölfirmen die Erlaubnis, bis 2025 auf Unterwasserplattformen nach Kohlenwasserstoffen zu suchen. Zudem wurden sie subventioniert. Dies erlaubt ein Vertrag zwischen der staatlichen Ölgesellschaft YPF sowie den Öl- und Gaskonzernen Equinor und Shell als Partner des Standortes CAN 100, zu dem ein Gebiet von 15.000 Quadratkilometern im nördlichen Meeresgebiet Argentiniens gehört. Equinor wird das Projekt betreiben und sich mit YPF 70 Prozent der Anteile aufteilen, während Shell die übrigen 30 Prozent übernehmen wird. Die Firmen sind bereits Partner im unkonventionellen Standort Bandurria Sur in Vaca Muerta, einer Ölschiefer-Lagerstätte im Becken von Neuquén. Dort wurden bereits erste Erkundungsbohrungen nach Erdöl und seiner Beschaffenheit durchgeführt.
Wie werden die Untersuchungen durchgeführt?
Bereits seit Mitte des 20. Jahrhundert werden Ölvorkommen in den verschiedenen Becken des Argentinischen Kontinentalschelfs (PCA) erkundet und ausgebeutet. Die seismischen Offshore-Untersuchungen verfolgen das Ziel, mögliche geologische Strukturen im Meeresuntergrund, die Kohlenwasserstoffe enthalten, ausfindig zu machen. Dabei können solche Untersuchungen geologische Schäden verursachen und zu sozio-ökologischen Konflikten führen, die die derzeitige ernste Klima- und Umweltkrise noch weiter verschärfen.
Die meisten der Offshore-Untersuchungen bestehen in der Vermessung großer Meeresgebiete mithilfe von starken, sehr niedrigfrequentierten Schallwellen. Dabei feuert ein Aufklärungsschiff mit Druckluftkanonen alle 8-20 Sekunden Schüsse unter Wasser ab. Sobald die Blasen platzen, werden starke Geräusche erzeugt, die 250 Dezibel übersteigen können. Beispielsweise kann eine einzige Untersuchung zu einem Lärm führen, der 300.000 Quadratkilometer abdeckt und den Hintergrundlärmpegel über Wochen oder Monate um das 100-fache erhöht. Die Schallwellen treffen auf den Meeresboden und durchdringen ihn. Das Echo wird von Sensoren aufgefangen, die hinter dem Erkundungsschiff hergezogen werden. Dabei ist zu beachten, dass sich das Geräusch im Wasser vier bis fünfmal schneller verbreitet als in der Luft. Langwellige und niedrigfrequente Töne werden durch Absorption, Streuung und Reflexion nicht beeinträchtigt und können je nach Umgebungsbedingungen Dutzende Kilometer zurücklegen.
Auswirkungen für Tiere am Meeresboden
Der Ton ist am Meeresboden das wichtigste Kommunikationsmedium mehrerer Spezies. Viele Meerestiere nutzen die Vibrationen und die Intensität der Schallwellen zur Kommunikation, Nahrungsaufnahme und, um Raubtieren aus dem Weg zu gehen. Daher führen Schallwellen mit solch einer Intensität und niedrigen Frequenz über Tausende Meter zu großen Schäden für die Meerestiere.
Die Gruppe der Wale und Delfine ist durch ihre komplexe Sozial- und Verhaltensstruktur am meisten von den anhaltenden Geräuschen betroffen. Die Geräusche verursachen Stress, veränderte Lautäußerungen, verringerte Nahrungssuche und große Habitatsveränderungen. Was die physischen Auswirkungen betrifft, so kann seismisch bedingter Lärm Hörschäden, Massenverletzungen und sogar den Tod durch Ertrinken oder Strandung verursachen.
Die Ölindustrie zerstört so die biologische Vielfalt der Meere, beeinträchtigt das Ökosystem und trägt zum Klimawandel bei, da der Ozean die Kohlenstoffbindung in zwei Phasen beeinflusst: Zuerst löst sich das Kohlendioxid an der Wasseroberfläche und wird dann durch die Ozeanzirkulation über Meeresströmungen und Mischungsprozesse verteilt, die das Kohlendioxid von der Oberfläche in die Tiefe des Ozeans transportieren. Somit absorbieren sie 50 Prozent des Gases, was sie zu den wichtigsten Ökosystemen für die Absorption von Treibhausgasen macht.
Gibt es eine Lösung?
Die Erkundungen nach Erdöl sind erst der erste Schritt zu größeren Erforschungen in der Zukunft. In Zeiten der Klimakrise sollten jedoch keine weiteren Erkundungen begonnen werden. Gleichzeitig befindet sich Argentinien in einer tiefen ökonomischen Krise und die Produktion von billiger Energie mithilfe von Gas und Öl wirkt verlockend. Was sollte also getan werden?
Selbst wenn die Erdölförderung fortgesetzt wird, sollte damit begonnen werden, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen durch den Übergang zu sauberer Energie zu verringern. Danach spielt die Kontrolle und Prüfung durch den Staat eine zentrale Rolle, vor allem bei den Offshoreplattformen. Die Vereinten Nationen (UN) widmeten dem Thema „menschgemachter Unterwasserlärm“ kürzlich eine Jahrestagung und erkannten an, dass die seismische Erkundung von Kohlenwasserstoffen eine der wichtigsten negativen Ursachen für vom Menschen verursachten Lärm in den Meeresökosystemen weltweit darstellt. Sie empfehlen eine angemessene Planung und Durchführung im Rahmen des Vorsorgeprinzips sowie eine Überwachung der möglichen Auswirkungen der Erkundungen auf die Ökosysteme gemäß internationaler Protokolle und Standards.
Am wichtigsten ist, dass staatliche Stellen Kontrollen durchführen
Das argentinische Institut für Fischereientwicklung (INIDEP) wies außerdem in einem Bericht vom Mai 2020 darauf hin, dass die Erstellung von Bewirtschaftungsplänen für die verschiedenen seismischen Erkundungsprojekte Priorität hat. Diese erlauben es, die Durchführbarkeit von menschlichen Aktivitäten wie Fischerei und Kohlenwasserstoffausbeutung zu bewerten, um die Nachhaltigkeit der lebenden Ressourcen zu gewährleisten. Auf der anderen Seite sollten auch Möglichkeiten der Entschädigung für betroffene Akteur*innen im Falle von Umwelt- oder Fischereischäden, die die Wirtschaft beinträchtigen, festgelegt werden.
Deshalb ist es wichtig, dass die argentinische Regierung, insbesondere das Energiesekretariat, das dem Ministerium für produktive Entwicklung sowie dem Umweltministerium untersteht, Kontrollen durchführt. Im gemeinsamen Beschluss 3/2019 wird darauf hingewiesen, dass beide Stellen für die Überwachung der Einhaltung des Umweltmanagementplans verantwortlich sind. Dort ist zudem angegeben, wie die Aspekte der Aktivität, die Analyse der ökologischen und sozialen Sensibilität des Gebietes und die Wechselwirkungen der Aktivitäten mit der Umwelt berücksichtigt werden sollen.
Seismische Erkundungen nach Erdöl, eine weitere Gefahr für das Meer von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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