(Asunción, 28. April 2021, Radio Mundo Real).- Seit letztem Jahr wehrt sich die Gemeinde Santa Rosa des Volkes Qom gegen eine Eukalyptus-Monokultur. Das Volk Qom ist dort seit über 37 Jahren niedergelassen, seine Ländereien befinden sich im paraguayischen Bajo Chaco in der Ortschaft Cerrito im Bezirk Benjamín Aceval des Departamentos Presidente Hayes, 47 km von Asunción entfernt. Bernarda Pesoa, Mitglied der Organisation ländlicher und indigener Arbeiterinnen (CONAMURI) und Mitglied der Gemeinde Santa Rosa, sprach mit Radio Mundo Real über die Verteidigung ihres Gebietes und die Schikanen, denen sie und ihre Gemeinde am 17. April ausgesetzt waren. Sowohl Pesoa als auch ihre Gemeinde hatten schon vorher Drohungen erhalten, aber an diesem Wochenende „waren sie so gewalttätig wie nie zuvor, sie kamen mit Waffen und Ketten, und es waren sehr viele. Wir mussten uns verteidigen, also haben sie uns angezeigt“, erzählte die Anführerin. Die Anzeige wurde bei der Staatsanwaltschaft eingereicht. Seither gibt es dazu keine Neuigkeiten. Bereits im Oktober 2020 hatte es einen Vorfall gegeben, der ebenfalls zu einer Anzeige führte: Pesoa wurde physisch angegriffen, nachdem sie gegen die Errichtung einer Eukalyptus-Plantage auf dem Land ihrer Gemeinde protestiert hatte. Aus diesem Grund entschied sich Pesoa dafür, das Thema öffentlich zu verbreiten, um sich und ihre Gemeinde durch Solidarität zu schützen.
„Den Unternehmen geht es um Kapitalmaximierung, nicht um die Versorgung der Bevölkerung“
Die Besitzurkunden der Ländereien sind auf den Namen der Qom ausgeschrieben. Es handelt sich um 1.117 ha Land, von denen nur 35 ha landwirtschaftlich nutzbar sind; 20 ha benötigt allein das Eukalyptus-Plantagenprojekt. Die Qom, insgesamt 620 Familien, mehr als 1.500 Menschen, wurden zu diesem Projekt nicht konsultiert, und Pesoa bekräftigt, dass es dafür keine Zustimmung gibt. Die Gemeinden haben viele Jahre auf ihrem Land gearbeitet und Straßen, Sozialwohnungen, eine Schule sowie ihren eigenen artesischen Brunnen gebaut. „Dieses Land gehört nicht der Regierung, sondern uns, dem Volk der Qom. Es wurde von franziskanischen Missionaren gestiftet, und sie übergaben uns 1992 die Landrechte, um Landwirtschaft, die Versorgung von Familien und ein Leben in Würde zu ermöglichen“, so Pesoa. Die Verteidigerin des Territoriums betonte, die internen Konflikte hätten mit dem Eindringen der Unternehmen in ihre Gebiete begonnen: „Für sie geht es um Kapitalmaximierung, nicht um die Versorgung des Dorfes oder des Landes“.
Soziales Projekt gegen Armut: Einflussnahme durch die Hintertür
Das Eukalyptus-Plantagenprojekt wird von der Fundación Paraguaya gefördert. Die Stiftung sei mit dem sozialen Projekt „Ampel zur Beseitigung der Armut“ in die Gemeinde gekommen, erklärte Pesoa , allerdings hätte man nie irgendwelche Ergebnisse dieser Arbeit gesehen; vielmehr sei das Projekt als Strategie genutzt worden, um sich Zutritt zum Land zu verschaffen. Mit materiellen Versprechungen und Aussichten auf Arbeitsplätze sorgen sie für interne Konflikte. „Auf diese Weise manipulieren sie die Leute, wir aber schauen nicht nur auf den wirtschaftlichen Aspekt, sondern weit darüber hinaus auf die Zukunft unserer Familien, und wenn die Pflanzen erst einmal da sind, werden wir keinen Platz mehr für den eigenen Anbau und für unsere Häuser haben.“ Mit der Überzeugung, dass ohne Land kein würdiges Leben möglich ist, fordern die Gemeinden eine öffentliche Anhörung, um ein Gesetz zum Schutz indigener Territorien zu erreichen, das die Anlage von Monokulturen verbietet.
Gesetze zum Schutz indigener Völker und der Umwelt anwenden!
Als Reaktion auf diese Ereignisse veröffentlichte die soziale Plattform für Menschenrechte, Erinnerungskultur und Demokratie in Paraguay eine Stellungnahme, in der sie ihre Solidarität bekundete und die paraguayische Staatsanwaltschaft zur sofortigen Intervention aufforderte. Gleichzeitig verkündete CONAMURI am 26. April bei einer Demonstration: „Im Zusammenhang mit dem Konflikt, der durch die Eukalyptus-Monokultur im gemeinsamen Territorium verursacht wird, fordern die bedrohten Gemeinden die verantwortlichen öffentlichen Institutionen auf, Verantwortung zu übernehmen und einzugreifen, um die Anwendung der Gesetze zum Schutz indigener Völker und der Umwelt durchzusetzen“. Bernarda Pesoa rief außerdem die Frauen dazu auf, sich zu organisieren und ihre Gemeinden anzuführen: „Ohne die Frauen wird diese Gesellschaft nicht existieren“.
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