Indigene fordern Entschädigung von staatlichem Erdölkonzern

(Lima, 07. März 2012, noticias aliadas).- Mehrere indigene Gemeinden sind von der Verschmutzung ihrer Umwelt betroffen, nachdem Öl aus einer geborstenen Pipeline geflossen war. Der Bruch der Pipeline ereignete sich am 22. Februar im nordöstlichen Bundesstaat Venezuelas, Anzoátegui. Dutzende Tonnen Öl liefen in die Flüsse Tascabaña und Guanipa aus und beeinträchtigten Wasser, Flora und Fauna, von denen die Versorgung der indigenen Bevölkerung im Bezirk Freites abhängt.

In einer öffentlichen Stellungnahme sechs Tage nach dem Auslaufen des Öls gab der staatliche Erdölkonzern PDVSA (Petróleos de Venezuela) bekannt, dass ein Notplan in „Rekordtempo“ entwickelt worden wäre, um dem durch einen “vermutlichen Sabotageakt” ausgelösten Problem zu begegnen: „Angesichts des Anschlags auf eine der Pipelines wurden unverzüglich Maßnahmen durchgeführt, die mit den Sicherheitsnormen für die Erdölindustrie im Einklang stehen und die von den Ministerien für Erdöl, Bergbau und Umwelt eingefordert worden sind“.

Indigenenvertreter: keine Sabotage

Repräsentanten der Ethnie Kariña wiesen die Vorwürfe des staatlichen Erdölkonzerns, es handele sich wahrscheinlich um einen Sabotageakt, zurück. „Wir glauben nicht, dass es Sabotage war“, sagte Sair Martínez, Vorsitzender der Indigenengemeinde Tascabaña I, der Tageszeitung El Nacional. „Wir sind sehr unzufrieden mit dieser Situation, weil die Rohleitungen schon ziemlich alt sind und ersetzt werden sollten. Wir sind davon betroffen, wenn von Sabotage die Rede ist. Aber damit haben wir nichts zu tun; schon allein deshalb nicht, weil wir wissen, dass es unsere Flüsse verschmutzt“.

Der Präsident des Bezirksrates von Freites, Benito Machuca, gab bekannt, dass die Bewohner*innen der indigenen Gemeinden eine Petition an die Regierungsbehörden verfasst hatten. Darin forderten sie sowohl eine Entschädigung für die betroffenen Anwohner*innen als auch, dass die angebliche Sabotage untersucht und bewiesen werden solle.

Pipelines veraltet, Ölindustrie ineffizient

Nach Angaben der Zeitschrift América Economía bestätigte der Generalsekretär der Vereinigung der Ölarbeiter Venezuelas (Federación de Trabajadores Petroleros de Venezuela) José Bodas, dass es nach dem Ölunfall eine Woche gedauert hat, bis Notfallmaßnahmen getroffen wurden. Laut Bodas habe der Konzern PDVSA wenig Kapazitäten, schnell zu reagieren. Dies liege daran, dass sich das Unternehmen im Verfall befinde. Zusätzlich hätten die Angestellten die Warnungen der betroffenen Bevölkerung missachtet.

Omar González Moreno, Abgeordneter der Nationalversammlung, bestätigte die Aussagen Bodas. Er erklärte, das Auslaufen des Öls sei auf „zerfallene Rohrleitungen, die seit Jahren nicht gewartet wurden“ zurückzuführen. Mit dem Vorwurf der Sabotage versuche die Ölindustrie ihre “Ineffizienz” zu vertuschen. Er beklagte zudem, dass zwischen Januar 2011 und Februar 2012 in Anzoátegui bereits zwölfmal Erdöl ausgelaufen sei.

Die Ministerin für Umwelt, Neira Fuenmayor, gab ihrerseits am 1. März bekannt, dass bereits 70 Prozent der verschmutzten Gewässer gesäubert worden seien und dass die Säuberungsarbeiten voraussichtlich Mitte März beendet sein würden.

 

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