(São Paulo, 11. Januar 2020, Brasil de Fato).- Das Agrargift Profenophos des Multis Syngenta mit Sitz in Basel wird in großen Mengen von Brasilien importiert – das Land ist der größte Markt für Syngenta.
Seit Jahrzehnten haben Aktivist*innen das Agrarunternehmen auf dem Radar. 2018 exportierte Syngenta 37 Tonnen Profenophos nach Brasilien. Die Schweizer NGO Public Eye spricht von einem unmoralischen Geschäft: In der Schweiz ist das Insektizid nämlich seit 2005 verboten. In Brasilien dagegen findet es breite Anwendung, um Seuchen in den Griff zu bekommen, die zum Beispiel Soja, Mais, Kaffee und Baumwolle befallen. Public Eye hat jetzt einen Bericht vorgelegt, in dem das Schweizer Parlament dazu aufgefordert wird, den giftigen Exporten ein Ende zu bereiten. Das Insektizid, das vor allem auf Baumwollfeldern zum Einsatz komme, sei extrem schädlich etwa für Vögel und Bienen. Es handele sich um ein Nervengift, das Sarin ähnele. Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns, vor allem bei Kindern, seien möglich, so Laurent Gaberell, bei Public Eye für Landwirtschaft und Biodiversität verantwortlich. In Brasilien seien Reste von Profenophos im Trinkwasser von Millionen Menschen gefunden worden.
UN-Sonderberichterstatter ermahnte Schweizer Regierung
Auf Grundlage von Daten der brasilianischen Regierung für 2018/19 schätzt Public Eye, dass eine von zehn Wasserproben so hohe Werte enthalte, dass der Konsum in der Schweiz nicht zugelassen wäre. Am stärksten betroffen sind die Bundesstaaten São Paulo und Minas Gerais. Der Weltmarkt für Profenophos soll 100 Millionen Dollar schwer sein. Ein Viertel der Verkäufe entfällt Schätzungen zufolge auf Syngenta.
Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück. Im November 2019 hatte der UN-Sonderberichterstatter zu Auswirkungen von Umweltverschmutzung auf die Menschenrechte, Baskut Tuncak, die Schweizer Regierung dazu aufgefordert, den Export von Pestiziden und anderer Substanzen zu verbieten, die in der Schweiz selbst verboten sind. Die Staaten hätten die Pflicht, vor gefährlichen Substanzen zu schützen, diese Pflicht ende nicht an der eigenen Landesgrenze.
Syngenta sorgt sich um einen „Wettbewerbsnachteil“
Im Juni 2019 hatte Syngenta in einer Stellungnahme erklärt, man lehne eine explizite Autorisierung seitens des importierenden Landes ab, wie sie teilweise gefordert wird. Dies hätte einen „Wettbewerbsnachteil“ für die betroffenen Unternehmen zur Folge. Fast die Hälfte der in Brasilien meistverwendeten Agrargifte sind in der EU verboten.
In der EU verbotenes Pestizid verseucht das Wasser von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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