Grundrechte der Völker ignoriert
Allerdings besitzt allein der kanadische Konzern Almaden Minerals über seine Tochterunternehmen Minera Gavilán, Minera Zapata und Minera Gorrión 13 Titel, die 73 Prozent des konzessionierten Bodens ausmachen. Weitere 46 Konzessionen, die 22 Prozent der konzessionierten Oberfläche umfassen, gehören dem Unternehmen Minera Dominan. Dahinter steht das mexikanische Kapital von Grupo Ferrominero, Grupo Frisco und Grupo Peñoles. Auf Grund dieser Situation sprechen die Bewohner*innen der Region von sich selbst euphemistisch als den „Verdammten der Sierra“.
Zusammen mit den Bergbauprojekten kommen die Wasserkraftwerke, die die notwendige Energie für den Betrieb der Ersteren liefern werden sowie für die sogenannten Landstädte (Ciudades Rurales), in denen auf Kosten der Vertreibung der Bewohner*innen dieser Territorien billige Arbeitskraft für die Vorhaben geschaffen wird. Für die Invasion der indigenen Territorien wird die immer gleiche Strategie gewählt: Absprachen mit den Regierungsfunktionär*innen, die vom Gesetz geforderten Genehmigungen zu erteilen. Diese erteilen sie dann auch ohne jegliche Vorbehalte und ignorieren dabei die elementarsten Rechte der Völker, etwa deren Selbstbestimmung, das Territorium und die Befragung.
Mobilisierung, Widerstand und Klagen
Wenn die offiziellen Genehmigungen vorliegen, beginnen sie, die Gemeinden zu spalten. Sie nähern sich den Unentschlossenen, denen sie finanzielle Mittel oder hypothetische Entwicklungsprogramme anbieten, deren Finanzierung aus öffentlichen Haushalten kommen soll. Akzeptieren sie nicht, beginnen die Drohungen und es werden Straftaten der Führungspersönlichkeiten fabriziert, um sie ihrer Freiheit zu berauben. Mit der Energiereform haben sich diese Praktiken vertieft und Gegenreaktionen der Bewohner*innen provoziert.
Die Verdammten der Sierra haben unter Führung des Rates Tiyat tlali eine Reihe von Aktionen begonnen, um sich zu verteidigen. Dazu gehören große Info-Versammlungen, Vereinbarungen für den Widerstand gegen die Megaprojekte und Demonstrationsmärsche, auf denen sie ihren Unmut zum Ausdruck bringen. Die Strategie schließt ein, bei Gericht Klagen auf einstweilige Verfügungen aufgrund des Verletzens der Rechtsordnung einzureichen. So gingen beispielsweise am 17. März die Landkreise Cuetzalan, Tlatlauquitepec und Yahonahuac vor. Am 7. April folgte ihnen die Gemeinde Tecoltemic (Landkreis Ixtacamaxtitlán) mit einer Klage gegen den Konzern Almaden Minerals.
Wenn nichts davon wirkt, gehen sie zur direkten Aktion über. So wie im November 2012 die Gemeinde Zautla. Sie warf das mit chinesischem Kapital versehene Unternehmen JDC Minerals aus ihrem Territorium hinaus. Oder die Gemeinde Olintla. Sie hielt im Dezember 2013 den Maschinenpark der Grupo México zurück, um den Bau der Straße von Zaragoza nach Jopala zu verhindern. Über diese Straße war der Transport von Heckbaggern für die Konstruktion eines Wasserkraftwerkes vorgesehen.
Befragung: Einladung zum Essen und zum Unterschreiben
Erst kürzlich, am vergangenen 24. April durchlebten die Totonaco aus dem Landkreis San Felipe Tepaxtlán die Folgen jener Reform, die den Mexikaner*innen laut ihrem Präsidenten Wohlstand bringen soll. An diesem Tag zitierte die Lokalregierung sie zu einer Befragung über das Wasserkraftwerk Puebla 1, das das Unternehmens Deselec 1 – eine Tochter von Mehidro – über den Fluss Ajajalpan bauen will.
Nach vierstündigem Warten präsentierten sich nur der Gemeindesekretär, sowie Personal des Energieministeriums und der Nationalbehörde für die Entwicklung der Indigenen Völker (CDI). Sie luden die Anwesenden zum Essen ein. Und zu ihrer Unterschrift, mit der sie das Vorhaben akzeptieren sollten. Empört schlugen die Totonaco die Funktionär*innen in die Flucht. Am 14. Juni, und aufgerufen durch das Komitee zur Verteidigung des Ajajalpan, führten etwa 1.000 Menschen eine Infoversammlung durch. Auf ihr beschlossen sie die Ablehnung des Bauprojektes. Um diese festzuhalten, unterschrieben sie ein entsprechendes Protokoll. Außerdem marschierten sie durch die Straßen des Landkreiszentrums.
Diskreditierungskampagne gegen den Rat Tiyat tlali
Das Unternehmen blieb nicht untätig. Um dem Unmut gegen seine Pläne etwas entgegenzusetzen, zahlte es 200 Pesos an diejenigen, die bereit waren, für das Unternehmensvorhaben zu demonstrieren. Ein Unterstützungsmarsch mit höchstens 200 Teilnehmenden, darunter Bewohner*innen aus Nachbarlandkreisen, fand am 20. Juni statt. Die Teilnehmer*innen marschierten zum Bürgermeisteramt von Tepaxtlán. Sie forderten die Akzeptanz des Projektes, weil es zum Nutzen der Bevölkerung sei. Am Folgetag begann die örtliche Presse mit einer Diskreditierungskampagne gegen den Rat Tiyat tlali, der die Unzufriedenen begleitet. Gleichzeitig zirkulierten Drohungen gegen die Teilnehmer*innen der Missfallenskundgebungen.
Die indigenen Territorien sind weiterhin die Bühne auf der zu einem großen Teil um die Zukunft Mexikos und der Mexikaner*innen gestritten wird. Doch die ständig Verdammten sind nicht mehr bereit, ihren Status beizubehalten.
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