Bisher 134 Tote bei Dammbruch in Minas Gerais

(São Paulo, 25. Januar 2019, brasil de fato/poonal).- Im südbrasilianischen Bundesstaat Minas Gerais brach am 25. Januar der Staudamm eines Rückhaltebeckens in Brumadinho, im Ballungsgebiet von Belo Horizonte. Der Damm gehörte zur Eisenerzmine „Córrego do Feijão“ des Bergbaukonzerns Vale. Mittlerweile geht man von 134 Toten und 199 Verschwundenen aus. 192 Menschen konnten gerettet werden; 108 waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Die Regierung des Bundesstaates hält die Bevölkerung aufgrund der Verschmutzung an, nicht in Kontakt mit dem Flusswasser zu kommen oder es zu trinken. Es wird empfohlen, 100 Meter Abstand zum Flussbett zu wahren.

Der Dammbruch in Brumadinho ereignete sich knapp drei Jahre nach der Umweltkatastrophe in Mariana, ebenfalls im Bundesstaat Minas Gerais. Bei dem Unfall im November 2015 wurde die Gegend mit 62 Millionen Kubiklitern Abraumschlamm verseucht. Bei dem Bruch des Damms „Fundão“ des Konzerns Samarco (der ebenfalls zu Vale gehört) wurden damals 19 Menschen getötet.

Lizenzen im Schnellverfahren

Die Koordinatorin Maria Júlia Gomes de Andrade der Bewegung für Bürgersouveränität im Bergbau MAM (Movimento pela Soberania Popular na Mineração) kritisierte, dass die Lizenz für eine Vergrößerung des Rückhaltebeckens in einem Schnellverfahren im Dezember ausgestellt wurde. Verantwortlich dafür war die Regierung des Staates Minas Gerais. „Sie haben für eine Erweiterung drei Lizenzen gleichzeitig bearbeitet – eine für die Vorarbeiten, eine für den Bau und eine für den Betrieb – und so den Vorgang beschleunigt. Die Bevölkerung im Umkreis dieses neuen Bauprojekts hatte große Bedenken bezüglich der Auswirkungen dieses Ausbaus. Jetzt sehen wir, dass die Angst der Menschen gerechtfertigt war.“

Die Bewegung der Betroffenen von Staudämmen MAB (Movimento dos Antigidos por Barragens) hat bereits ihre Solidarität mit den Betroffenen des Unglücks geäußert. „Wir stellen uns gegen das aktuelle Modell von Bergbau mit privatisierten und multinationalen Konzernen, die um jeden Preis auf einen größtmöglichen Gewinn aus sind, was Auswirkungen auf die Leben von Tausenden von Menschen hat“, verkündete die Organisation in einer schriftlichen Stellungnahme. „Das Rückhaltebecken umfasst eine Million Kubikmeter Minenschlamm, der sich nun über den Fluss Paraopeba ergießt und eine Spur von Zerstörung und Tod zurücklässt. Das gefährdet die Versorgung von tausenden Familien in mehr als 48 Gemeinden des Paraopeba-Flussbeckens.“

Verantwortungsloser Umgang mit Menschenleben und Umwelt

Ein archivierter Gesetzesvorschlag von 2015 sollte Rückhaltebecken mit nassem Abraum verbieten und den Ausbau von Trockenbecken fördern. Autor des Gesetzes war der Bundesabgeordnete der Arbeiterpartei PT (Partido dos Trabalhadores) Reginaldo Lopes, der ebenfalls Stellung zu dem Umweltunglück bezog: „Das ist verantwortungslos und kriminell, weil es sich um die gleiche [Unternehmens]Gruppe handelt. Nun passierte nach drei Jahren das gleiche in derselben Region. Es ist nicht akzeptabel, einen so verantwortungslosen Umgang mit Menschenleben und der Umwelt weiter geschehen zu lassen“.

Die MAB traf sich am 1. Februar mit der brasilianischen Generalstaatsanwaltschaft und forderte Garantien dafür, dass dieser Fall nicht straflos enden würde, wie das beim Verbrechen des Unternehmens Samarco 2015 der Fall war. Nach dem Treffen richteten die Staatsanwältin Raquel Dodge und der Präsident des Obersten Gerichtshofs Dias Toffoli eine Beobachtungsstelle für die Überwachung großer Tragödien ein. Das Ministerium für Soziales kündigte Schadensersatzzahlungen für die Bewohner*innen von Brumadinho an.

Warnungen ignoriert

Ende 2018 hatte Brasil de Fato einen Bericht veröffentlicht, der vor dem Ausbau des Bergwerks in der Stadt warnte. Am 11. Dezember hatte das Gremium von Minas Gerais für Umweltpolitik Copam (Conselho Estadual de Política Ambiental) die Erweiterung der Mine in Brumadinho genehmigt, sowie einer weiteren in Sarzedo, das ebenfalls im Ballungsraum von Belo Horizonte liegt. Die Bergwerke befinden sich in der Pufferzone des Nationalparks Rola Moça. Gegen deren Ausbau gab es immer wieder starken Widerstand der Anwohner*innen. Bei der Abstimmung über den weiteren Betrieb der beiden Minen gab es lediglich eine Gegenstimme und zwei Enthaltungen, kritisierte Maria Teresa Viana, Mitglied des Copam.

Die Regierung von Minas Gerais teilte kurz nach dem Dammbruch mit, dass eine Spezialeinheit vor Ort sei. Auch der Bergbaukonzern Vale äußerte sich: „Höchste Priorität des Unternehmens ist nun, die Leben der Angestellten und Angehörigen der Gemeinde zu erhalten und zu schützen“.

Der rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro bedauerte den Unfall über Twitter und schrieb, dass es nun vor allem darum ginge, „mögliche Opfer dieser schlimmen Tragödie zu versorgen“. Noch einige Tage vor dem Unglück hatte Bolsonaro auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos erklärt: „Wir sind das Land, was am meisten für den Umweltschutz tut. Kein anderes Land der Welt besitzt so viele Wälder wie wir“.

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