von Darius Ossami
(Berlin, 10. Januar 2010, npl).- Ende Dezember sind bei zwei Mordanschlägen in der Provinz Cabañas drei Menschen erschossen und zwei Kinder verletzt worden. Zwei der Getöteten waren im Kampf gegen geplante Minenprojekte aktiv. Die Mordserie im Norden El Salvadors sorgt für erhebliche Unruhe bei sozialen Organisationen und Umweltschutzgruppen. Auch die Regierungspartei FMLN fordert die Aufklärung der Verbrechen.
Am 26. Dezember erschossen Unbekannte die 32-jährige Dora Sorto Recinos im Bezirk Trinidad in der Nähe der Provinzhauptstadt Sensuntepeque. „Alicia“, wie sie von Freund*innen genannt wurde, war im achten Monat schwanger und trug ihren zwei Jahre alten Sohn auf dem Arm, der bei dem Attentat einen Schuss in den Fuß erhielt. Sorto Recinos war, ebenso wie ihr Lebenspartner José Santos, Aktivistin des Umweltkomitees Cabañas (CAC). Es wird jedoch vermutet, dass die Mörder eigentlich ihren Lebenspartner treffen wollten, denn er gilt als einer der Hauptzeugen des Mordes an Ramiro Rivera Gómez sechs Tage zuvor. Dieser war am 20. Dezember von mutmaßlichen Auftragskillern auf einer Landstraße erschossen worden. Mit ihm starb seine Nachbarin; ein 13-jähriges Mädchen überlebte schwer verletzt. Ermittler der Polizei würden die Fälle untersuchen, erklärte der stellvertretende Polizeidirektor Augusto Cotto. Zudem seien zusätzliche Polizeikräfte abgestellt worden, da es Informationen über weitere Bedrohungen gebe. Rivera Gómez stand unter Polizeischutz, doch da es sich um mindestens fünf Attentäter gehandelt habe, hätten sich die beiden Personenschützer im „Nachteil“ befunden; auch seien sie schlechter bewaffnet gewesen. Der Polizeischutz war angeordnet worden, nachdem Rivera Gómez ein Attentat im August nur knapp überlebte. Als einer der Angreifer wurde damals sein Nachbar Oscar Menjívar identifiziert – seitdem sitzt er in Haft. Im Februar soll ihm der Prozess gemacht werden, weshalb vermutet wird, dass Zeugen rechtzeitig beseitigt werden sollen. Über einen möglichen Zusammenhang zwischen den Mordanschlägen und Anstifter oder Hintermänner wollte sich Cotto nicht äußern. Dabei halten die Angriffe und Morddrohungen seit Monaten an. Bereits im Juni war der Gemeindeaktivist Gustavo Marcelo Rivera gefoltert und ermordet worden. Er hatte sich gegen eine geplante Goldmine des kanadischen Unternehmens Pacific Rim engagiert. Nach Protesten mussten die Probebohrungen eingestellt werden. Das Unternehmen verklagte den Staat El Salvador daraufhin auf Schadensersatz in Höhe von 77 Millionen Dollar. Nachbar*innen des in Haft sitzenden Menjívar sagen, er sei als „Promoter“ von Pacific Rim bezahlt worden, was die Firma jedoch bestreitet. Für die Menschen in Cabañas ist klar, dass die einzige Verbindung zwischen diesen Vorfällen in der gemeinsamen Ablehnung gegen den Bergbau besteht. Anlässlich der Beerdigung von Dora Sorto Recinos erklärte der Pastor, dass die Minengesellschaften Tod, Elend und Bitterkeit über die Bewohner*innen der Gemeinden brächten, die in der Nähe dieser Projekte wohnten. Die Menschen dürften sich aber nicht zum Schweigen bringen lassen. Auch die landesweite Koalition gegen den Bergbau (Mesa Nacional Frente a la Minería) hat in einer Erklärung die jüngsten Morde scharf verurteilt. Dieser dritte Mord an ihren Mitglieder*innen enthülle die gefährliche Situation, in der sie sich befänden. „All diese Verbrechen sind nicht bestraft worden, was Morde an weiteren Umweltaktivist*innen zur Folge haben kann“. Der Vorsitzende des CAC, Francisco Pineda, forderte daher von den Behörden, auch gegen Abgeordnete, Bürgermeister und Einzelpersonen zu ermitteln.
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