Weiße Sektenanhänger wegen Landraub vor Gericht

Mennoniten
Mennoniten in Mexiko, Campeche. Unter dem breitkrempigen Strohhut verbergen sich einige krude Gedankengänge.
Foto: Adam Jones, Ph.D. via wikimedia
CC BY-SA 3.0

(Bogotá, 30. August 2024, colombia informa).- Die Staatsanwaltschaft hat zwölf  Anhänger einer christlichen Sekte wegen Abholzung und Umweltzerstörung in einem ökologisch wichtigen Gebiet angeklagt. Die indigene Bevölkerung von Sikuani wirft ihnen außerdem Landraub in Komplizenschaft mit dem Paramilitarismus vor.

Mennoniten in Meta

Die Provinz Meta liegt südöstlich der Hauptstadt Bogotá. 2016 und 2017 kamen Mennoniten aus Mexiko und erwarben dort 32.000 Hektar Land, um Soja und Mais anzubauen. Die religiöse Sekte entstand im 17. Jahrhundert in Mitteleuropa. Der Erwerb der Ländereien erfolgte auf illegale Weise, ohne die Vorschriften einzuhalten, die erlaubte Landmenge wurde überschritten und die Rechte der indigenen Bevölkerung wurden missachtet. Außerdem wird vermutet, dass das Land von Personen gekauft wurde, die mit dem Paramilitarismus in Verbindung stehen. Wie das kolumbianische Institut für ländliche Entwicklung Incoder berichtete, wurden einige Grundstücke von Rodrigo Vargas Cuéllar gekauft, der mit dem ehemaligen Paramilitär und Drogenhändler Guillermo Acevedo, alias „Memo Fantasma“, in Verbindung steht.

Sikuani prangern Landraub an

Nach dem Höhepunkt des Paramilitarismus Anfang der 2000er Jahre beschlossen die indigenen Gemeinschaften der Sikuani 2017, auf ihr Land zurückzukehren, mussten jedoch feststellen, dass ihr Land nun von Mennoniten besetzt war. Unter Berufung auf Dekret 2333 aus dem Jahr 2014, das ihnen die angestammten Rechte an diesen Ländereien zuspricht, forderten sie die weißen Sektenmitglieder zum Gehen auf. Fünf Jahre später und in einem zweiten Anlauf hat die Nationale Landbehörde im Juni 2022 die indigenen Besitzansprüche als rechtens anerkannt.

Doch das Bürgermeisteramt von Puerto Gaitán, die Polizei, die kommunalen Behörden und bewaffnete Zivilisten ignorierten die nationalen Richtlinien und vertrieben die von den Sikuani bewohnten Ländereien von Campo Alegre und Coba Libre. Mit Traktoren zerstörten sie die strohgedeckten Hütten von 500 Familien, die dann gezwungen wurden, in einen überschwemmten Park in Puerto Gaitán umzuziehen. Alles zu Gunsten der Mennoniten. Die Sikuani reichten ihrerseits eine Beschwerde ein, der vom 38. Strafrichter des Kreises stattgegeben wurde. Im April widersetzte sich die indigene Gemeinschaft einer weiteren Räumung, nachdem sie die umliegenden Straßen besetzt hatte. Die Regierung sah sich gezwungen, die Angriffe gegen das Volk der Sikuani einzustellen. Die indigenen Behörden des Sikuani-Volkes fordern die Rückgabe von 58.000 Hektar ihres Gebiets in Meta. Gegenwärtig erheben insgesamt 135 Familien dieser Siedlung Anspruch auf ihr Land und prangern die Aneignung und Anhäufung von Land durch Fremde an.

„Wir wollen in unserem Territorium in Ruhe unsere Bräuche und Gewohnheiten pflegen. Als indigenes Volk brauchen wir unser Mutterland, um in Frieden und Freiheit zu leben“, erklärte Alba Rubiela Gaitán, die traditionelle Autorität des Gebiets

Eindringlinge, die das Land verschmutzen

Der Forscher Yann Le Polain erklärte gegenüber der Zeitung La Nación, es gebe derzeit 214 Mennoniten-Kolonien in neun lateinamerikanischen Ländern, darunter Argentinien, Belize, Bolivien, Kolumbien, Mexiko, Peru und Paraguay. In Peru hat die indigene Garde von Caimito beschlossen, die Mennoniten zu vertreiben, die seit Dezember 2023 gerichtlich aufgefordert wurden, die Abholzung in den Wäldern von Masisea zu stoppen. Die Mennoniten-Kolonie setzte jedoch die Abholzung fort und missachtete die peruanische Justiz. Diese religiöse Gruppe hat sich dem Anbau von Soja, Mais, Reis und Bohnen in Monokulturen verschrieben. Dabei verwenden sie Hochtechnologie und Pestizide, die die umliegenden Flüsse verschmutzen.

Gesetzesentwurf zur Vorbeuge gegen Landraubs

Der Kongressabgeordnete Wilson Arias bemüht sich seit Jahren, das Problem publik zu machen: „Ich freue mich, dass die Justiz tätig wird. Ich hoffe, dass sie sich bald auch näher mit einem anderen Aspekt befassen, zu dem ich seit Jahren arbeite, nämlich dem Unternehmen, das Mennoniten dort eingerichtet haben, um sich kolumbianisches Land anzueignen.“ Anfang dieses Monats sei ein Gesetzentwurf eingereicht worden, der den Kauf und die Aneignung von kolumbianischem Land durch Personen aus dem Ausland einschränken soll. Der Vorschlag sieht unter anderem vor, dass das erworbene Land nicht mehr als eine landwirtschaftliche Familieneinheit und 15 Prozent einer Gemeinde umfassen darf. Laut Arias ist dieses Projekt für den Schutz der Ernährungssouveränität des Landes unerlässlich.

Übersetzung: Deborah Schmiedel

 

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