Gentrifizierung in Städten und auf dem Land

(Mexiko-Stadt, 2. Mai 2024, desinformémonos).- Mexiko-Stadt: Sozial schwache Menschen sollen künftig in den beliebtesten Vierteln in und in den pueblos mágicos nichts mehr zu suchen haben. Dafür sorgt ein fortschreitender Gentrifizierungsprozess. Die städtebauliche Sanierung und Aufwertung einzelner Straßenzüge mit heruntergekommenen oder verfallenden Gebäuden führt zur Verdrängung der ärmeren Bevölkerung des Viertels und macht Platz für sozial und wirtschaftlich besser gestellte Menschen.

Der Geograph Luis Alberto Salinas Arreortua, Forscher am Geographischen Institut der UNAM (IGg), widmet sich der Untersuchung dieses Phänomens und der damit verbundenen Wohnungspolitik, die große Immobiliengesellschaften und Wohnungsbauunternehmen begünstigt. Diese wirke sich nachteilig auf die einheimische Bevölkerung einer verarmten Wohnsiedlung oder eines Viertels aus, die aufgrund der gestiegenen wirtschaftlichen Kosten für neue Wohnungen abwandern muss, erklärt er.

Gentrifizierung ist ein Prozess der Umstrukturierung der sozialen Beziehungen im Raum. Sie bezieht sich auf die Tatsache, dass sich verschiedene Bevölkerungsgruppen mit größerer wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit städtische Räume aneignen, die bestimmte Qualitäten aufweisen, z. B. Grünflächen, gute Lage, Ausstattung, Infrastruktur und kulturelle Zonen, die vom Immobilienkapital sehr begehrt sind“, so Salinas. An die Stelle der heruntergekommenen Gebäude werden nun qualitativ hochwertige Orten für Menschen mit mittlerem und hohem Einkommen gebaut. Aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel der ursprünglichen Bewohner können diese dann dort nicht mehr zur Miete wohnen.

Verdrängung in die Peripherien

Zu den Veränderungen in einem gentrifizierten Viertel gehören die Sanierung von Wohnungen, die Errichtung neuer Gebäude und die Ansiedlung neuer Unternehmen. „Dies sind wichtige Veränderungen, die darauf abzielen, mehr Menschen mit mittlerem und hohem Einkommen zu begünstigen“, betonte er. Bei der Abwanderung in die Ballungsgebiete von Mexiko-Stadt, von denen einige weit entfernt im Bundesstaat Mexiko und in Hidalgo liegen, sehen sich die verdrängten Bewohner*innen mit einem komplexen Mobilitätsproblem konfrontiert. Nun müssen sie bis zu zwei Stunden zu Fuß zur Arbeit oder zur Schule gehen und viel Geld für den Transport ausgeben, so der Forscher. „Außerdem fehlt es an grundlegenden Dienstleistungen wie Wasser und Kanalisation, so dass sie diese abgelegenen Gebiete oft verlassen, um sich neue Standorte in der Stadt zu suchen“, sagte er. Als Folge der Abwanderung in die Peripherie seien von 2004 bis 2014 500.000 Sozialwohnungen entstanden, über die Hälfte in Tecámac, Zumpango und Huehuetoca. Die Gemeinden im Bundesstaat Mexiko liegen etwa 40 km von der Innenstadt entfernt und stehen leer, da viele Menschen näher an ihren Arbeitsplätzen wohnen müssen.

Auch ein ländliches Phänomen

Das Phänomen der Verdrängung betreffe vor allem bestimmte Straßen großer und mittelgroßer Städte mit besonderen Qualitäten, aber auch Orte auf dem Land mit kulturellen, landschaftlichen und wirtschaftlichen Anziehungspunkten sind für privates Kapital interessant, folglich wird auch hier in Wohnungen, Büros oder Geschäfte investiert. Dazu zählen die Pueblos Mágicos, die so genannten magischen Dörfer, von denen es in ganz Mexiko 132 gibt. Die als „magisch“ ausgewiesenen ländlich gelegenen Orte sind für den nationalen und internationalen Tourismus attraktiv und verfügen über kulturelle Qualitäten. Die Programme der Bundesregierung haben Anreize für verschiedene Verbesserungen und wirtschaftliche Unterstützung in diesen Gebieten geschaffen, um ihre touristische Attraktivität zu erhalten, doch damit haben sich die Preise, Mieten und Lebenshaltungskosten im Allgemeinen verteuert. Laut Arreortua ist eine ausgewogenere Wohnungspolitik erforderlich.

 

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