
(Mexiko-Stadt, 20. Oktober 2025, desinformémonos) Ein Jahr nach der Ermordung des Tzotzil-Priesters Marcelo Pérez Pérez marschierten am 20. Oktober Tausende Menschen aus verschiedenen Gemeinden des südmexikanischen Bundesstaats Chiapas nach San Andrés Larráinzar, um ihm zu gedenken und Gerechtigkeit zu fordern. Mit Plakaten, Slogans und einer Messe prangerten Mitglieder der Glaubensgemeinschaft Pueblo Creyente die anhaltende Straflosigkeit in diesem Fall an und wiesen darauf hin, dass nur eine Person als unmittelbarer Täter für das Verbrechen verurteilt worden sei.
Die Demonstration begann gegen 9 Uhr morgens an der Kreuzung, die die Städte Chenalhó, Pantelhó und San Andrés verbindet. Nach acht Kilometern kamen die Teilnehmer*innen mittags im Hauptort der Gemeinde an, um an einer Messe teilzunehmen, die vom Bischof der Diözese San Cristóbal, Rodrigo Aguilar, gefeiert wurde. „Bisher haben wir noch keine Gerechtigkeit erfahren, nach der wir uns so sehr sehnen“, erklärte die Glaubensgemeinschaft in einer Mitteilung. „Die Drahtzieher genießen weiterhin Straffreiheit.“
Während der Veranstaltung forderte der Bischof die Bestrafung aller Personen, die an der Ermordung des Priesters beteiligt waren. Während der Feierlichkeiten wurde ein Text vorgelesen, in dem Marcelo als Friedensprophet gewürdigt wurde, der die Bevölkerung begleitete und Ungerechtigkeiten anprangerte. „Die Machtstruktur, die die Menschen unterdrückt, hat versucht die Saat zu zerstören, die Marcelo gesät hat, aber diese Saat vermehrt sich“, heißt es darin.
Anhaltende Gewalt in Chiapas
In der Erklärung wurde auch die anhaltende Gewalt in Chiapas angeprangert, die trotz des Einsatzes der Sicherheitskräfte der Bundes- und Landesregierung herrscht. In den Gemeinden kommt es weiterhin zu Morden, gewaltsamen Verschwindenlassen, Drogenkriminalität, Zwangsvertreibungen und Unterdrückung. Die Demonstrierenden kritisierten das ungerechtfertigte Einsperren von Menschenrechtsverteidiger*innen und eine Komplizenschaft der Behörden mit dem Organisierten Verbrechen: „Es kann nicht sein, dass der Mörder von Pater Marcelo nur zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, während Katecheten (Religionslehrer, Anm. d. R.) zu 110 Jahren Haft verurteilt wurden.“
Am Ende des Tages bekräftigten die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft ihre Forderung nach Gerechtigkeit für Marcelo Pérez und andere Personen, die in der Diözese ermordet wurden, wie Simón Pedro und die Opfer von Acteal. Sie sprachen sich auch gegen die Durchsetzung von Großprojekten wie der Schnellstraße zwischen San Cristóbal und Palenque aus und forderten die jüngeren Menschen auf, ihre Stimme gegen Ungerechtigkeit zu erheben. „Jugend bedeutet, sich nützlich zu machen und sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Heute ist der Tag, trau dich!“
Übersetzung: Christiane Kämpf de Salazar
Tausende fordern Gerechtigkeit für Pater Marcelo von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Schreibe einen Kommentar