Mehr Geflüchtete in Nord- und Zentralamerika

(Guatemala-Stadt, 28. Oktober 2015, cerigua).- Der erneute Anstieg der Gewalt seitens der Pandillas oder Mara-Banden hat im nördlichen Dreieck von Zentralamerika und Mexiko zu einem Exodus von tausenden Frauen und Kindern aus diesen Ländern geführt. Damit könnte Nord- und Zentralamerika eine Flüchtlingskrise direkt bevorstehen, warnte das Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge UNHCR Ende Oktober.

Die dramatische Flüchtlingskrise in der Welt sei nicht auf den Nahen Osten oder Afrika begrenzt, erklärte António Guterres, Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge. Etwas Vergleichbares würde sich gerade auf dem amerikanischen Kontinent ereignen, so Guterres bei der Präsentation des Berichts „Frauen auf der Flucht“.

Bericht: „Women on the Run“

Der Bericht „Women on the Run“ hat die Aussagen von 160 Frauen zusammen getragen, die sich gezwungen sahen, aus ihrer Heimat in Guatemala, Honduras, El Salvador und Mexiko zu flüchten. Grund war der Anstieg der Unsicherheit in ihren Gemeinden. In diesen Ländern sind Frauen und Kinder häufig Opfer von Gewalt und Verfolgung seitens Mara-Banden und krimineller Organisationen. Diese sind für Morde, Verschwindenlassen, Überfälle und Vergewaltigungen verantwortlich und rekrutieren Kinder für kriminelle Taten.

„Alles stellt eine Bedrohung für uns dar, weil eine Frau für sie wertlos ist“, erklärt „Lana“, eine der Frauen, die für den Bericht interviewt wurde.„Es ist so, als ob das Leben nichts wert ist. Sie vergewaltigen dich. Es gibt keine Grenzen. Es gibt keine Behörden. Es gibt niemanden, der sie stoppt“, erklärte sie.

384 Prozent mehr Asylanträge

In der Studie heißt es, dass die Zahl der Bürger*innen aus Mexiko, Guatemala, El Salvador und Honduras, die um Asyl in den Vereinigten Staaten ersucht haben, seit 2008 um 384 Prozent gestiegen ist. Häufig sind Frauen und Kinder die ersten, die vor der Gewalt flüchten. Nach Erkenntnissen der US-Regierung haben 82 Prozent der 16.077 Frauen aus diesen Ländern, die im vergangenen Jahr befragt worden sind, glaubhaft Angst davor, im Falle einer Abschiebung Verfolgung und Folter zu erleiden.

Allerdings sind die USA nicht das einzige Land, in das sich die Opfer flüchten; viele flüchten innerhalb von Zentralamerika und Mexiko. In Mexiko ist die Zahl der Asylanträge aus diesen Gebieten um 13 Prozent gestiegen.

Angesichts dieser Problematik empfiehlt der Hochkommissar den Ländern Nord- und Zentralamerikas, dass sie die Lage der Geflüchteten untersuchen; dass sie ein besonderes Augenmerk auf die Region richten, um die Situation zu lösen; und dass sie die Hauptgründe für die erzwungene Vertreibung angehen.

 

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