(Lima, 02. September 2010, noticias aliadas).- Am 20. August kamen Hunderte von Frauen vor dem Sitz der Staatsanwaltschaft in Managua zusammen. Angesichts der grassierenden Gewalt gegen Frauen protestierten sie dagegen, dass sie mit dieser Situation seitens des nicaraguanischen Staates allein gelassen werden.
„Wir fordern Gerechtigkeit, der Machismus tötet uns!“, riefen die Teilnehmerinnen der Demonstration, zu der das Netzwerk von Frauen gegen Gewalt RMCV (Red de Mujeres contra la Violencia) aufgerufen hatte. Sie gaben damit ihrer Auffassung Ausdruck, dass der Schutz des Lebens von Frauen für die nicaraguanischen Behörden offenbar „keine Priorität hat.“
Zwischen Januar und August dieses Jahres wurden 54 Frauen umgebracht, 23 davon waren erschossen worden. Bei den Tätern handelt es sich nach Angaben des RMCV um Personen aus dem familiären Umfeld der Frauen oder um Partner. Feminizid stehe an erster Stelle der nicht natürlichen Todesursachen bei Frauen, so die Organisation.
Fátima Millon, Koordinatorin des RMCV, verlangte von der Regierung, das Leben von Frauen besser zu schützen und dafür zu sorgen, dass Höchststrafen für diejenigen angewandt werden, die Frauen vergewaltigen und misshandeln. Weiterhin forderte sie staatliche Einrichtungen auf, gemeinsam mit Organisationen der Zivilgesellschaft Aktionen zur Prävention und Sensibilisierung gegenüber der Gewalt gegen Frauen zu entwickeln.
In ihrer im April veröffentlichten Studie hatte das RMCV festgestellt, dass im Jahr 2009 die Zahl der ermordeten Frauen in Nicaragua auf 79 angestiegen ist und es sich bei den Tätern mehrheitlich um Partner oder Ex-Partner der Frauen handelte. In 66 Prozent der Fälle benutzten die Mörder Schnittwerkzeuge wie Messer, Klappmesser und Beile, 17 Prozent der Morde wurden mit Schusswaffen begangen und die restlichen 17 Prozent durch Schläge und Erwürgen verursacht.
Feminizide statistisch nicht erfasst
„Leider zeigen die Mitarbeiter*innen der Justiz, wie unsensibel sie dem Thema gegenüber sind, indem sie Morde an Frauen, Feminizide und/oder Femizide als Tatbestände wie Mord oder Verwandtenmord klassifizieren. Damit verhindern sie, dass diese Verbrechen gegen Frauen und Mädchen als Ergebnisse von ungleichen Machtverhältnissen zwischen Frauen und Männern sichtbar werden und in die Statistiken eingehen“, kritisiert die Untersuchung des RMCV.
Das RMCV hat sich der Regionalen Kampagne gegen den Feminizid und für den Zugang zur Justiz für Frauen angeschlossen. Diese Kampagne wurde im Februar 2010 von Organisationen aus El Salvador, Guatemala, Honduras und Mexiko ins Leben. Sie hat das Ziel, größere Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken.
In Mittelamerika ist Guatemala das Land mit der höchsten Rate ermordeter Frauen aufgrund von häuslicher Gewalt. Laut der Angaben des Rates der Ministerien für Frauen in Zentralamerika sind zwischen den Jahren 2000 und 2009 insgesamt 5.027 Feminizide begangen worden. Dies übersteigt die Anzahl der Morde an Frauen in Ciudad Juárez im Norden Mexikos, dessen Auffälligkeit den Terminus „Feminizid“ begründet hatte. Allein im vergangenen Jahr wurden in Guatemala 847 Frauen umgebracht, in Mexiko 509, von denen 388 Fälle auf Ciudad Juárez entfallen.
(Foto: Maria Kindling)
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