CEPAL veröffentlicht Daten zur Gewalt gegen Frauen in Paraguay

von Natasha Pitts

(Fortaleza, 23. Mai 2012, adital-poonal).- Die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik CEPAL (Comisión Económica para América Latina y el Caribe) veröffentlichte vergangenen Mai die Broschüre „Si no se cuenta, no cuenta – Información sobre la violencia contra las mujeres“ (1), zu Deutsch etwa: „Was nicht erzählt wird, zählt nicht – Information über die Gewalt gegen Frauen“.

Paraguay im Visier der Forschung

Erstellt wurde der Bericht von der Abteilung für Gleichstellung der Geschlechter (División de Asuntos de Género). Das Dokument, das dazu beitragen soll, das Problem zu verstehen und Fortschritte bei der Beseitigung geschlechtsspezifischer Gewalt zu ermöglichen, beinhaltet Daten über Lateinamerika und die Karibik. Paraguay ist eines der Länder, die in dem Bericht behandelt werden. In der Verfassung des Landes findet sich ein Artikel in dem darauf hingewiesen wird, dass es die Pflicht des Staates sei, politische Maßnahmen zur Verhinderung von Gewalt im familiären Bereich zu fördern.

Wie dem Bericht der CEPAL zu entnehmen ist, arbeitet die Regierung Paraguays an einer Studie, die sich unter anderem den Themen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit widmet, um Informationen über das Vorkommen von Gewalt gegen paraguayische Frauen zu sammeln. Es fanden bereits sechs Untersuchungen statt, wobei die bis dato (23.5.2012) letzten Recherchen in den Jahren 2004 und 2008 vom privaten Paraguayischen Zentrum für Bevölkerungsstudien CEPEC (Centro Paraguayo de Estudios de Población) durchgeführt wurden. CEPEC erhielt dafür finanzielle Unterstützung von internationalen Partnern.

Die Nationale Studie für Sexuelle und Reproduktive Gesundheit und Demographie ENDSR (Encuesta Nacional de Demografía y Salud Sexual y Reproductiva) der CEPEC untersucht unter anderem die Indikatoren für Fruchtbarkeit, Familienplanung, Anzahl gewünschter Kinder und Zugang zur Gesundheitsversorgung. Das Thema Gewalt gegen Frauen kam 2004 hinzu. Dabei wurde erstmals die sexuelle Gewalt außerhalb des privaten Bereichs ins Auge gefasst und nach der Art der Gewalt, der Beziehung zum Täter und dem Alter des Opfers gefragt. In den vorhergehenden Untersuchungen wurde allein die körperliche und verbale Gewalt im familiären Bereich untersucht.

Misshandlungen durch Ehepartner

Im Jahr 2008 erfasste die ENDSR verbale, körperliche und sexuelle Gewalt gegen Frauen, die Beziehungen zwischen den Geschlechtern sowie geistige Gesundheit. Bezüglich der Ergebnisse der Studie ist aus der Broschüre der CEPAL zu entnehmen, dass 20 Prozent der Befragten erklärten, vor dem 15. Lebensjahr körperliche Misshandlungen zwischen den Eltern gehört oder gesehen zu haben. Siebzehn Prozent bestätigten, seitens der Eltern physische Gewalt erlitten zu haben.

Unter den verheirateten Frauen gaben 36 Prozent an, Opfer von verbaler, und 18 Prozent von körperlicher Gewalt seitens des Ehepartners oder eines ehemaligen Lebensgefährden gewesen zu sein. Fünf Prozent der Befragten gaben an, sexuell misshandelt worden zu sein. Innerhalb der letzten zwölf Monate bis zum Zeitpunkt der Befragung hätten 18 Prozent der Betroffenen verbale Gewalt, sieben Prozent körperliche und zwei Prozent sexuelle Gewalt seitens des Ehepartners oder eines ehemaligen Lebensgefährden erlitten.

Weitere Daten zeigen, dass die Gewalt gegen geschiedene oder getrennt lebende Frauen im Untersuchungszeitraum abnahm.

Täter meist aus dem Bekanntenkreis

Vier Prozent aller Befragten erklärten, mindestens einmal im Leben vergewaltigt worden zu sein. Weitere vier Prozent gaben an, Opfer anderer Arten sexuellen Missbrauchs gewesen zu sein, wobei der erzwungene Geschlechtsverkehr mit zwölf Prozent unter den geschiedenen oder getrennt lebenden Frauen am häufigsten sei.

Nach wie vor handelt es sich bei den Tätern im Fall von Vergewaltigungen zum größten Teil um Personen aus dem Bekanntenkreis. In 24 Prozent aller Fälle war der Ehemann der Täter, in 16 Prozent der ehemalige Ehepartner und in 12 Prozent der Freund oder Ex-Freund. 35 Prozent der Gewalttaten seien von Nachbarn, Freunden, Angestellten, Chefs oder Stiefvätern begangen worden. Nur 13 Prozent gab an, Opfer eines Unbekannten gewesen zu sein.

Nur wenige Opfer bitten um Hilfe

Trotz des Aufrufes, Misshandlungen zu melden, erklärten nur 35 Prozent der Frauen, sie hätten nach der letzten bzw. einzigen Gewalttat, der sie zum Opfer gefallen waren, um Hilfe gebeten. Diese Zahl war laut der ENDSR im Jahr 2004 noch geringer. Damals hätten nur 25,5 Prozent der betroffenen Frauen Anzeige erstattet oder um Hilfe gebeten, so die CEPAL-Studie.

Die CEPAL hofft, dass diese Daten dazu beitragen, die Beschaffenheit der Gesellschaft und die sozialen Beziehungen in den jeweiligen Ländern zu verstehen. Dies wiederum ermögliche es, darauf hin zu arbeiten, Denk- und Verhaltensweisen zu ändern und der Gewalt gegen Frauen vorzubeugen, sie zu bestrafen und auszulöschen. Notwendig hierfür seien politische Maßnahmen und Kampagnen zur Sensibilisierung der Bevölkerung.

Anmerkung:

(1) Broschüre der CEPAL abrufbar unter: http://www.eclac.cl/publicaciones/xml/2/46612/cuaderno99_WEB.pdf

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