von Alke Jenss
(31. Juli 2013, amerika21.de).- Am 20. Juli sind Unbekannte in das Gebäude des internationalen Solidaritätsnetzwerks REDHER (Red de Hermandad y Solidaridad con Colombia in Bogotá) eingebrochen. Der Vorfall steht offenbar im Zusammenhang mit dem symbolischen Gerichtsverfahren gegen das transnationale Bergbau-Unternehmen Pacific Rubiales, das kürzlich stattfand. Statt Geld und Wertsachen, stahlen die Einbrecher*innen mehrere Computer, Aufnahmegeräte und Dokumentationen über die Anhörung vom 13. Juli.
Dort waren der Firma eine ganze Reihe von Vergehen vorgeworfen worden: Unter anderem missachte sie das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung, habe massiv Steuern hinterzogen und die Beteiligung des Staates am Fördervertrag nicht anerkannt.
Morddrohung auf dem Küchentisch
Weitere Vorkommnisse werteten Menschenrechtsorganisationen daher als Einschüchterungsversuche: Die Webseiten des Basisnetzwerks Congreso de los Pueblos und der Presseagentur Colombia Informa wurden gehackt.
Der Gewerkschafter Héctor Sánchez hatte zuvor eine Morddrohung erhalten, die Unbekannte nachts auf seinem Küchentisch hinterließen. Er hatte in bäuerlichen Gemeinden zur Teilnahme an der Anhörung gegen Pacific Rubiales aufgerufen.
Der Gewerkschaftsverband der Industrie- und Ölarbeiter*innen USO (Unión Sindical Obrera de la Industria del Petróleo), der die Anhörung gegen Pacific Rubiales mit organisiert hatte, sieht sich ebenfalls einer Kampagne gegenüber. Offenbar hatte ein Vertreter der Gewerkschaft der Arbeiter*innen der Elektroindustrie UTEN (Unión De Trabajadores De La Indústria Energética Nacional) gegenüber mehreren Medien davon gesprochen, eine „Offensive gegen die USO“ beginnen zu wollen. Eine solche Äußerung aus einer bisher unbekannten Gewerkschaft ist angesichts zahlreicher früherer selektiver Morde an USO-Mitgliedern als Drohung zu verstehen.
Streik von 2011 gewaltsam beendet
Das kanadische Unternehmen Pacific Rubiales fördert in Puerto Gaitán im Osten des Landes täglich an die 225.000 Barrel Öl, das entspricht einem Viertel der kolumbianischen Produktion. In Kolumbien haben private Pensionsfonds etwa eine Milliarde US-Dollar in das Unternehmen investiert.
2011 weiteten sich Streiks der Ölarbeiter*innen zu lang andauernden Protesten aus, die das kolumbianische Militär gewaltsam beendete. Die Arbeiter*innen warfen dem Unternehmen damals vor, systematisch auf Vertragnehmer*innen zurückzugreifen, die sie nur zu geringeren Löhnen einstellten.
Tatsächlich ermittelten auch staatliche Stellen, unter anderem der kolumbianische Rechnungshof, wegen Steuerhinterziehung bereits mehrmals gegen die Pacific Rubiales, bislang allerdings ohne Ergebnis.
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