(Buenos Aires, 22. Juli 2011, púlsar–prensa latina-poonal).- Erstmals in der Geschichte Guatemalas müssen sich vier Militärs einer Eliteeinheit wegen Verbrechen im Bürgerkrieg verantworten. Oberstleutnant Carlos Antonio Carías und die Unter-Ausbilder Manuel Pop, Daniel Martínez und Reyes Collin werden vor dem Obersten Hochsicherheitsgericht von Guatemala (Tribunal Primero de Alto Riesgo de Guatemala) wegen eines Massakers angeklagt.
Den Militärs wird vorgeworfen, im Jahr 1982 in dem Dorf Dos Erres (Department Peten) 250 Personen umgebracht zu haben. Prozessbeginn war der 25. Juli 2011. Die Angeklagten müssen sich wegen Mordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und schwerem Diebstahl verantworten. Sie gehörten zur Spezialeinheit „Kaibal“, die aus insgesamt 18 Armeeangehörigen bestand.
Bisher sind acht Personen wegen des Verdachts verhaftet worden, an dem Massaker beteiligt gewesen zu sein. Zwei Beschuldigte sind tot, acht weitere Angeklagte sind flüchtig.
Aufarbeitung des Bürgerkriegs mit 200.000 Toten
In Guatemala herrschte von 1960 bis 1996 ein Bürgerkrieg, dem rund 200.000 Menschen zum Opfer fielen. Das Massaker in dem Weiler Dos Erres ereignete sich während der Militärdiktatur von Efraín Ríos Montt (1982-1983). Montt sitzt gegenwärtig als Abgeordneter der Partei Republikanische Front Guatemalas FRG (Frente Republicano Guatemalteco) im Parlament.
Die Leiterin der Vereinigung der Familien und Freunde von gewaltsam Verschwundenen FAMDEGUA (Familiares y Amigos de Desaparecidos de Guatemala), Aura Elena Farfán versicherte, der Staatsanwaltschaft lägen Beweise vor, die zu einer Bestrafung der Täter führen würden.
Im Jahr 2010 hatte sich der gegenwärtig amtierende Präsident Guatemalas, Álvaro Colom, erstmals im Namen des Staates bei den Familien der Bürgerkriegsopfer entschuldigt. Zuvor hatte der Präsident anerkannt, dass es in Guatemala einen Genozid gegeben hat.
FAMDEGUA erklärte, der Prozess sei ein Lichtblick im Kampf gegen die Straflosigkeit. Nach Ansicht verschiedener Institutionen bleiben 98 Prozent aller Verbrechen im Land straffrei, die meisten würden demnach nicht einmal vor den Richter gebracht.
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