USA ist wichtigster Lebensmittellieferant für Kuba

von Daniel Vásquez

(Lima, 17. September 2009, noticias aliadas).- Im September hat eine neue Etappe des Verhältnisses USA–Kuba begonnen: Anfang September hatte das US–Finanzministerium die Beschränkungen des privaten Geldverkehrs zwischen den beiden Staaten aufgehoben. Viele kubanische Haushalte sind auf Geld– und Lebensmittelsendungen ihrer Angehörigen aus den USA dringend angewiesen. Für die Geldsendungen aus den USA nach Kuba gibt es seitens der Vereinigten Staaten jetzt keine Begrenzung der Höhe mehr.

Die US–amerikanische Post verschickt Pakete bis zu einem Höchstgewicht von 1,8 Kilogramm. Exil–Kubaner*innen nutzen dies als Möglichkeit, um Gewürze, Tee, Kaffee, Trockenlebensmittel und Medikamente zu schicken. Die Zustellung dauert etwa drei Wochen.

Außerdem können Exil–Kubaner*innen ihre Verwandten nun so lange und so oft besuchen, wie sie möchten. Während ihres Aufenthalts dürfen sie bis zu 179 US–Dollar täglich ausgeben und zusätzlich 3.000 US–Dollar für Sonderausgaben mit sich führen. Die Regierung des früheren Präsidenten George W. Bush (2001–2009) hatte das Besuchsrecht seinerzeit auf einen vierzehntägigen Aufenthalt alle drei Jahre beschränkt.

Die Hoffnung, dass dessen Nachfolger Barack Obama das Embargo gegen den Karibik–Staat endgültig aufheben werde, hat sich jedoch nicht erfüllt: Am 11. September erklärte Obama, dass die Kuba–Blockade ein weiteres Jahr andauern werde.

Seit der Lockerung der Beschränkungen im Geldverkehr und beim Besuchsrecht haben Reisen von Exil–Kubaner*innen nach Kuba enorm zugenommen. Viele nutzen die Gelegenheit, Medikamente und Lebensmittel mitzubringen, da die Einfuhr dieser Artikel von der kubanischen Regierung nicht mit Steuern belegt wird.

Als Regla Cruz, eine in Miami ansässige Exil–Kubanerin, im August zu Besuch zu ihrer Familie fuhr, hatte sie drei Koffer voll mit Milchpulver, Getreide, Suppen, Gewürzen, Kaffee, Schokolade, Fleisch– und Fischkonserven im Gepäck. Alle diese Artikel sind in Kuba zum einen schwer zu bekommen und außerdem in den staatlichen Geschäften doppelt oder dreifach so teuer wie auf dem internationalen Markt.

Familie Cruz ist somit deutlich besser versorgt als die kubanische Durchschnittsbevölkerung. Die staatlichen Löhne liegen bei etwa 10 bis 15 US–Dollar pro Monat. Die Versorgung mit Lebensmitteln zu extrem subventionierten Preisen durch monatliche Bezugsscheine reicht gerade mal für eine Woche. Der Rest des Bedarfs muss zu überteuerten Preisen auf dem Schwarzmarkt oder bei privaten und staatlichen Händler*innen auf dem Lebensmittelmarkt erworben werden.

Zwar sieht Präsident Castro die die Nahrungsmittelproduktion als einen „entscheidenden Aspekt der nationalen Sicherheit“ an, doch Zahlen des Staatlichen Amts für Statistik ONE belegen, dass etwa 50 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen brachliegen oder nur ungenügend genutzt werden, während das Land vor 50 Jahren noch über eine leistungsfähige und ertragreiche Landwirtschaft verfügte, wobei Kuba immer einen Großteil seiner Lebensmittel hat importieren müssen

1962 verhängte die USA ein wirtschaftliches, ökonomisches und finanzielles Embargo gegen Kuba. Im Jahr 2000 wurden Lebensmittel und Medikamente von der Handelssperre ausgenommen. Seitdem bezieht Kuba 60 Prozent seiner Lebensmittel aus den Vereinigten Staaten. Importiert werden insbesondere Mais, Weizen, Reis, Hühnerfleisch, Sojabohnen, Sojamehl und Viehfutter. Nach Angaben der staatlichen Lebensmittelimportagentur Alimport ist seit Beginn der Einfuhren aus den USA im Jahr 2001 das Importvolumen auf 4,4 Milliarden US–Dollar angewachsen.

Im Laufe der Jahre haben sich sowohl republikanische als auch demokratische Politiker*innen und Unternehmer*innen dafür ausgesprochen, dass man sich den kubanischen Markt nicht entgehen lassen solle, der immerhin nur 145 Kilometer von den USA entfernt liegt.

Ende August reiste Bill Richardson, demokratischer Senator des südlichen US–Bundesstaats Neu–Mexiko, nach Kuba, um sich unter anderem mit dem Vorsitzenden der kubanischen Handelskammer und ehemaligen Alimport–Präsidenten Pedro Álvarez zu treffen. Richardson, der ranghöchste US–Politiker, der Kuba in diesem Jahr einen Besuch abstattete, erklärte in Havanna, Neu–Mexiko wolle Kuba mit Weizen, Bohnen, Kartoffeln und Äpfeln beliefern.

Alimport hingegen hatte zuvor erklärt, man werde zukünftig auf die Einfuhr von Reis, Weizen und Sojaprodukten aus den USA verzichten. Álvarez erklärte, die Einfuhr aus den USA sei bis 2005 gestiegen, in den letzten vier Jahren jedoch wieder zurückgegangen. Dies sei zum einen auf die Wirtschaftsblockade zurückzuführen, zum anderen auf die gestiegenen Lebensmittelpreise und die Tatsache, dass Kuba in Zeiten der weltweiten Wirtschaftskrise auf Kreditgewährungen durch andere Märkte angewiesen sei.

Im ersten Halbjahr 2009 reduzierte Havanna die Importe aus den USA um 15 Prozent. Das bedeute gegenüber 2008 einen Rückgang des Importvolumens um 301 Millionen US–Dollar, erklärte der US Trade and Economic Council, ein nichtstaatlicher Interessenverband von Unternehmer*innen mit Sitz in New York. Insgesamt seien im Jahr 2008 Güter im Wert von 710 Millionen US–Dollar eingeführt worden. Nach den Aussagen von Álvarez steht der Steigerung des Importvolumens aus den USA eine Reihe von Hindernissen im Weg, die mit dem Handelsembargo verbunden sind. Zum Beispiel benötigen die Unternehmen eine vom US–Finanzministerium ausgestellte Lizenz, um mit Havanna in Kontakt treten und vor Ort erscheinen zu können. Um Waren nach Kuba zu bringen, bräuchten auch Reedereien eine besondere, vom US–Finanzministerium ausgestellte Lizenz. Außerdem müssten sie für die Rückfahrt eine Ballastreise in Kauf nehmen, da die Vereinigten Staaten die Einfuhr kubanischer Produkte verbieten.

Der kubanische Präsident Raúl Castro zeigte sich besorgt angesichts der steigenden Lebensmittelpreise auf dem Weltmarkt und der Notwendigkeit, die Ausgaben entsprechend den Einnahmen zu reduzieren, und das in einem Jahr, in dem die Devisen knapp sind: zum einen durch den Preisverfall für das kubanische Exportprodukt Nickel, zum anderen, weil immer weniger Tourist*innen nach Kuba kommen.

„Das größte Problem ist hier einfach, dass man heute nicht weiß, was man morgen zu Essen haben wird. Viele Familien essen nur einmal am Tag und Eltern verzichten zugunsten der Alten und der Kinder auf ihre Portionen“, erzählt Juana González die berichtet, dass nicht einmal Käse, Milch, Kaffee geschweige denn Fleisch derzeit noch auf dem Schwarzmarkt zu bekommen seien. Die 75–jährige Rosa García aus Havanna hingegen freut sich über regelmäßige „Sendungen aus dem Norden“. Ihr Sohn lebt in den USA. Sie besitzt die nötigen Dollars, um alles Nötige bei den privaten Lebensmittelhändler*innen einzukaufen, deren Preise für die Menschen mit einem normalen staatlichen Einkommen unerschwinglich sind.

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