von Darius Ossami
(Berlin, 08. August 2010, npl).- Am Samstag, den 7. August 2010 ist Juan Manuel Santos offiziell zum neuen Präsidenten Kolumbiens gekürt worden. Der ehemalige Verteidigungsminister tritt damit die Nachfolge des rechtskonservativen Hardliners Uribe an, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren durfte.
In seiner Antrittsrede sendete Santos versöhnliche Signale nach allen Seiten, vor allem aber an die beiden Nachbarländer Ecuador und Venezuela, zu denen sich die Beziehungen in der Amtszeit Uribes erheblich verschlechtert hatten. Uribe hatte in den letzten Wochen als eine seiner letzten Amtshandlungen noch einmal Vorwürfe wiederholt, Venezuela würde Einheiten der kolumbianischen Guerillaorganisationen FARC und ELN beherbergen. Der venezolanische Staatspräsident Chávez ließ daraufhin das Militär an der Grenze aufmarschieren.
Santos erklärte nun, das Wort „Krieg“ gehöre nicht zu seinem Vokabular: „Wir möchten mit allen unseren Nachbarn in Frieden leben“, sagte er laut Reuters. Er strebe Gespräche unter gegenseitigem Respekt an. Der „Nationalen Befreiungsarmee“ ELN und den „Revolutionären Streitkräften“ FARC bot Santos theoretisch ebenfalls einen Dialog an, allerdings unter den Voraussetzungen, die Waffen nieder zu legen und alle ‚kriminellen Handlungen‘ einzustellen.
Dies kann als Antwort auf ein Gesprächsangebot der FARC gesehen werden. Bereits Ende Juli hatten sich diese in einem dem arabischen TV-Sender Al-Jazeera zugespielten Video an Santos gewandt. „Sprechen wir miteinander“, forderte darin FARC-Chef Alberto Cano, den verschiedene Medien erst vor einem Monat für tot erklärt hatten. Die ELN meldete sich ebenfalls zu Wort. In einem am 4. August veröffentlichten und unter anderem von Radio Caracol verbreiteten Kommuniqué erklärte die Organisation, sie sei „daran interessiert, eine politische Lösung des internen Konfliktes in Kolumbien zu finden.“ Die ELN hoffe demnach auf die Hilfe der Regierungen Venezuelas und der UNASUR-Staaten, um „Wege zum Frieden“ zu finden.
Auch der venezolanische Präsident Hugo Chávez scheint froh zu sein, seinen langjährigen Widersacher Uribe zumindest vorläufig überdauert zu haben. Er kam zwar nicht selbst zur Amtseinführung von Santos, an der auch die Präsidenten Argentiniens, Brasiliens, Mexikos, Perus, Ecuadors und weiterer elf Staaten teilnahmen. Chávez schickte jedoch seinen Kanzler Nicolás Maduro, der bei seiner Ankunft in Bogotá eine „Nachricht der Zukunft und der Hoffnung“ überbrachte und Santos zu dessen Amtseinführung beglückwünschte.
Überraschenden Rückenwind erhielt Santos zudem vom kolumbianischen Popstar Shakira. Die nicht eben für politisches Engagement bekannte Sängerin ließ über ihr Büro mitteilen, Santos‘ Wahlsieg habe für Hoffnung und Optimismus gesorgt: „Wir Kolumbianer werden alle an Deiner Seite sein…Du kannst auf mich und meine uneingeschränkte Unterstützung zählen.“
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