von Christina Fontenele
(Fortaleza, 07. November 2014, adital).- Das Kinderhilfswerk UNICEF hat in seinem neuen Bericht die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Wohlergehen der Kinder beschrieben. Untersucht wurden 41 Länder und davon zwei in Lateinamerika: Chile und Mexiko. Beide Länder konnten in den zehn Jahren vor der Finanzkrise 1994 bedeutende wirtschaftliche und soziale Verbesserungen verzeichnen, aber in den Jahren 2008 und 2009 wurden sie durch den rezessionsbedingten konjunkturellen Rückgang stark in Mitleidenschaft gezogen. Chile hatte einen größeren haushaltspolitischen Spielraum und investierte doppelt so viel wie Mexiko in einen Plan zur Linderung der sozialen Probleme. So wurden Familien mit Kindern unterstützt, Programme zur sozialen Absicherung verbessert, finanzielle Hilfen für die ärmsten Familien mit Kindern ausgeweitet und die Maßnahmen zur Beschäftigungsförderung verstärkt.
Unicef – Die Einstufung der Länder nach der Entwicklung der Kinderarmut
Mexiko brachte seinerseits in den ersten Jahren der Rezession ein Paket mit ähnlichen Maßnahmen (wie denen Chiles) auf den Weg, aber die Verschlechterung der haushaltspolitischen Situation brachte das Land dazu, von 2010 an einen Prozess in Gang zu setzen, in dem soziale Ausgaben gekürzt wurden.
Laut UNICEF haben Länder wie Chile Kindern gegenüber großzügigere und weniger restriktive Schritte unternommen. Seit 2009 gibt es in dem Andenland deutlich mehr Vorteile für Familien; es sind kombinierte Maßnahmen für die Betreuung, Bildung und die Gesundheit von Kindern ergriffen worden, außerdem gibt es Arbeitsförderungsprogramme, besonders für Mütter.
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In 23 der 41 untersuchten Länder ist die Kinderarmut seit dem Jahr 2008 gestiegen. Während der Rezession sanken 2,6 Millionen Kinder in die Armut ab – somit befanden sich in den 41 Ländern insgesamt 76,5 Millionen in dieser Situation. Die Generation NI-NI (Ni estudian, ni trabajan – junge Leute zwischen 15 und 24 Jahren, die weder zur Schule gehen, noch arbeiten) war die am meisten betroffene. Die Arbeitslosigkeit unter jungen Erwachsenen erreicht in vielen Ländern ein alarmierendes Niveau.
Der Bericht mit dem Titel ‚Kinder der Rezession‘ ist die 12. Ausgabe einer Serie, die mit dem Ziel veröffentlicht wird, die Anstrengungen der Länder mit stärkerer Wirtschaftsleistung zu überwachen und zu vergleichen hinsichtlich der Einhaltung der Rechte der Kinder und deren Wohlergehen. Die Studie zeigt, dass in den Ländern, die am stärksten unter der Rezession zu leiden haben, die Kinder am stärksten betroffenen sind; sie sind auch diejenigen, die die Folgen am längsten zu spüren bekommen.
In Brasilien zum Beispiel zeigen die Daten des Brasilianischen Instituts für Geographie und Statistik IBGE (Instituto Brasileño de Geografía y Estadística), welche auf einer Umfrage der nationalen Haushalte (Encuesta Nacional de Hogares – PNAD) aus dem Jahre 2012 basiert, dass die Zahl der jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren, die weder gearbeitet noch studiert haben, im Land auf 9,6 Millionen gestiegen war, sprich, betroffen war jede fünfte Person dieser Altersgruppe.
UNICEF stellt auch heraus, dass es eine beachtliche Gruppe von 18 Länder gebe – von denen besonders Chile erwähnenswert sei – deren Familien und Regierungen einen Weg gefunden hätten, mit den schlimmsten Folgen der Rezession umzugehen und so die Kinderarmut um ca. 30 Prozent zu reduzieren.
Den ganzen Bericht (auf Spanisch) findet ihr hier.
Kinder in Chile und Mexiko – die Leidtragenden der Rezession von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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