(Lima, 22. Oktober 2015, servindi).- Nach dem Tod des 70-jährigen indigenen Anführers Alfredo Bolaños sind Ermittlungen gegen 27 Soldaten der 29. Brigade der kolumbianischen Armee eingeleitet worden. Die Soldaten waren nach dem Tod des Aktivisten am 19. Oktober von der Guardia Indígena, dem indigenen Selbstschutz, 36 Stunden lang festgehalten und wurden dann in die Stadt Popayán gebracht. Nach offiziellen Angaben werden die Soldaten von ihren Aufgaben entbunden, „um die Arbeit der Justiz zu erleichtern; diese besteht darin, rauszukriegen, welche Person für den Tod des Indigenen verantwortlich ist.“
Carlos Maca, Vertreter des Indigenen Regionalrats im Cauca CRIC (Consejo Regional Indígena del Cauca) erklärte: „Die Soldaten verbrachten die Zeit in einem Gemeindesaal, unter Aufsicht der Guardia Indígena, welche für ihre Unversehrtheit und die Wahrung ihrer Rechte verantwortlich war.“ Sie seien gut behandelt und schließlich an eine Anwaltskommission übergeben worden, welche die Soldaten dann einer Militäreinheit in Popayán übergeben habe. Dort solle die Staasanwaltschaft ihre Ermittlungen aufnehmen, so Maca weiter.
Die Dritte Armeedivision versprach ihrerseits die Einhaltung der Menschenrechte. Man werde mit den Behörden so weit wie nötig zusammenarbeiten, hieß es.
Gezielter Mord oder Querschläger?
Alfredo Bolaños war ehemaliger Regierungschef des indigenen Schutzgebietes Puracé in der Provinz Cauca. Sein Tod ereignete sich in der Nacht zum 19. Oktober, als eine Militärpatrouille in die Siedlung Santa Leticia verlegt wurde, um dort den Wahlgang am 25. Oktober zu sichern. Nach offiziellen Militärangaben seien Schüsse zu hören gewesen; da die Militärs davon ausgingen, dass die Schüsse gegen sie gerichtet seien, erwiderten sie das Feuer.
Was dann passierte, erklärt die 29. Brigade wie folgt: „Kurz darauf wurde (…) die Polizei von Puracé darüber informiert, dass Schüsse zu hören gewesen seien. Daraufhin befahl das Kommando der 29. Brigade dem Bataillonskommandanten, sich dorthin zu begeben. Dort wurde der Anführer gesucht und schließlich leblos aufgefunden.“
Der ehemalige Chef des Schutzgebietes von Kokonuco, Darío Tote, behauptet hingegen: „Die Armee ist gekommen und hat auf den Ex-Regierenden geschossen. Er war alleine im Haus und seine Leiche wurde mit Schusswunden aufgefunden (…) Als die Soldaten La Piedra del Cóndor erreichten, einen heiligen Ort, waren Maschinengewehrsalven zu hören. Die Leute wollten wissen, was los ist. Sie kamen zum Haus von Alfredo, aber er war nicht da; das Haus lag verlassen und die Tür war auf. Sie befragten die Soldaten, die dort waren, aber bekamen keine Antwort“, so Darío Tote weiter.
Der CRIC zeigte sich besorgt über die ständigen Morde an Inidgenen in der Provinz Cauca. In den letzten zehn Jahren seien bereits 365 Menschen von illegalen bewaffneten Gruppen ermordet wurden.
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