Soja-Ernte um die Hälfte eingebrochen

(Asunción, 3. Mai 2022, base-is).- Die vergangene Soja-Ernte in Paraguay ist die schlechteste aller Zeiten. Das erklärte die Vereinigung der Agrarverbände UGP (Unión de Gremios de la Producción) auf einer Pressekonferenz. Die Erträge des wichtigsten gentechnisch behandelten Wirtschaftsprodukt Paraguays lag erstmals unter 1.000 Kilo pro Hektar. Das sind die Auswirkungen der Klimakrise nach über zwei Jahrzehnten Umweltzerstörung durch das Soja-Anbaumodell.

«Wir stehen der schlimmsten Dürre seit 25 Jahren gegenüber», räumten ein Sprecher der Vereinigung ein. «Die durchschnittlichen Erträge lagen bei gerade mal 979 Kilo pro Hektar, gegenüber mehr als 2.000 Kilo in der vorangegangenen Erntesaison.» Die Vereinigung deutete an, dass die Verluste bei etwa 70 Prozent lagen. Das bedeutet wirtschaftliche Einbußen von 2,6 bis 2,8 Milliarden Dollar.

Ausweitung der Anbauflächen verschärft Klimakrise

Für die Forscherin Liz García zeigen diese Daten klar die Grenzen der Nachhaltigkeit des Sojamodells. Die Ausweitung dieses Anbaumodells verstärke die Klimakrise, sei aber nicht in der Lage, mit deren Auswirkungen fertig zu werden, zu denen die Dürre gehöre. «Die Ausweitung der Anbauflächen für gentechnisch behandeltes Soja bedeutete die massive Abholzung von tausenden von Hektar Wald. Das hat zu einer irrationalen Logik geführt, denn in dem Maß, wie weiter abgeholzt wird, werden die Folgen der Klimakrise immer schlimmer. Damit werden die Ernteerträge, wie wir sie jetzt sehen, zum Normalfall», erklärte die Forscherin.

«Das Sojamodell und die dazugehörigen Technologien sorgen für eine Verschlechterung der Umwelt und der Bodenqualität, was auch mit der intensiven Nutzung von Pestiziden und anderen Chemikalien nicht mehr gestoppt werden kann», so García weiter. «Deswegen zielt das Modell darauf ab, sich immer weiter auszudehnen, um dieselben Erträge zu erzielen.»

Import von Pestiziden um das Sechsfache gestiegen

Dazu kommt, dass der Einsatz von Pestiziden nicht abnimmt, wie es die Verfechter*innen des Agrobusiness vor über 20 Jahren verkündet hatten. Stattdessen ist der Pestizideinsatz steil angestiegen, da die Praxis der direkten Aussaat genetisch behandelten Saatguts höhere Mengen von Pestiziden und anderen Pflanzengiften benötigt. Der Import von Pestiziden ist von 8.800 Tonnen im Jahr 2009 auf 54.000 Tonnen im Jahr 2020 angestiegen.

«Diese Technologien schaffen Abhängigkeiten und erhöhen die Produktionskosten; das führt dazu, dass nur die finanzstarken Unternehmer*innen wirtschaftlich rentabel produzieren können», so die Forscherin. «Immer größere Ackerflächen und immer mehr Pestizide – das ist die irrationale Logik, die die Soja-Unternehmer*innen scheinbar verfolgen. Dabei ignorieren sie die Konsequenzen jeglicher Art, die dadurch erzeugt werden.»

Diese Logik könnte sich in den kommenden Monaten verschlimmern: Die Soja-Verbände haben bereits angekündigt, zügig weitere Agrarflächen für die kommende Anbausaison erschließen zu wollen. Gleichzeitig machen sie Druck auf die Regierung, damit diese «Vorbedingungen» für die geplante Landgewinnung beschließt. Konkret kann das nur weitere Steuerbefreiungen bedeuten, sowie weitere Repression gegen bäuerliche und indigene Gemeinden, die sich gegen den Vormarsch des Soja-Anbaus auf ihren Gebieten wehren. Bislang hat die Regierung übrigens noch keine ausreichenden Hilfen für die Kleinbäuer*innen zur Verfügung gestellt, die am Meisten unter der Dürre leiden.

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