Weltweit verwirklicht Ipsos die unterschiedlichsten Aufgaben. In den letzten Jahren arbeitete das Marktforschungsunternehmen für UNICEF und erstellte eine Studie über Kinderarmut im ehemaligen Jugoslawien. Im Auftragt der EU untersuchte es die Einstellung gegenüber ImmigrantInnen. In Schweden erforschte es die Meinung der Bevölkerung zur Qualität der öffentlichen Verkehrsmittel. Für das Internationale Rote Kreuz untersuchte Ipsos die Erfahrungen von ZivilistInnen in Kriegsgebieten und für die Weltbank die soziale Inklusion von Roma und Sinti in Zentraleuropa. In Südafrika erforschte das Unternehmen die geschlechtsspezifische Gewalt.
Von der Weltbank bis Greenpeace
Zu den Kunden von Ipsos zählen auch die Organisation Amerikanischer Staaten OAS, der Internationale Währungsfonds, das Entwicklungsprogramm der UNO, die Behörde der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung USAID, die Nachrichtensender BBC und Al Jazeera, ebenso wie die Nicht-Regierungsorganisationen Amnesty International, Oxfam, World Vision, das Weltwirtschaftsforum, Ärzte ohne Grenzen, Transparency International und Greenpeace.
Auch für Monsanto hat Ipsos bereits gearbeitet: in Argentinien. Dort, in der Kleinstadt Malvina Argentinas, bei Cordoba, hat eine Kampagne von zivilem Ungehorsam den Bau einer Anlage zur Aufbereitung von genmanipulierten Maissamen verhindert. Ein von BürgerInnen organisiertes Protestcamp hatte zuvor monatelang die Zufahrt zur Baustelle blockiert.
Zur Umfrage von Ipsos in Argentinien berichtete Ecos Córdoba am 12. Dezember 2013: „Ipsos beauftragt eine örtliche Beraterin, um mit der Methode der sogenannten „Fokus-Gruppen“ das soziale Thermometer zu messen. Im Prinzip ist eine Fokus-Gruppe ein Werkzeug zur Erhebung von Marktdaten. Diese Informationen stammen von einer heterogenen Gruppe, deren ausgewählten Personen mit ihren eigenen Argumenten über ein Thema diskutieren, das vor Allem für die Marktforschung und –Analyse interessant ist. In diesem Falle sollte das Image von Monsanto ermittelt werden. Dabei wurden 100 Personen befragt, welche nach Alter (18-25, 35-45 und 45-60) und Herkunftsort (Malvinas Argentinas oder Córdoba) in zehn Gruppen aufgeteilt wurden.“
„Manipulative und verlogene Interviews“
Eine von dieser Beraterin befragte Person sagte gegenüber Ecos Córdoba: “Die Befragung war arglistig, verlogen, manipulativ, meinungsmachend und als unschuldig getarnt gewesen. Ich habe deutlich gesehen, dass das Ziel war, den multinationalen Konzern als eine solidarische, arbeitsschaffende Firma darzustellen, die lediglich Saatgut schütze und Arbeit gäbe. Der Zweck der Befragung war ganz klar zu manipulieren und Zweifel an der Richtigkeit der Kämpfe zu erzeugen. Andererseits hatte sie eine ausgesprochen schlechte Einstellung im Hinblick auf die Personen im Protestcamp. Sie, die Interviewerin, hat erzählt, sie sei zum Protestcamp gegangen und es habe ihr Angst gemacht, weil die Menschen dort vermummt waren und später fragte sie uns, ob wir wüssten, dass diese Leute bezahlt würden.”
Im Jahr 2004 kam Ipsos nach Puerto Rico und schloss sich mit der örtlichen Firma Hispania Research zusammen. Die aus dieser Fusion hervorgehende Firma ist Ipsos Hispania, mit Sitz in Hato Rey, in der Stadt San Juan.
Eine dieser Meinungsforscherinnen begegnete dem Autor dieses Artikels im Dezember 2014 auf einer Tagung über tropische Waldwirtschaft in Rio Piedras, dem größten Distrikt der Stadt San Juan. Sie bat um einen Termin, um ihn über seine Wahrnehmung der Debatte über Transgene zu interviewen. Sie erwähnte nicht, dass Monsanto diese Studie finanzierte, bis er sie fragte. Da der Autor bereits in der Vergangenheit an Umfragen und Studien für unternehmerische Kunden mitgearbeitet hatte, wusste er sehr gut, dass die Anweisungen an die MitarbeiterInnen vor Ort bis ins letzte Detail genau festgelegt sind. Daher konnte er ermitteln, dass sie explizit angewiesen wurde, den Auftraggeber der Studie nicht offen zu legen, außer die interviewte Person frage genau danach. Nun verpflichtet, Monsanto zu erwähnen, fügte sie rasch hinzu, dass die Studie von Ipsos umgesetzt werde und nicht von Monsanto. Als würde das einen Unterschied machen.
*Ruiz Marrero ist puerto-ricanischer Journalist. Eine Version dieses Artikels wurde im Januar 2015 in der Zeitschrift Compartir es Vivir veröffentlicht.
Monsanto finanziert Meinungsumfrage zu Transgenen von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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