(Guatemala, 4. März 2024, El Salto) – In ganz Mittelamerika wurden in den letzten Tagen zahlreiche Waldbrände gemeldet. Die Transitzone zwischen Nord- und Südamerika erstreckt sich über eine Fläche von etwas mehr als 522.760 km² und ist die Heimat von rund 50 Millionen Menschen. Die Wälder, Berge und Gewässer des zentralamerikanischen Isthmus beherbergen außerdem eine einzigartige Artenvielfalt. Sozial und politisch herrscht eklatante Ungleichheit: Abholzung, Drogenhandel, Extraktivismus, Korruption und Diktaturen haben zu Verelendung, extremer Armut und massiver Migrationen geführt. Der Klimawandel als Folge eines Wirtschaftssystems, das alles auffrisst, was ihm im Weg steht, hinterlässt bereits deutliche Spuren.
Brandbeschleuniger Monokultur
Eine Reihe von Waldbränden wütet in der mittelamerikanischen Region; besonders betroffen sind Guatemala, Honduras, El Salvador und der Südosten Mexikos. Nach Angaben des Waldbrand-Frühwarnsystems (SATIF) der mexikanischen Regierung wurden in der gesamten Region tagsüber und nachts unzählige Brandherde festgestellt. Deutlich geringer sind die Probleme in Nicaragua, Costa Rica und Belize, wo eine öffentliche Politik zum Schutz der Tropenwälder entwickelt wurde. In den übrigen Ländern, einschließlich der südlichen Bundesstaaten Mexikos, nehmen die Ausweitung der Landwirtschaft und der Monokulturen ungehindert zu. Die Umwandlung von Regenwald, Feuchtgebieten und Primärwald in extensive Produktionsflächen bilden ideale Voraussetzungen für die Entstehung und Ausweitung von Bränden. Das gilt besonders für die Zunahme der Palmöl-Monokulturen. Laut Berichten verschiedener Nichtregierungsorganisationen werden in Zentralamerika schon jetzt mehr als 370.000 Hektar für Ölpalmen-Pflanzungen genutzt. Die weltweite Nachfrage führt zu einer aggressiven Ausdehnung der Flächen. Palmöl deckt etwa 51 Prozent des weltweiten Bedarfs an Pflanzenöl. Die Region Mittelamerika exportiert nach Mexiko, in die USA und nach Europa.
Kaum staatliche Hilfen zur Eindämmung der Brände
Obwohl die Trockenzeit gerade erst begonnen hat, wurden in den letzten Tagen bereits verheerende Brände in Guatemala gemeldet, vor allem in den westlichen und bergigen Gebieten des Landes: Die Brände im Vulkan Agua und im Gemeindewald der indigenen K’iche‘ in Totonicapán haben internationale Schlagzeilen gemacht, da die Wälder und Ökosysteme mit ihren zahlreichen Tier- und Pflanzenarten weltweit einzigartig sind. Die Wälder sind außerdem wichtige Süßwasserspeicher für Hunderte von Flüssen, die im Hochland entspringen und die gesamte Region mit Wasser versorgen. Da der Staat kaum etwas unternimmt, um die Waldbrände einzudämmen, haben sich indigene Gemeinschaften in Guatemala selbst organisiert, um das Feuer zu bekämpfen.
Nach Angaben der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (Comisión Económica para América Latina y el Caribe – CEPAL) gehört Mittelamerika zu den Regionen, die seit mehr als dreißig Jahren unter den katastrophalen Folgen des Klimawandels leidet, obwohl sie selbst nur 0,2 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen zu verantworten hat. Solange sich der konsumorientierten und extraktivistische Lebensstil im globalen Norden fortsetzt, werden Regionen der Welt wie Mittelamerika weiterhin die Folgen des Klimawandels zu tragen haben.
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