(Popayán, 14. Mai 2021, anred).- Am 13. Mai wurde bekannt, dass sich eine Jugendliche in der südwestkolumbianischen Stadt Popayán das Leben genommen hat, nachdem sie von Sicherheitskräften sexuell missbraucht worden war. Nach einer feministischen Kundgebung riefen Menschenrechtsorganisationen deshalb zu einer Demonstration vor der Polizeiwache der Einheit für sofortige Reaktion (URI) in Popayán auf. Die NGO Temblores verbucht bereits 16 weibliche Opfer sexuellen Missbrauchs durch Sicherheitskräfte im Zusammenhang mit den illegalen Repressionen beim landesweiten Streik.
„Wir befinden uns gerade hier in den Einrichtungen des Nationalen Instituts für Gerichtsmedizin und fordern einen geschlechtsspezifischen Schwerpunkt für das gerichtsmedizinische Gutachten, das für die Leiche dieses jungen Mädchens, das sich heute Morgen das Leben genommen hat, erstellt wird“, sagte die Anwältin und Menschenrechtsverteidigerin Lizeth Montero, bei einer feministischen Kundgebung im Rahmen des landesweiten Streiks, der am 28. April begonnen hat.
Mehrere Übergriffe auf Minderjährige
„Am 12. Mai 2021 wurden weibliche Minderjährige auf brutale Weise angegriffen, Protestierende im Süden der Stadt Popayán, wo es keine Möglichkeit gab, die Fälle willkürlicher Festnahmen Minderjähriger zu überprüfen, die dann zu den Einrichtungen der URI gebracht wurden. Eine von ihnen wurde schließlich an ihre Familie übergeben und beging später Selbstmord“, so die Anwältin. „Wir rufen die Menschenrechtsorganisationen und staatliche Institutionen wie die Ombudsstelle für Menschenrechte und die Staatsanwaltschaft dazu auf, die Situation zu beobachten und Schutzmaßnahmen angesichts der Geschehnisse zu ergreifen“, forderte Lizeth, die außerdem beklagte, dass von Seiten der Sicherheitskräfte auch Menschenrechtsverteidigerinnen unverhältnismäßig behandelt werden, wenn sie bei polizeilichen Verhaftungen das Einhalten rechtlicher Garantien fordern.
„In der Tat ärgert es die öffentliche Gewalt als patriarchalische Institution dermaßen, dass es wir Frauen sind, die sie in Frage stellen und die Verteidigung der Rechte der Demonstrant*innen fordern, besonders im Rahmen des Streiks, aber noch mehr, wenn es um Frauen geht“, sagte sie. „Die Antwort von Seiten dieser Polizeieinheit ist eindeutig gewalttätig und brutal, deshalb haben wir beschlossen, morgen ab 10 Uhr zur Wache der URI in Popayán zu mobilisieren“.
„Erschütternde Aussagen“ von Polizeigewalt
Am selben Tag, an dem die sexuellen Übergriffe auf die jungen Frauen verübt wurden, teilte die kolumbianische NGO Temblores mit, dass es zwischen dem 28. April und dem 12. Mai mindestens 2.110 Fälle von Polizeigewalt gab und 16 Personen von der Polizei sexuell missbraucht wurden.
Die Menschenrechtsorganisationen, die im Suizidfall der zuvor misshandelten Minderjährigen demonstrierten, bekamen auch Berichte über Angriffe auf die Körper anderer junger Frauen zu hören, „mit grotesken Aussagen der ESMAD (Spezialeinheit der Polizei), die ihre Körper angegriffen und zusätzlich Drohungen sexueller Gewalt gegen sie ausgesprochen haben, die wirklich erschütternd sind“.
In der öffentlichen Erklärung sagte Lizeth: „Wir Frauen in Kolumbien sind es leid, dass unsere Körper das Objekt aller möglichen Gewalt sind und besonders der Gewalt des Staates, für dessen Waffen und repressive Maßnahmen wir bezahlen“. Deshalb „laden wir alle Frauen, die an diesem Streik teilnehmen, und die Gesellschaft im Allgemeinen ein, diese Taten abzulehnen, die heute unsere Herzen betrüben, aber uns auch wieder bestärken, diese Untaten anzuprangern und sie, traurig und tragisch wie sie sind, in ein Banner des Kampfes zu verwandeln“.
Quelle: Red Alterna Popayán
Suizid nach Missbrauch durch Polizei von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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