
(Madrid, 19. Februar 2025, El Salto).- Ohne Masken, ohne Euphemismen, ohne Scham. Mit viel Schlagkraft und wenig Verstand ist der Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump, erneut an der Macht. Zu Beginn dieser Amtszeit scheint der außenpolitische Fokus auf der Kontrolle über Lateinamerika zu liegen, das von Washington immer noch als sein „Hinterhof“ betrachtet wird. Während einige Präsident*innen, wie Gustavo Petro (Kolumbien), Lula (Brasilien) oder Claudia Sheinbaum (Mexiko), mit mehr oder weniger Nachdruck versuchen, ihm Einhalt zu gebieten, verneigen sich andere vor ihm. Dafür bekommen sie nicht mehr als Missachtung und Demütigung. Wer sind die aktuellen Verbündeten Trumps in Lateinamerika? Welche Kosten und Nutzen bringt es, sich mit dem neuen-alten Mieter des Weißen Hauses zu verbünden?
Nayib Bukele macht ein beispielloses „Freundschaftsangebot“
Die enthusiastischsten und eifrigsten sind natürlich die Präsidenten von El Salvador und Argentinien, Nayib Bukele und Javier Milei, aber auch die Präsidenten von Paraguay, Costa Rica, Peru und Ecuador stehen auf der Liste.
Der salvadorianische Präsident Bukele empfing den US-Außenminister Marco Rubio mit allem Pomp, lud ihn in seine Residenz ein, stellte ihm seine Töchter vor und schloss das Treffen mit einem bislang beispiellosen Vorschlag ab: Migrant*innen, die von Trump deportiert wurden – unabhängig aus welchem Land, einschließlich US-Häftlingen – in seiner berüchtigten Megahaftanstalt CECOT (Centro de Confinamiento del Terrorismo) aufzunehmen.
Rubio, der womöglich nicht einmal so viel erwartet hatte, bezeichnete es als „ein beispielloses Migrationsabkommen und das außergewöhnlichste der Welt“. Er ging sogar noch weiter und betonte: „Kein Land hat jemals ein solches Freundschaftsangebot gemacht.“
In einem Beitrag auf sozialen Medien erklärte Bukele – der sich einst selbst als „der coolste Diktator der Welt“ bezeichnete –, dass die Gegenleistung für jeden aufgenommenen Deportierte*n eine bescheidene Summe sein würde: „Die Gebühr wäre für die USA relativ niedrig, aber für uns erheblich.“
Im Gegensatz zu der kühlen Beziehung, die er zu Joe Biden pflegte, stellt sich der Salvadorianer nun als Trumps wichtigster Verbündeter in Mittelamerika dar. Er verbirgt seine ideologische Affinität nicht und argumentiert: „Es ist kein Geheimnis, dass die USA das wichtigste Land für El Salvador sind, und es ist auch kein Geheimnis, dass ich Präsident Trump gegenüber eine Sympathie hege.“
Da jedoch keine greifbaren Vorteile in Sicht sind, wird El Salvador durch die massenhafte Abschiebung von Migrant*innen einen großen Teil der Überweisungen verlieren, die Tausende von Salvadorianer*innen in ihre Heimat schicken – Gelder, die für die nationale Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sind.
Javier Mileis grenzenlose Loyalität zu Trump
Der andere Trump-Groupie ist der flamboyante Anführer der extremen Rechten in der Welt: Javier Milei. Er war einer der wenigen Präsidenten, die zu Trumps Amtseinführung eingeladen waren. Vergangene Woche ist er für die Conservative Political Action Conference CPAC nach Washington gereist – seine neunte Reise in die USA in etwas mehr als einem Jahr im Amt.
„Meine weltpolitische Ausrichtung ist die der USA und Israels“, wiederholte er immer wieder, bereits bevor er Präsident wurde. Und er hat sich daran gehalten, indem er die argentinische Stimme in internationalen Foren den Interessen der USA unterordnete und offen die Gewalt in Gaza unterstützte.
Milei trat in die Fußstapfen des US-Präsidenten, indem er Argentinien aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zurückzog und damit droht, dasselbe mit dem UN-Menschenrechtsrat zu tun. Seit Trumps Rückkehr ist seine Vasallentreue noch deutlicher geworden. Er ahmte Trump nicht nur nach, indem er eine nationale Kryptowährung propagierte – mit sehr dürftigen Ergebnissen –, sondern besteht auch auf der Unterzeichnung eines bilateralen Freihandelsabkommens, obwohl die Vorschriften des Mercosur ihn daran hindern.
Noch fanatischer zeigt sich Milei in seiner Bewunderung für Elon Musk, mit dem er stolz jedes gemeinsame Selfie präsentiert. Er bezeichnete Musk sogar als „Helden“, „gesellschaftlichen Wohltäter“ und „einen der wichtigsten Männer der Geschichte“.
Mittelamerika liegt (größtenteils) zu seinen Füßen
Das erneuerte Interesse der Trump-Administration an der gesamten Region zeigte sich in der Reise von Marco Rubio durch fünf Länder in Mittelamerika und der Karibik. Die Region spielt eine Schlüsselrolle für die geopolitische Handelsstrategie der USA und den Migrationsfluss. Es war das erste Mal in hundert Jahren, dass ein Außenminister Lateinamerika als Ziel seiner ersten internationalen Reise wählte.
Bevor Rubio nach El Salvador reiste, landete er in Panama – kurz nach der provokativen Drohung von Donald Trump, den interozeanischen Kanal, der bis 1999 von den USA gebaut und kontrolliert wurde, wegen der angeblichen „chinesischen Einflussnahme“ zurückzuholen. Der panamaische Präsident, José Raúl Mulino, gab dem Druck nach und kündigte nach dem Treffen mit Rubio an, dass er das Handelsabkommen mit China über die Neue Seidenstraße nicht verlängern werde. Im Anschluss entstand eine Kontroverse, weil die USA behaupteten, Panama habe auch zugestimmt, keine Gebühren mehr für amerikanische Schiffe zu erheben. Diese Behauptung wurde später von den panamaischen Behörden dementiert.
In Costa Rica lobte Rubio den Präsidenten Rodrigo Chaves, einen weiteren treuen US-Verbündeten, für seine „Standhaftigkeit“, chinesische Unternehmen von öffentlichen Ausschreibungen zur Entwicklung der 5G-Technologie fernzuhalten. Rubio überwachte auch den Prozess der Deportation von Migrant*innen, wobei Panama einen wichtigen Punkt darstellt, da dort der Landweg von Südamerika durch den gefährlichen Darién-Dschungel führt. Im Rahmen eines Abkommens, das im Juli des Vorjahres unterzeichnet wurde, hat die panamaische Regierung bereits mehr als 1.700 Migrant*innen deportiert, die auf dem Weg in die USA waren.
Die massenhafte Ausweisung von Migrant*innen ist das Zugpferd der neuen Trump-Administration in der Region. Auch in den anderen drei Ländern, die er besuchte, konzentrierte sich Rubio auf dieses Thema und auf den Kampf gegen den „chinesischen Einfluss“. In Guatemala vereinbarte er mit Präsident Bernardo Arévalo, dass die Zahl der Abschiebeflüge aus den USA um 40 % erhöht wird und dass das Land wieder Migrant*innen anderer Nationalitäten aufnehmen wird. In der Dominikanischen Republik standen Pläne für eine Intervention in Haiti, dem Nachbarland der Insel, im Mittelpunkt, wo die USA eine neue Interventionsmission leiten. In keinem dieser Länder wurden jedoch Investitionen oder konkrete Vorteile für die lateinamerikanische Bevölkerung angekündigt.
Rubio vermied in Mittelamerika Honduras, dessen Präsidentin Xiomara Castro Trump vor der Schließung von US-Militärstützpunkten gewarnt hatte, falls es zu Massendeportationen käme, sowie Nicaragua, das Washington seit langem zur „Achse des Bösen“ zählt.
Unterwerfung für nichts: Daniel Noboa und andere Trump-Fans
Ein weiterer Politiker, der sich in die Reihe der Trump-Anhänger einreiht, ist der ecuadorianische Präsident Daniel Noboa. Dieser kündigte letzte Woche an, Zölle in Höhe von 27 Prozent auf mexikanische Produkte zu erheben und trat damit in Trumps Fußstapfen, obwohl Trump später einen Rückzieher machte. Noboa, der eine Familientradition der Bewunderung für die USA fortführt, reiste im Januar 2024 ausschließlich in die USA, um dort sein drittes Kind in Miami zu bekommen – ein Brauch von aristokratischen Familien, um die US-Staatsbürger*innenschaft für ihre Nachkommen zu sichern.
Noboa begegnet dem Anstieg der organisierten Kriminalität in Ecuador mit einer Militarisierung, die eng mit den USA koordiniert wird. Er legte auch einen Gesetzentwurf vor, der den Artikel 5 der Verfassung ändern soll, der die Existenz ausländischer Militärstützpunkte verbietet. Die von Noboa angekündigte Änderung bezieht sich auf die von Rafael Correa geschlossene US-Militärbasis in Manta.
Noboa scheint seine Annäherungen an Trump zu übertreiben, während die andere Seite nicht einmal auf seine Bitten um Treffen eingeht. Auch seine Wiederwahl, die am 13. April in der zweiten Runde gegen Luisa González entschieden wird, könnte schwierig werden, da er keine nennenswerte Unterstützung in seinem eigenen Land erfährt.
Trump-Anhänger in Paraguay und Peru
Auch der paraguayische Präsident Santiago Peña zählt zu den Trump-Fans. Peña, ein ehemaliger Beamter des Internationalen Währungsfonds, erklärte, dass Trumps Rückkehr „wirklich eine Wiederauferstehung markiert“ und „eine gute Nachricht für diejenigen von uns ist, die glauben, dass die Weltordnung wiederhergestellt werden muss“. Er bezeichnete Paraguay sogar als „wahrscheinlich den größten Verbündeten der USA“. Trotz seiner Reise nach Washington zur Amtseinführung von Trump blieb Peña jedoch bei der offiziellen Zeremonie außen vor.
Ähnlich verhält es sich mit der peruanischen Präsidentin Dina Boluarte. Sie äußerte während des Davos-Forums, dass Lateinamerika Trumps Rückkehr „mit Hoffnung“ betrachte und bat förmlich um ein Treffen: „Wir laden Präsident Trump ein, uns in Peru zu besuchen oder umgekehrt, wir ihn dort zu besuchen und mit ihm sprechen zu können.“ Boluarte hinterließ einen Satz, der die Mentalität vieler lateinamerikanischer Eliten zusammenfasst: „Lateinamerika hat die USA immer als den großen Bruder bewundert.“
Geopolitischer Fokus: Die USA und Lateinamerika
Im Rahmen des geopolitischen Streits mit China fokussiert sich ein wiedererstarkter Trump erneut auf Lateinamerika, um die Dominanz seiner Einflusssphäre zu stärken. Die Region war immer schon ein umstrittenes Terrain zwischen jenen, die sich den USA unterwerfen, und jenen, die unabhängig sein wollen. Doch die Zeiten haben sich geändert, und die USA haben heute wenig zu bieten: Wie die Europäische Union reagiert auch Trump auf die Unterwerfung seiner Verbündeten mit Arroganz, Missachtung und Demütigung.
Trumps Rückkehr: Gefolgschaft ohne Gegenleistung von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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