Stichwahlen in 51 Städten

Kommunalwahlen Brasilien
Der Bürgermeisterkandidat der PSOL für São Paulo, Guilherme Boulos und die designierte Vizebürgermeisterin Marta Suplicy geben sich optimistisch. Foto: Leandro Paiva/© Fotos Públicas

(Brasilia, 27. Oktober 2024, prensa latina).- 34 Millionen Brasilianer*innen waren am 27. Oktober aufgerufen, beim zweiten Wahlgang der Kommunalwahlen die Bürgermeister*innen und Vizebürgermeister*innen von 51 brasilianischen Städten zu wählen.

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Metropole São Paulo. Dort tritt der amtierende Bürgermeister Ricardo Nunes vom zentrischen Movimento Democrático Brasileiro (MDB), der von Expräsident Jair Bolsonaro unterstützt wird, gegen den linken Kandidaten des Partido Socialismo e Liberdade (PSOL), Guilherme Boulos an, der seinerseits vom amtierenden Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva unterstützt wird.

Diese Stichwahl steht unter besonderer Beobachtung, da sie sehr knapp und von großer politischer Relevanz ist. São Paulo ist das finanzielle Zentrum Brasiliens und damit sowohl für die Linke als auch die Rechte eine wichtige Hochburg.

Die Entscheidung von Lula da Silva, Boulos zu unterstützen, ist Teil einer breit angelegten Strategie, um den Einfluss der Linken in der größten Stadt Brasiliens und Lateinamerikas zu festigen und die PSOL als wichtige Bündnispartnerin auf Dauer zu positionieren. Das Duell zwischen Nunes und Boulos steht auch für einen Kampf zwischen zwei entgegengesetzten Visionen für die Zukunft der Metropole.

Umfragen sehen Mitte und Rechte vorn

Laut den Umfragen wird sich im zweiten Wahlgang das Ergebnis des ersten Wahlgangs wiederholen: Am 6. Oktober eroberten die Parteien der Mitte und der Rechten die Mehrzahl der Rathäuser. Zudem konnte die Liberale Partei von Bolsonaro mehr Wahlsiege erzielen als die Arbeiterpartei (PT) von Lula da Silva.

Analyst*innen sehen den Wahlgang in einem Moment hoher Erwartung und Polarisierung aufgrund des politischen und sozialen Kontextes der vergangenen Jahre. Obwohl es sich um lokale Wahlen handelt, werden die Ergebnisse Auswirkungen auf die landesweite Politik haben, da sie als Barometer für die Zustimmung zu Parteien und ihren Anführer*innen im Vorfeld der brasilianischen Wahlen 2026 dienen.

Im Fokus der Kandidat*innen standen Themen wie Bildung, Gesundheit und Infrastruktur, aber auch innere Sicherheit und der Kampf gegen Korruption stand bei den Sorgen der Wähler*innen ganz oben, die eine bessere Führung und Transparenz bei den öffentlichen Geldern fordern.

Bei den Kommunalwahlen können zudem politische Allianzen und Koalitionen besondere Bedeutung erlangen, da die Wahlergebnisse die Macht der wichtigsten Parteien auf lokaler Ebene stärken oder schwächen können. Das wiederum wird Auswirkungen auf zukünftige Präsidentschaftskandidat*innen und den Gesetzgebungsprozess in der Hauptstadt Brasilia haben.

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