(Bogotá, 16 April 2023, colombia informa/poonal).- Die kolumbianische Guerillaorganisation ELN (Ejército de Liberación Nacional) kritisierte, dass die Regierung sieben schwer kranke politische Gefangene dieser Guerilla nicht aus dem Gefängnis in den Hausarrest verlegt hat. So war es laut dem am 12. Dezember am Verhandlungstisch unterzeichneten „Teilabkommen über Soforthilfe im Rahmen humanitärer Maßnahmen“ vorgesehen, das am 31. Dezember 2022 in Kraft treten sollte.
Doch nun sei der ELN-Kämpfer Nelson Enrique Acevedo Duran verstorben, teilte die Verhandlungsdelegation der ELN mit. Er war einer der sieben schwer kranken Gefangenen und hatte bereits aufgrund vernachlässigter Pflege nach einem Herzinfarkt mehrere Monate lang im Wachkoma gelegen.
Anschlag auf Militärstützpunkt
Nach dem Angriff der ELN auf einen Militärstützpunkt der kolumbianischen Armee am 29. März in El Carmen im Bundesstaat Norte de Santander kam es zu einer öffentlichen Debatte über den Friedenswillen der aufständischen Gruppe und den weiteren Verlauf der Gespräche. Die Guerilla beschuldigte „die Mainstream-Presse, die Regierung und das Militär“, eine Kampagne zu führen, um ihre Aktionen zu stigmatisieren, wie es in einer Mitteilung heißt:
„Die Wahrheit ist, dass der Dialog sich inmitten des Konflikts entwickelt. Noch immer wurde kein bilateraler Waffenstillstand vereinbart, obwohl wir bereits mit der Regierung daran arbeiten. Es gibt Aktionen auf beiden Seiten, nicht nur die der ELN“.
Die Verhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der ELN hatten im November in der venezolanischen Hauptstadt Caracas begonnen und wurden im Februar in Mexiko-Stadt fortgesetzt. Die dritte Verhandlungsrunde wurde mehrfach verschoben und soll nun laut Medienberichten am 2. Mai in der kubanischen Hauptstadt Havanna stattfinden. Dabei soll es um die Beteiligung der Zivilgesellschaft, einen beidseitigen Waffenstillstand und humanitäre Maßnahmen gehen.
Gewalt steigt wieder an
Die Regierung hatte auf den Angriff der ELN auf den Militärstützpunkt mit der Tötung eines hochrangigen ELN-Kommandanten am 4. April in Yondó, Antioquia reagiert. Mehrere Medien forderten zudem einen Stopp der Verhandlungen mit der Gruppe, der es an Kohärenz mangele und die zerstritten sei nur den Krieg suche. Dennoch hat die kolumbianische Regierung den Verhandlungstisch nicht verlassen, so wie es unter den Regierungen von Iván Duque und Juan Manuel Santos der Fall war.
Anfang April hat die ELN eine Propagandakampagne in den sozialen Netzwerken gestartet und in mehreren Städten und Straßen des Landes Banner aufgehängt und Flugblätter verteilt.
Andererseits verschärft sich der Konflikt in mehreren Regionen des Landes, was wieder zu einem Anstieg der Gewalt führt. Laut des Instituts für Friedens- und Entwicklungsstudien Indepaz wurden im Jahr 2023 bereits 32 Mehrfachmorde begangen. Auch die Ermordung sozialer Führungspersönlichkeiten (49 laut Indepaz) hat zu heftiger Kritik an der bisherigen Politik des totalen Friedens der Regierung Petro geführt.
ELN kritisiert Regierung von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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