Das ABC des Rassismus in Mexiko

(Mexiko-Stadt, 07. Februar 2023, desinformémonos).- Die Universität IBERO zeigt die verschiedenen Facetten des Rassismus in Mexiko in einer Videoserie mit dem Namen Alfabeto del racismo mexicano („ABC des Rassismus in Mexiko”). Die Produktion des Senders IBERO TV basiert auf dem gleichnamigen Buch des Historikers Federico Navarrete und wird im Internet frei zugänglich sein. Die erste Staffel besteht aus fünf kurzen Kapiteln mit Interviews und Animationen. Sie greifen auf bissige Text-Vignetten zurück und lassen vor allem Collagen sprechen. Die gesamte Serie wird sowohl auf Spanisch als auch auf Nahuatl verfügbar sein.

Rassistische Praxen erkennen und überwinden

Die Tatsache, dass eine Videoreihe nun seine Ideen aufgreift, zeigt, dass die mexikanische Gesellschaft eine gesunde, kritische und pluralistische Debatte darüber führen sollte, “wie wir tagtäglich und ständig das praktizieren, was wir Rassismus nennen”, so Federico Navarrete. Die Serie konzentriert sich auf vier zentrale Aspekte, an denen sich der Rassismus in Mexiko manifestiert. Der erste davon ist die Schönheit, die als Konzept durch und durch „rassifiziert” ist und dadurch zu sehr Exklusivem wird, denn: Schön zu sein ist für viele Mexikaner*innen mit einer hellen Haut und einem europäischen Aussehen verbunden, keinesfalls jedoch mit indigenen oder afrikanischen Zügen. Die zweite Facette hat mit der spanischen Sprache zu tun. Für viele ist das, was die elitären Einwohner*innen der Großstädte wie Mexiko-Stadt, Monterrey oder Guadalajara sprechen, das „richtige“ Spanisch. Spricht jemand anders, ist das oft ein Grund für Diskriminierung. Eindeutig rassistisch motiviert ist die linguistische Diskriminierung, die Sprachen indigener Dörfer nicht als eigene Sprachen anerkennt, sondern als Dialekte bezeichnet. Der dritte Aspekt der Serie ist die Diskriminierung derer, die sich einem indigenen Volk zugehörig fühlen – sie sind keine Mestiza, sprechen kein Spanisch und haben eine andere Kultur, Bräuche und Lebens- sowie Denkweisen. Als letzter Punkt zeigt sich Rassismus auch im Humor der Mexikaner*innen. Scheinbar harmlose Witze reproduzieren die vielen Stereotypen gegenüber indigenen Völkern und Menschen afrikanischer Herkunft. Dazu Antonio Arellano, Regisseur der Serie „ABC des Rassismus in Mexiko”: „Die Videoreihe soll dazu beitragen, unsere rassistischen Praktiken sichtbar zu machen, den Schleier der Vorurteile lüften, der uns in einer chronischen Blindheit hält. Indem wir also eine Serie produzieren, die unseren Rassismus zeigt, wollen wir die Frage zur Diskussion stellen, ob wir diese Art von Praktiken beibehalten oder etwas dagegen tun wollen.”

Rassismus tötet

Arellano greift viele weitere Ideen von Federico Navarrete auf und zeigt den Rassismus in Mexiko von seiner brutalsten Seite. Die Entführung und Ermordung von 43 Studierenden in Ayotzinapa, Guerrero im Jahr 2014: eine rassistische motivierte Gewalttat, ebenso die Feminizide in Ciudad Juárez an der US-amerikanischen Grenze, eine brutale Mordserie an meist jungen, armen Frauen seit den 1990er-Jahren. Wie definiert wird, welche Opfer sichtbar gemacht werden und welche nicht, entscheidet sich anhand rassistischer Kriterien. Der Historiker Navarrete weist außerdem darauf hin, dass in der heutigen mexikanischen Gesellschaft „vermeintliche ethnische Unterschiede” dadurch aufrechterhalten werden, dass sich Menschen von Vorurteilen leiten lassen. Damit normalisieren sie eine jahrhundertealte Geschichte der Ungleichheit und Diskriminierung. Dass das Problem des Rassismus ein unwichtiges oder triviales ist, kann Navarrete nicht bestätigen. Stattdessen verweist er auf Mexikos lange Geschichte mit Gewalt, Enteignung, Tod und Ausbeutung, die damit einhergeht.

Neben dem Regisseur Antonio Arellano waren auch José Gutiérrez, Produzent der Serie und Koordinator des Senders IBERO TV und der Kommunikationsdirektor Juan Carlos Henriquez bei der Präsentation der Serie zugegen. Zudem nahm Yásnaya Aguilar teil; die Autorin, Übersetzerin und Aktivistin für sprachliche Rechte ist auch in einem der Kapitel zu sehen. Federico Navarrete kam nicht zur Präsentation, schickte aber eine Videobotschaft aus Cambridge in England. IBERO TV und der Kommunikationsdirektor Juan Carlos Henriquez waren bei der Präsentation der Serie zugegen. Federico Navarrete kam nicht zur Präsentation, schickte aber eine Videobotschaft aus Cambridge in England.

Übersetzung: Patricia Haensel

CC BY-SA 4.0 Das ABC des Rassismus in Mexiko von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.

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