Gedenken an das Massaker von Tlatelolco

von Eva Völpel

(Berlin, 03. Oktober 2008, npl).- In Mexiko-Stadt haben zahlreiche Menschen am 2. Oktober dem 40. Jahrestag des Massakers von Tlatelolco gedacht. 1968 hatte sich auf dem Platz der drei Kulturen in Mexiko-Stadt Tausende von Student*innen versammelt, um gegen die mexikanische Regierung zu demonstrieren. Zuvor war es zu wochenlangen Besetzungen von Universitätsgeländen und Schulen sowie Massendemonstrationen gekommen, Mexikos Student*innen und Schüler*innen protestierten für mehr Freiheiten und gegen den autoritären und repressiven Staatsapparat. Eigentlich hatte die Regierung von Gustavo Díaz Ordaz eine sogenannte Olympische Waffenruhe signalisiert, denn nur ein paar Tage später, am 12. Oktober, begannen in Mexiko-Stadt die olympischen Sommerspiele.

Doch dann umstellten am Abend des 2. Oktober 1968 5000 Soldat*innen und Polizist*innen mit rund 300 Panzern die Demonstrant*innen auf dem Platz der drei Kulturen in Tlatelolco. Um zehn nach sechs wurden plötzlich aus den Polizeihubschraubern Leuchtfeuerraketen abgeschossen. Das war der Startschuss für das Massaker. Polizei, Militär und Spezialkräfte in zivil eröffneten aus gepanzerten Fahrzeugen und Panzern aus schweren Waffen das Feuer auf die unbewaffnete Menge. Den Flüchtenden waren alle Ausgänge vom Platz der drei Kulturen versperrt. Später durchkämmten Sicherheitskräfte systematisch alle umliegenden Hochauswohnungen. Manch einen Studenten, so berichten Augenzeug*innen, erschossen die Sicherheitskräfte in Wohnungen oder Hausfluren, in die sich die Menschen in Panik geflüchtet hatten.

Die Regierung sprach später offiziell von 32 Toten, schließlich übergab sie 44 Leichnahme, so amnesty international in einer aktuellen Erklärung zum Massaker von Tlatelolco. Die genaue Anzahl der Opfer ist bis heute unklar, doch liegt sie weitaus höher als von der Regierung angegeben. Verschiedene Quellen sprechen von mehr als 325 bzw. sogar mehr als 400 Toten.

An diese Toten erinnerten am 2. Oktober die Student*innen, die in einem Gedenkmarsch durch Mexiko-Stadts Straßen zogen. Sie erinnerten daran, dass die Verantwortlichen des Massakers bis heute nicht bestraft wurden und an weitere Beispiele blutiger Repression, mit der der mexikanische Staat die Forderungen verschiedener sozialer Organisationen „lösen“ wolle. „Wir erinnern uns an das Massaker vom 10. Juni 1971, an die Zeit des schmutzigen Krieges zwischen 1970 und 1980 mit seinen Hunderten von Toten, Verschwundenen und Verhafteten, und wir erinnern auch an die Massaker in Aguas Blancas und El Charco in Guerrero, in Agua Fría in Oaxaca, in Acteal und El Bosque in Chiapas in den 1990er Jahren.“

Amnesty international forderte den mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón anlässlich des Jahrestages des Massakers dazu auf, endlich alle Archive zu öffnen und eine unabhängige Untersuchung durchzuführen um die Verantwortlichen für die Verbrechen vor Gericht zu stellen. „Die Regierung Calderón hat zu diesem dunklen Kapitel in der Geschichte Mexikos bisher geschwiegen“, so Kerrie Howard von ai.

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