Die damals 20 Jahre alte Rosinete Rodrigues rutschte 1997 bei einer Bootsfahrt aus, ihre Haare wurden vom Motor erfasst und die Kopfhaut abgezogen. Anderen, die das gleiche Schicksal erlitten haben, macht Rosinete Mut Was sich wie ein sehr seltener Unfall anhört, kommt auf den Flüssen des Amazonasgebietes immer wieder vor. Rosinete war vier Jahre lang Präsidentin des Verbandes. Im vergangenen Jahr übergab sie das Amt, um ihr Studium abzuschließen.
Psychologische Unterstützung der Opfer
Ihre Nachfolgerin Maria do Socorro hatte AMRVEA 2007 gegründet. Dem Verband gehören 119 Menschen an, die ihre Kopfhaut verloren haben – überwiegend Frauen, die ihre Haare öfter lang tragen als Männer und daher stärker gefährdet sind. .Die Opfer erhalten psychologische Unterstützung und werden auf ihrem Weg zurück in die Gesellschaft begleitet, auch durch Angebote handwerklicher Ausbildung. Denn zu dem körperlichen Leid kommen Isolierung und Diskriminierung, bzw. die Angst davor.
Mit Kampagnen versucht die Organisation, das Bewusstsein der Flussanwohner*innen zu schärfen, damit diese Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um die folgenreichen Unfälle zu vermeiden. Zum Beispiel halten AMRVEA-Mitglieder in Schulen Vorträge und erzählen ihre persönliche Geschichte. Hauptunfallursache ist die fehlende oder mangelhafte Abdeckung des Bootsmotors. Diese Schutzmaßnahme kostet nichts: Brasiliens Marine verteilt Abdeckungen. Nachdrücklicher als schriftliche Informationen es könnten, wirke auf die Besucher*innen der Veranstaltungen der Anblick eines Opfers, erzählt Rosinete Rodrigues. Ohne Kopfhaut, eine Perücke tragend.
Gesetzespflicht zur Abdeckung des Bootsmotors
Bis zur Gründung der AMRVEA blieb der Kampf der Frauen, die ihre Kopfhaut verloren haben, der brasilianischen Gesellschaft verborgen. Die Tragödie nahm ihren Anfang bereits in den 1970-er Jahren, als auf den Booten im Amazonasgebiet immer mehr Motoren verwendet wurden. Reisen auf den Flüssen wurden dadurch deutlich schneller, doch nahmen zugleich die Gefahren zu.Bei den Unfällen verlieren die Opfer, darunter Kinder, in einigen Fällen auch die Ohren und Haut an Gesicht und Hals. 2009 wurde – auf Drängen von Opfern – die Pflicht zur Abdeckung der Motoren von Flussbooten gesetzlich angeordnet. Und 2010 rief der damalige Präsident Lula den 28. August als Nationalen Tag des Kampfes gegen und die Vorbeugung des Verlustes der Kopfhaut (Dia Nacional de Combate e Prevenção ao Escalpelamento) aus.
Frauen im Amazonasgebiet droht Kopfhautverlust durch Bootsmotoren von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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