(Oaxaca-Stadt, 15. November 2020, educa oaxaca).- Seit über drei Jahren hat die Gemeinde Ayutla in der Sierra Mixe im südmexikanischen Bundesstaat Oaxaca wegen eines Landkonflikts kein Wasser. Ihre Nachbarsgemeinde Tamazulápam besetzte im Juni 2017 gewaltsam ein Territorium an der Grenze der beiden Gemeinden, in der sich die einzige Quelle von Ayutla befindet und zerstörte sowohl den Wassertank wie auch die Wasserleitungen. Bei diesem bewaffneten Angriff kam eine Person aus Ayutla ums Leben, vier Frauen wurden entführt und misshandelt, 23 Gemeindemitglieder Ayutlas von ihrem Land vertrieben. Seither fordert das Frauenkollektiv von Ayutla, Hand in Hand mit der Gemeindebehörde, Gerechtigkeit und die Wiederherstellung des Zugangs zu ihrem Quellwasser.
“Seitdem diese Gewalt begann, waren die Frauen diejenigen, welche sich organisierten und diese Gewalt denunzierten”, betont Yásnaya Elena Aguilar Gil im Video der Menschenrechtsorganisation CODIGO DH. Die Frauen dieser indigenen Mixe-Gemeinde erzählen, dass sie am meisten unter dem Wassermangel leiden, da ihre Arbeit ohne genügend Wasser eine ständige Herausforderung ist. Das Regenwasser reicht nicht aus, um die 3.000 Personen in Ayutla zu versorgen, deshalb müssen sie nun Wasser kaufen, sei es fürs Wäschewaschen, Kochen, Duschen oder Trinken.
Behörden bleiben untätig
Auch die gesundheitliche Situation dieser Gemeinde verschlechtert sich zunehmend: Kinder erkranken häufiger und seit dem 1. April 2020, als Covid-19 erstmals auch in der Sierra Norte von Oaxaca auftrat, hat Ayutla nicht genügend Wasser, um die notwendigen Hygienemaßnahmen zu befolgen. Die Gemeinde Tamazulápam ist berüchtigt dafür, dass sie angrenzenden Gemeinden Territorien streitig macht, um ihr Gebiet auszuweiten und ihre Leute darauf anzusiedeln. Zudem haben in der abgelegenen Sierra Mixe in den letzten Jahren auch zunehmend Mafiagruppierungen Fuß gefasst.
Die bundesstaatlichen und föderalen mexikanischen Behörden setzen während dreieinhalb Jahren der Straflosigkeit in diesem Fall kein Ende, trotz gegenteiliger Versprechen. So haben die Bewohner*innen von Ayutla schon zwei Mal den Präsidenten Andrés Manuel López Obrador bei Fahrten durch die Region aufgehalten und eine Lösung eingefordert, doch der lokale Gouverneur Alejandro Murat simulierte bloß Lösungen, welche von der Vollversammlung Ayutlas zurückgewiesen wurden. Am 30. Juli 2020 entschied ein Gericht in letzter Instanz, die Quelle müsse “unverzüglich” wieder an Ayutla angeschlossen werden, um ihr Grundrecht auf Wasser zu gewährleisten. Seither sind mehrere Monate vergangen, ohne dass die Behörden aktiv geworden wären. Die lokale Menschenrechtsorganisation CODIGO DH begleitet die Menschenrechtsverteidigerinnen von Ayutla in ihrem Kampf um ihr Wasser und hat die Stimmen des Kollektivs in einem eindrücklichen kurzen Video festgehalten.
Weitere Infos im Menschenrechtsbericht: Informe Misión Civil de Observación
Die Frauen von Ayutla kämpfen für ihr Wasser von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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