Melvin und Eduardo sind tot

von Gustavo González

(Montevideo, 08. Oktober 2015, comcosur).- Santa Marta; dieses Dorf in den Bergen von El Salvador; dieses Dorf, das mit soviel Blut den Krieg im Land bezahlt hat; dieses Dorf, das wir spätestens seit der Gründung der Wohnungsbau-Kooperative „Helden der Roten Steine“ (Héroes de Piedras Rojas) kennen, wo wir so oft waren und so viele Hoffnungen und Freuden geteilt haben.

Genau dieses Dorf ist heute wieder einmal tief bestürzt über den Mord an zweien seiner Söhne. Melvin und Eduardo waren zwei Jungs voller Leben, voller Hoffnungen und Illusionen. Sie wirkten beim Volkstheater der Jugendgruppe in ihrem Dorf mit. Am 12. September sind sie zu einer Party gegangen und kehrten nie wieder zurück. Zwei Tage später fand man ihre Leichen, beerdigt von ihren eigenen Mördern.

Wer hat sie umgebracht?

Melvin war der älteste Sohn der Kooperativistin Florinda, alleinstehende Mutter von drei Kindern. Wer hat sie umgebracht? Warum? Wie? Das sind die Fragen, die sich ganz Santa Marta stellt und auf die es keine Antwort gibt.

Seit vielen Jahren schon besuche ich Santa Marta. Das arme aber würdevolle kleine Dorf, umgeben von wunderschönen Bergen – es wird nicht mehr dasselbe sein; Melvin und Eduardo werden zwei weitere Söhne sein, die der nicht enden wollenden Gewaltspirale zum Opfer gefallen sind. Für die Behörden werden es wohl nur zwei weitere Nummern sein, von den Hunderten und Tausenden, die Jahr für Jahr sterben und deren Väter und Mütter keine Antwort auf ihre Fragen kriegen: Waren es die Maras? Waren es die Paramilitärs und Killer der multinationalen Konzerne, die in der Gegend aktiv sind?

Santa Marta fordert Untersuchungen, aber mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit werden die Morde leider ungestraft bleiben, wie so oft.

Zwei Jungs, die beschlossen hatten, in ihrem Dorf zu bleiben, zwei Jungs, die nicht nach „Amiland“ gehen wollten, zwei Jungs, die sich dem „amerikanischen Traum“ verweigert hatten – sie sind nicht mehr unter uns, nur die Erinnerung an sie bleibt für immer.

Die Wohnungsbau-Kooperativen des ganzen Kontinents sind heute mit ihren Müttern und Vätern vereint, insbesondere mit einer innigen und solidarischen Umarmung für Florinda.

 

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