von Eva Völpel, Belém
(Berlin, 23. Januar 2009, npl).- Mit dem V. Weltforum der Rechtsanwält*innen, das am 23. Januar in der Amazonasstadt Belém im brasilianischen Bundesstaat Pará eröffnet wurde, rückt auch der Beginn des Weltsozialforums (WSF) immer näher. Zwischen 50.000 und 80.000 Personen werden laut Angaben der örtlichen Presse zu diesem Ereignis erwartet. Ob tatsächlich so viele Aktivist*innen sozialer Organisationen nach Belém finden werden und ob die Stadt den Ansturm verkraften wird, bleibt abzuwarten.
Fest steht jedoch schon jetzt: Taxifahrer*innen und Hotelbesitzer*innen freuen sich über das WSF und erwarten gute Geschäfte. Seit Wochen schon sind alle Unterkünfte ausgebucht und viele Familien stellen in ihren Wohnungen Unterkunftsmöglichkeiten zur Verfügung. Auch der große Markt Ver–o–Peso wird noch schnell herausgeputzt und, so war in der Presse zu lesen, die Stadtregierung hat für das WSF ambulante Händler*innen vertreiben lassen. Von Seiten der Stadtregierung scheint man das WSF sowieso eher als ein touristisches Spektakel wahrzunehmen: Farbenfrohe Plakate begrüßen in mehreren Sprachen die „Weltbürger“, die zum Forum anreisen und das Polizeiaufgebot ist publikumswirksam aufgestockt worden, um die Sicherheit der Anreisenden zu gewährleisten.
Offiziell eröffnet wird das Forum am 27. Januar mit einem Demonstrationszug und einer Zeremonie, die u.a. Vertreter*innen indigener Gruppen gestalten werden. Die Mehrzahl der Veranstaltungen wird dann bis zum 1. Februar auf dem Gelände der beiden staatlichen Unis von Belém abgehalten. Einen Tag vor der offiziellen Eröffnung des WSF treffen sich bereits Medienaktivist*innen zum Forum der freien Medien. Dort soll u.a. über die Möglichkeiten der Ausweitung der freien Medienarbeit, aber auch über Repression gegen freie Medien diskutiert werden.
Im Zentrum des WSF soll v.a. die Diskussion über ökologische und soziale Problematiken des Amazonasraums stehen. So werden zum ersten Mal auf einem WSF auch mehr als 3.000 Vertreter*innen indigener Gruppen erwartet, von denen etliche dieser Tage über einen der zahlreichen Flussarme und Verzweigungen des Amazonas nach Belém anreisen.
Neben den mehr als 2.500 Diskussionsveranstaltungen, die Gruppen, Initiativen und Bewegungen aus aller Welt auf dem Forum anbieten, werden als Redner auch die Präsidenten Paraguays, Boliviens, Venezuelas und natürlich Brasiliens erwartet. Überhaupt hat Lulas Arbeiterpartei PT auf dem Forum gut Fuß gefasst. Die Regierung hat, kanalisiert über die PT–Regierung von Pará, dem Forum nicht nur 77 Millionen Reales, rund 25 Millionen Euro, zur Verfügung gestellt, sie wird am Forum auch mit sage und schreibe 12 Minister*innen teilnehmen. Allein der Umweltminister spricht auf sechs verschiedenen Panels.
Allerdings wird über die Presse kolportiert, dass von allen Regierungsvertreter*innen das Thema PAC – der große Wirtschaftswachtsumsplan der PT – tunlichst nicht angeschnitten werden soll. Denn dieses Vorhaben wird, aufgrund seiner sozialen und ökologischen Implikationen, in der Amazonasregion von den sozialen Bewegungen scharf kritisiert. Dies dürfte, neben der grundsätzlichen und prominent gesetzten Teilnahme der Lula–Regierung, sicher erneut die Kritik an der Präsenz von Vertreter*innen von Parteien oder Regierungen auf dem Forum hervorbringen.
HINWEIS IN EIGENER SACHE: Poonal wird in den kommenden Tagen regelmäßig vom Weltsozialforum in Belém berichten.
Daneben werden die Radioredaktionen des Nachrichtenpool Lateinamerika vom 26. Januar bis zum 1. Februar täglich live berichten: Um 15 Uhr sendet Radio Matraca auf Spanisch eine Stunde live aus Belém. Ab 16 Uhr geht Radio Onda eine Stunde live in deutscher Sprache auf Sendung. Alle ausgestrahlten Sendungen sind unter www.npla.de/onda bzw. www.npla.de/matraca abrufbar.
Die Eröffnung des Weltsozialforums rückt näher von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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