ALBA und Petrocaribe fassen Fuß in Zentralamerika

von Torge Löding

(San José, 02. August 2008, voces nuestras).- Die Entscheidung der honduranischen Regierung unter dem moderat-liberalen Präsidenten Manuel Zelaya dem fortschrittlichen Staatenbund Bolivarische Alternative für Amerika (ALBA) beizutreten, sorgt für schlechte Stimmung in konservativen Kreisen der Region, die als „Hinterhof der USA“ gilt. „Hugo Chávez verspricht seinen lateinamerikanischen Verbündeten Öl für die nächsten 100 Jahre und die Wirtschaftshilfe aus Venezuela hat sichtbar positive Folgen“, kommentierte die Entwicklungen der costaricanische Ökonom Guillermo Solis, Zentralamerikaexperte an der Lateinamerikanischen Fakultät für Soziale Studien (FLACSO).

Es fließen immer weniger europäische Entwicklungsgelder in die Region; das „Schwellenland“ Costa Rica gilt in der EU nicht mehr als Empfängerland, aber auch wesentlich strukturschwächere Länder wie Honduras oder Nicaragua kommen kaum noch in den Genuss wirtschaftlicher Förderung. Im Fall des sandinistisch regierten Nicaragua übertrifft die Summer der Unterstützungszahlungen aus Venezuela mit mehr als 500 Millionen US-Dollar zurzeit die summierte Wirtschaftshilfe aus allen anderen Ländern der Welt. Während mangelnde Transparenz bei der Verwaltung dieser Gelder in Nicaragua kritisiert wird, sind positive Folgen durchaus sichtbar bei Straßenbau, Subvention für den öffentlichen Bustransport und Eindämmung der zuvor chronischen Stromausfälle.

Solis erwartet eine Annäherung weiterer zentralamerikanischer Staaten an ALBA. Kürzlich unterzeichnete Guatemalas sozialdemokratischer Präsident Álvaro Colom den Beitritt seines Landes zum ebenfalls von Venezuela gegründeten Energieverband Petrocaribe. Diesem Verband gehört auch Costa Rica an, dessen aktueller rechts-sozialdemokratischer Regierungschef Oscar Árias als treuer Verbündeter der USA gilt. Dennoch akzeptiert Árias die Vorzüge der Zusammenarbeit mit Venezuela, welche bereits hunderten Costaricaner*innen eine kostenlose Augenoperation eingebracht hat, die sie sich sonst nicht hätten leisten können. Auch die Berufung des Linkspolitikers Vladimir de la Cruz zum Botschafter in Caracas kann als Zeichen der Öffnung verstanden werden. Der Oppositionspolitiker Cruz war Präsidentschaftskandidat und Abgeordneter der linken Fuerza Democratica, einer Nachfolgepartei der einst verbotenen Kommunist*innen in Costa Rica.

Als engster Verbündeter der USA gilt in Zentralamerika nun die rechts-konservative Regierung von Antonio Saca in El Salvador. Aktuellen Umfragen zufolge kann indes die linke Farabundisten-Front (FMLN) mit einem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr rechnen.

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