Catalina O´Leary – Aktivistin, Soldatin und Verteidigerin der Frauen

von Silvia Núñez Esquer

(Mexiko-Stadt, 02. Dezember 2011, cimac).- Rosa María Catalina O´Leary Franco wurde im Municipio Magdalena im Bundesstaat Sonora geboren. Sie widmete einen großen Teil ihres Lebens dem sozialen Aktivismus, hauptsächlich der Verteidigung des Rechts auf Gesundheit und einer sauberen und gesunden Umwelt.

 

 

Für ihr Lebenswerk als soziale Aktivistin hat ihr die Partei Bürgerbewegung (vorher Convergencia) am Internationalen Tag für die Abschaffung von Gewalt gegen Frauen (25. November) den nationalen Orden „Benito Juárez García“ verliehen.

O’Leary’s sozialer Aktivismus

O´Leary ist geprüfte Chemikerin. Sie übte ihren Beruf in der Armee aus, heute ist sie Leutnant im Ruhestand. Sie arbeitete für das Mexikanische Institut für Soziale Sicherheit IMSS, im Regionalkrankenhaus Nummer 4 sowie im Regionalkrankenhaus Nummer 1, die beide vom Nationalen Verteidigungsministerium in der Hauptstadt und in Tuxtla Gutiérrez in Chiapas betrieben werden.

Sie nahm an Protesten gegen den Giftmüll des transnationalen Unternehmens Tecmed (als CYTRAR bekannt) und gegen das chilenische Bergbauunternehmen Molymex teil. Das gesellschaftliche Engagement führte sie nach Zimapán im Bundesstaat Hidalgo, wo sie mit darum kämpfte, ein spanisches Unternehmen zu schließen, das eine Giftmülldeponie betrieben hat. Noch heute läuft dort ein Prozess gegen die Investor*innen um Entschädigung der Betroffenen.

Rosa María hat auch Proteste der Bergarbeiter*innen von Cananea und Nacozari angeführt bzw. daran teilgenommen. Sie kämpfte gegen die Enteignung der Anwohner*innen durch das Staudammprojekt Abelardo Rodríguez; um die Verteidigung der Grünanlagen der Hauptstadt, sowie für die Unterstützung der Migrant*innen sowie der Mütter und Väter der verstorbenen und überlebenden Töchter und Söhne des Brandes des Kindergartens ABC am 5. Juni 2009.

Im Interview erzählt Rosa María O´Leary von ihrer Meinung über die Rolle der Armee im Kampf gegen das Verbrechen und den ökologischen Kampf in Sonora.

„Sprechen wir über deinen Dienst in der Armee.“

„Die Armee ist eine Gesellschaft innerhalb der Gesellschaft. Ich habe alles kennen gelernt: hohe Werte und auch verheerende Dinge. Manchmal, wenn ich die ganze Gewalt die geschieht sehe, werde ich sehr traurig. Aber ich denke, dass die Einberufung ein Teil der Problematik ist. Die Armee muss fehlendes Personal ersetzen, deshalb stellen sie jeden ein, auch unfähige Leute ohne Vorbereitung. Leute, die Geld brauchen, die eine Arbeit suchen oder Menschen, denen eine Waffe unendliche Macht gibt ohne sich um Moral zu kümmern.

„Was hältst du von der Rolle, die die Regierung der Armee zuschreibt?“

„Das ist Verrat. Der Präsident als oberster Chef der Armee hat diese auf grausame Art und Weise gefährdet, er hat sie praktisch gegen das eigene Volk eingesetzt, ohne es zu merken. Die Armee ist dafür nicht vorgesehen, sie hat eine andere Funktion. Aber der Präsident hat die Armee auf eine sehr verantwortungslose Weise für den Dienst an Mexiko missbraucht.“

O´Leary kritisiert die offensichtliche Öffnung der Streitkräfte für Frauen: „Frauen wurden immer benutzt, wenn es nötig war, deshalb beginnen sie nun eine wichtige Rolle zu spielen. Ich kenne sehr mutige Frauen innerhalb der Armee. Ich weiß nicht ob sie jetzt höhere Ränge einnehmen; selbst wenn sie Generalmajore werden oder nicht, sie werden benutzt, weil man sie genauso braucht wie Männer.“

Die soziale Aktivistin bestätigt, dass es in der Armee „ungeschriebene Gesetze“ gibt, nach denen Frauen mit hohem Rang den Männern immer untergeordnet sind. „Hoffentlich hat sich das inzwischen geändert“, sagt sie im Vertrauen.

„Was denkst du über die Militärs, die kürzlich drei Frauen hier in Hermosillo ermordet haben?“

„Das ist schrecklich. Eine Waffe in den Händen einer betrunkenen, berauschten und unverantwortlichen Person ist ein Verbrechen. Es bedeutet den Tod latent hinzunehmen. Ich denke, dass es jeder hätte sein können, doch wenn es sich um einen Militär handelt, einen Uniformierten, muss die Justiz härter durchgreifen, da er mehr Verantwortung trägt und ausgebildet ist, eine Waffe zu benutzen.“

„Als Person, die der Armee angehörte finde ich, dass die Soldat*innen in der Kaserne bleiben sollten. Es gehört nicht zu ihren Aufgaben, in den Straßen zu patroullieren; der Präsident ist verantwortungslos. Die Generäle sollten ihm “stillgestanden!” befehlen und ihm sagen, dass so etwas nicht passieren darf. Sie haben die Fähigkeit dazu. Loyalität ist eine Sache und Unterwürfigkeit eine andere, sie sind keine treuen Hunde. Es handelt sich um fähige, intelligente Männer, die ihre Stimme erheben sollten gegenüber einem Mann, der nicht weiß was er tut.“

Auf den Kampf um die Umwelt in Sonora bezogen, betrachtet O´Leary die Situation als äußerst ernst. Mit dem Gerede von „Nachhaltigkeit, dem menschlichen Antlitz des Raubs“ würden die Behörden „für Geld“ verseucht, von den bundesstaatlichen Abgeordneten von Semarnat und Profepa, den Staatssekretär*innen für Gesundheit, Kommunikation, Transportwesen und Wirtschaft. „Die Minen verseuchen alles, niemand hat Kontrolle über die Gifte, sie wissen nicht, wie viele Unternehmen Gifte produzieren und wie viel davon importiert wurde“ fügt sie hinzu.

Abschließend bemerkt sie: „Solange es Ignorant*innen unter den Regierenden gibt, solange sie der Staatsregierung unterliegen, um ihre Befehle entgegen zu nehmen und zu befolgen, solange bleibt Mexiko ein Desaster.“

 

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