Diktaturopfer bangen um Beweise

(Buenos Aires, 05. August 2009, púlsar).- (Rio de Janeiro, 4. August 2009, Pulsar).- Die Vizepräsidentin der “Gruppe Nie Wieder Folter” (Grupo Tortura Nunca Mais), Victoria Grabois, hat sich besorgt zu der Frage geäußert, ob die Opfer der Militärdiktatur (1965 bis 1985) wirklich auf Gerechtigkeit hoffen können. Die Aktivistin plädierte dafür, dass wenigstens die Namen der bekannten Folterer veröffentlicht werden, um “dem Land zu zeigen, wer die Täter sind”. Eine juristische Aufarbeitung der von Militärs und Polizisten während der Diktatur begangenen Verbrechen ist in Brasilien wegen weitreichender

Amnestiegesetze bislang nicht möglich.

Anlass der Stellungsnahme von Grabois ist der Umgang mit der Aufarbeitung des Falles der Guerilla von Araguaia, der nach dem Auffinden der sterbliche Überreste einiger Guerilleros vor wenigen Monaten die öffentliche Meinung beschäftigt. Anfang der 1970er Jahre hatte das Militär eine Offensive gegen die Guerilla im Norden Brasiliens gestartet und bei der Niederschlagung mindestens hundert Aktivisten getötet. Viele Unterstützer wurden festgenommen und gefoltert. Victoria Grabois selbst verlor ihren Vater, einen Bruder und ihren ersten Ehemann während der Repressionswelle im Bundesstaat Pará.

Es sei absurd, dass die Suche nach den Leichen in Araguaia von Militärs geleitet und durchgeführt werde, erklärte die Aktivistin. “Wie können diejenigen, die Guerilleros getötet haben, die große Teile der Bevölkerung festgenommen und gefoltert haben, nun die Verantwortung für die Untersuchung des Falles übernehmen,” fragt sie. Auf diese Weise könnten sie die wenigen Beweise, die in der Region noch zu finden sind, vernichten, kritisiert Grabois.

Die “Gruppe Nie Wieder Folter” plädiert dafür, dass die Untersuchung von der speziellen Kommission, die mittels des Gesetzes 9.140 gegründet wurde, durchgeführt wird. Auch fordert sie eine unabhängige Supervision der Suche nach den Körpern der Opfer, denn derzeit unterstehe die Supervision der Arbeiten dem Verteidigungsminister Nelson Jobim.

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