„Weg mit den Gasfackeln!“: Neun Mädchen haben mit ihrer Klage Erfolg

(Quito, 29. Januar 2021, radiomundoreal).- Einem Gerichtsurteil zufolge dürfen im Zusammenhang mit der Erdölförderung im Amazonasgebiet keine neuen Gasfackeln mehr genehmigt werden. Der Provinzgerichtshof von Sucumbíos hat somit dem Antrag von neun Mädchen stattgegeben, die vom Staat verlangten, die Errichtung der sogenannten „Mecheros“ künftig zu verbieten. „Wir betrachten das als großen Erfolg. Jetzt geht es darum zu erreichen, dass das Urteil auch umgesetzt wird“, kommentierte Rechtsanwalt Pablo Fajardo, Vertreter der Union der Texaco-Geschädigten (UDAPT), die Entscheidung des Gerichts. Fajardo hatte zusammen mit Caritas Ecuador, dem kirchlichen Sozialverband Pastoral Social de Orellana y Sucumbíos, Acción Ecológica, Clínica Ambiental und anderen Gruppen die Klage der Mädchen unterstützt. „Keine Ölfirma kann nun ohne die Genehmigung des ecuadorianischen Staates im Amazonasgebiet eine solche Gasfackel aufstellen“, erklärte Fajardo. Laut der Entscheidung der Richter in Sucumbíos habe „der Staat die Rechte der Mädchen verletzt. Somit wurden umfassende Wiedergutmachungsmaßnahmen angeordnet“, so der Anwalt weiter.

Tausende von Todesfällen, Schäden in Milliardenhöhe

53 Jahre lang verbrannten im Zuge der Erdölförderung erst Texaco, dann der Konzern Petroamazonas sowie ausländische private und öffentliche Unternehmen Milliarden Kubikmeter Gas. Bei der Gasverbrennung werden hochgradig krebserregende Partikel wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) und Benzol freigesetzt. Laut einer Untersuchung des Verbands UDAPT waren im Januar 2020 im ecuadorianischen Amazonasgebiet 447 Gasfackeln in Betrieb, die die Luft, das Wasser und den Boden verschmutzen und schwerwiegende gesundheitliche Auswirkungen zur Folge haben wie z.B. eine erhöhte Krebsrate in Orellana und Sucumbíos. Der Verband der Texaco-Geschädigten, der in der Initiative „Weg mit den Gasfackeln, die das Leben verbrennen“ engagiert ist, betonte, die Klage sei nicht nur angestrengt worden, um gegen eine illegale und gefährliche gewerbliche Praxis zu protestieren, sondern um „die Entfernung aller Gasfackeln aus dem Amazonasgebiet zu fordern, die Öffentlichkeit auf den gesundheitlichen Notstand in den Provinzen Sucumbíos und Orellana aufmerksam zu machen und diejenigen, die durch ihre Handlungen für die Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden verantwortlich sind, zur Verantwortung zu ziehen. Tausende von Todesfällen und ein wirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe gehen auf ihr Konto. Es gilt, die rechtliche Verantwortung derjenigen zu ermitteln, die fahrlässig zugelassen haben, dass dieses Vorgehen sich zum modus operandi entwickeln konnte. Außerdem wäre eine Untersuchung durch den Obersten Rechnungshof fällig, um herauszufinden, wer in all diesen Jahren von der Rohstoffgewinnung profitiert hat.“

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