(Peru, 30. September 2015, Desinformemonos/Servindi/poonal).- Am Montag, den 28. September kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Gegner*innen des im Bau befindlichen Kupferbergwerks Las Bambas im Süden Perus. Dabei kamen vier Protestierende ums Leben, mindestens 22 weitere Menschen wurden verletzt, überwiegend durch Schusswunden. Nach den blutigen Auseinandersetzungen wurde über sechs Provinzen im Süden Perus der Ausnahmezustand ausgerufen.
Das Zentralkomittee der Protestierenden der Provinzen Cotabambas und Grau hatte bereits am Freitag den 25. September mit einem unbefristeten Streik begonnen, um gegen eine Modifizierung der Umweltverträglichkeitsstudie (EIA) für den geplanten Kupferabbau zu demonstrieren. Das im Bau befindliche Projekt wurde zunächst von den Schweizer Unternehmen Xtrata dann Glencore gebaut und gehört nun dem chinesischen Konsortium MMG.
Ausnahmezustand ausgerufen
Die Auseinandersetzungen fanden am Montag nahe des Ortes Fuerabamba statt, wie die Beobachtungsstelle für Bergbaukonflikte (Observatorio de Conflictos Mineros) der Provinz Apurímac mitteilte. Tausende Anwohner*innen kamen aus verschiedenen Gemeinden der Provinzen Cotabambas und Grau in den Ort Challhuahuacho; zudem wurden die Zufahrten nach Cotabambas blockiert. Die etwa 2.000 Polizisten gingen gegen die versammelten Demonstrant*innen mit Schüssen und Tränengasgranaten vor.
Bereits vor den Auseinandersetzungen hatte die Beobachtungsstelle vor einem Einsatz der Armee gewarnt, die in der Region zur Unterstützung der Nationalpolizei stationiert worden war. Der Erlass 200-2015 hat das Innenministerium ermächtigt, vom 25. September bis zum 24. Oktober die Streitkräfte in den Provinzen Grau und Cotabambas im Department Apurímac, sowie in den Provinzen Chumbivilcas und Espinar im Department Cusco einzusetzen. Mit einem weiteren Erlass, 065-2015-PCM, wurde in sechs Provinzen dieser beiden Departments der Ausnahmezustand ausgerufen. Damit werden mehrere Grundrechte vorübergehend außer Kraft gesetzt, wie die Versammlungs- und Bewegungsfreiheit, und die Unantastbarkeit des Wohnraums.
Weitreichende Forderungen
Der Beschluss zu dem Streik wurde am 12. September auf einem Treffen von über 600 Delegierten gefasst. Diese werfen dem Betreiberkonsortium MMG vor, die notwendige Umweltverträglichkeitsstudie (EIA) irregulär und intransparent abgeändert zu haben. Konkret verändert wurden der Standort der Verarbeitungswerke und das Transportsystem nach Espinar – statt durch eine Leitung sollen die Mineralien nun auf der Straße transportiert werden. Die Anwohner*innen fürchten um ihre Ressourcen und die Umwelt; deshalb haben sie beschlossen, die Änderungen nicht anzuerkennen und stattdessen ein Streikkomittee gegründet.
Sie fordern unter Anderem eine vorhergehende Konsultierung, den Abriss des Molybdänwerkes, den Rücktritt der verantwortlichen Manager und eine Neuverhandlung des Gemeindelandes. Diese Maßnahmen seien nötig, da es weder eine Reaktion seitens des Staates noch anderer Korrekturmöglichkeiten gebe, so wie es wiederholt gefordert worden sei.
Das Bergbauprojekt Las Bambas sieht einen Abbau von 6,9 Millionen Tonnen Kupfer vor und sollte eigentlich noch im Jahr 2015 in Betrieb gehen. Es liegt auf über 4.000 Metern zwischen den Provinzen Cotabambas und Grau, 72 Kilometer südwestlich der Stadt Cusco.
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