(Albuquerque, 3. August 2022, La Jornada).- Albuquerque im Süden der USA, ein brütend heißer Nachmittag. Ein Geländewagen fährt das ausgetrocknete Flussbett des Rio Grande entlang. Die Insassen des Fahrzeugs sind nicht auf der Suche nach einer Badestelle. Es sind Biologen, die versuchen, einen vom Aussterben bedrohten Fisch zu retten, bevor das wenige verbliebene Wasser verdunstet und nichts weiter übrig bleibt als verdorrte Erde und Staub.
Wasserknappheit nimmt zu
Zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten ist der fünftlängste Fluss der Vereinigten Staaten in der Region Albuquerque ausgetrocknet. Mit dem Wasser verschwindet auch der Lebensraum des Chamizal-Karpfens, ein glitzernder, nur wenige Zentimeter langer Fisch, der in dieser Gegend beheimatet ist. Zwar gab es einige Regenfälle, doch Expert*innen interpretieren die übermäßige Trockenheit im nördlichen Teil des Flusses als ausgesprochen schlechtes Zeichen und als Indiz für eine zunehmende Wasserverknappung. Höchstwahrscheinlich gebe es nicht genug Reserven, um die Landwirtschaft zu versorgen und die Gärten und Parks der Region zu bewässern und gleichzeitig den Chamizal-Karpfen vor dem Aussterben zu bewahren, vermuten die Biolog*innen.
Nur fünf Prozent überleben die Umsiedlung in kühlere Gewässer
Der Rio Bravo (oder Rio Grande, wie der Fluss auf US-Amerikanischer Seite genannt wird) misst insgesamt 3.588 km und durchquert die südlichen US-Bundesstaaten Colorado, New Mexico, Texas sowie den Norden von Mexiko. Mit der Errichtung von Kanalbauanlagen, Stauanlagen und Wasserumleitungen hat der Chamizal-Karpfen innerhalb von 100 Jahren fast seinen gesamten Lebensraum eingebüßt und bewohnt heute nur noch sieben Prozent seines ehemaligen Territoriums. Seit 1994 zählt er in den USA zu den gefährdeten Arten. Die Bemühungen um den Erhalt der Spezies werden jedoch durch die Nachfrage nach Wasser und den Klimawandel erschwert. Jahrelange Trockenheit, schwüle Temperaturen und unregelmäßige Niederschlagszeiten vernichten das Wenige, was an Lebensraum übrig geblieben ist. Ihre einzige Hoffnung ist der Regen. „Sie haben sich an vieles angepasst, aber nicht daran“, erklärt Thomas Archdeacon vom U.S. Fish and Wildlife Service. Archdeacon leitet ein Programm zur Rettung der Fische. „Wenn der Fluss mal fließt und mal nicht, und das über kilometerlange Strecken, wissen die Tiere nicht, wie sie das ausgleichen sollen“, so der Biologe weiter. Wenn Teile des Flusses auszutrocknen drohen, arbeiten die Behörden mit Netzen und Zäunen, um die Fische aus den stark erwärmten Pfützen herauszuholen und sie in andere Flussabschnitte umzusiedeln, in denen noch Wasser fließt. Doch die Belastungen sind erheblich: Nur etwa fünf Prozent der Tiere überleben die Umsetzaktion.
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