Neue Ölpest im Amazonasgebiet

(Quito, 31. Januar 2022, El Salto Diario/Tegantai).-  Der Bruch einer Ölpipeline am Freitag, den 28. Januar in Piedra Fina in der Region Napo hat zu einem massiven Ölaustritt geführt. Die indigenen Gemeinschaften zeigten sich besorgt über die Folgen für die Flüsse im Amazonasgebiet. Nach Angaben der Konföderation indigener Nationen in Ecuador (CONAIE) erreichte die Verschmutzung in wenigen Stunden den Coca-Fluss, um sich von dort in Richtung des Napo zu bewegen. Die Menschen vor Ort berichteten anschaulich über die Verschmutzung und den Gestank.

Rohrbruch durch Erdrutsch

Was die Ursache des Ölaustritts angeht, spricht das Unternehmen OCP Ecuador von einem Erdrutsch, der durch die starken Regenfälle in der Region ausgelöst worden sei und dadurch den Bruch der Rohölpipeline ausgelöst habe. Ein Gemeindemitglied erzählte hingegen, ein Felsbrocken sei aus einer Baggerschaufel auf das Rohr gefallen und habe dadurch ein Leck in die Pipeline geschlagen. Bisher liegen noch keine Informationen über das Ausmaß des Unfalls vor.  Die CONAIE, ein einflussreicher Akteur in Ecuador, der sich gegen extraktivistische Aktivitäten stark macht, beschwerte sich über die Untätigkeit der Politik, insbesondere der Ministerien für Umwelt, Wasser und ökologischen Wandel und für Energie und natürliche Ressourcen. Das Unternehmen OCP kündigte noch am Wochenende an, ein Konzept zur Schadensbegrenzung vorzulegen und hob Gruben aus, um das Gemisch aus Rohöl, Schlamm und Wasser aufzufangen. Tatsächlich habe OCP aber nicht einmal öffentlich gemacht, wie viele Barrel Rohöl eigentlich ausgelaufen sind und auch keine humanitäre Hilfe für die von der Verschmutzung der Flussbetten betroffenen Gemeinden geleistet, so die Kritik von indigenen Organisationen.

Indigene Verbände sehen die Verantwortung bei der Regierung

Die Konföderation der indigenen Nationen des ecuadorianischen Amazonasgebiets (CONFENAIE) macht die von der Regierung Guillermo Lasso geförderte Politik der Rohstoffkonzessionen für den Ölunfall verantwortlich. „Es gab keine Warnungen, es gibt keine Protokolle, es gibt keine Instanz, die die Verschmutzung kontrolliert, und trotzdem will die Regierung Lasso die Ölförderung verdoppeln“, empört sich der Verband CONFENAIE auf seinem Twitter-Account. Die Regierung Lasso hat im vergangenen Jahr die Bedingungen für die Förderung beschleunigt, obwohl es bereits zu Unfällen und Katastrophen dieser Art gekommen ist. Im August 2021 hatte Lasso ein Dekret erlassen, durch das die Anforderungen für neue Bergbaukonzessionen gesenkt wurden. Besonders betroffen ist die indigene Kichwa-Gemeinde. Diese hatte bereits im April 2020 unter einem Ölteppich zu leiden, der für die Verantwortlichen, die Unternehmen OCP und Petroecuador, folgenlos blieb. Seinerzeit brachen drei Pipelines, knapp 57.000 Liter Rohöl liefen aus. Rund 35.000 Menschen waren direkt betroffen, darunter 27.000 Kichwa.

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