Neue Autobahn in Oaxaca hat Auswirkungen auf die Umwelt

Autobahn Chacahua Huatulco
Ganz schön was los: Strand von Puerto Escondido im Februar 2024. Foto: Fredy García/Mongabay Latam

(Mexiko-Stadt, 18. Juli 2025, mongabay latam/desinformémonos).- Der Strand von Puerto Escondido an der Pazifikküste Mexikos verzeichnet einen Anstieg neuer Einwohner*innen und Besucher*innen, seitdem die neue Autobahn Barranca Larga – Ventanilla im Februar 2024 in Betrieb genommen wurde. Es handelt sich um eine zweispurige Schnellstraße, die 104 Kilometer der bei Tourist*innen beliebten Strecke Chacahua – Huatulco umfasst und auf der zwischen Januar und Mai 2024 23 Prozent mehr Urlauber*innen unterwegs waren als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Der Bau der neuen Straße hat die Fahrtzeit zwischen Oaxaca-Stadt und dem berühmten Strand in Puerto Escondido auf nur zweieinhalb Stunden verkürzt. Dadurch ist Puerto Escondido kein abgelegenes ruhiges Ziel mehr; auch andere Strände in der Umgebung beginnen die Folgen der neuen Verkehrsanbindung zu spüren.

Die Auswirkungen beschränken sich nicht nur auf den Tourismus. Die neue Straße hat einen Immobilienboom entfesselt, der die örtlichen Ökosysteme wie Flüsse, Lagunen, Mangroven, Dünen, Korallenriffe und verschiedene Arten von Wäldern gefährdet.

Dies sind fünf der Umweltauswirkungen im Zusammenhang mit der neuen Autobahn Barranca Larga – Ventanilla im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca:

1. Verlust der Mangrovenwälder

Der Bau der neuen Autobahn Barranca Larga – Ventanilla hat auch wichtige Ökosysteme wie die Mangrovenwälder beeinträchtigt. In dem Gebiet gibt es hauptsächlich Rote Mangroven (Rhizophora mangle) und Weiße Mangroven (Raguncularia racemosa); diese sind in der Lage, fünfmal mehr Kohlenstoff zu speichern als normale Wälder. Eine mit dem Tool Global Mangrove Watch vorgenommene Analyse ergab, dass zwischen 2010 und 2020 im Bereich des Touristenkorridors Chacahua – Huatulco 92 Hektar Mangrovenwälder verlorengegangen sind. Diese Fläche entspricht 128 Fußballfeldern.

Daten des regionalen ökologischen Raumplanungsprogramms für die Regionen Sierra Sur und der Küste des Bundesstaates Oaxaca (POERT RSS-C) gehen davon aus, dass zwischen 1990 und 2020 an der Küste Oaxacas 5.187 Hektar Mangrovenwälder verloren gegangen sind. Schätzungen zufolge könnten jedoch bis zum Jahr 2050 weitere 5.095 Hektar verschwinden.

Die Gründe für diesen Verlust sind vielfältig: „Sowohl traditionelle Aktivitäten wie Landwirtschaft oder der Ausbau der Infrastruktur als auch neuere Aktivitäten im Bereich Haushalt, Immobilien oder Tourismus tragen dazu bei, dass die Abholzung der Mangrovenwälder und der Feuchtgebiete in Oaxaca nicht aufhört“, warnt der Biologe Salvador Anta.

2. Verirrte Schildkröten in der Stadt

Die Auswirkungen dieser neuen Straße beschränken sich nicht nur auf die Fläche, sondern betreffen auch die Fauna in dem Gebiet. Die Küste von Oaxaca ist einer der wichtigsten Nistplätze für Tausende von Meeresschildkröten, wie die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata), die Lederschildkröte (Dermochelys coriacea), die Oliv-Bastardschildkröte (Lepidochelys olivacea) und die Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas), die jedes Jahr an diese Strände kommen, um ihre Eier abzulegen.

Die Zunahme von Häusern, Hotels und Strandclubs stört jedoch ihre Fortpflanzung. „Man findet immer öfter erwachsene Schildkröten in den Höfen der Häuser oder den Wasserbecken der Hotels, weil die vorher nicht da standen und dort immer ihr Zuhause gewesen war“, erklärt die Biologin María Arely Penguilly.

Dazu kommt noch eine weitere zunehmende Bedrohung: die Lichtverschmutzung. Die Biologin Alison Raymundo warnt, dass die weißen Lichter der Neubauten die Schildkröten verwirren, welche sie mit den Sternen verwechseln und deswegen in die falsche Richtung wandern.

3. Abschied von landwirtschaftlichen Flächen

Eine der wichtigsten Auswirkungen, die in diesem Gebiet festgestellt wurden, ist die Änderung der Flächennutzung. Bis zum Jahr 2000 war die Küstenlinie von Oaxaca von landwirtschaftlich genutztem Land gesäumt, das, obwohl es sich nicht um Wälder im eigentlichen Sinne handelte, zum Auffangen und Versickern von Wasser diente und auch ein Zufluchtsort für die Tierwelt war. Das hat sich jedoch geändert. Eine von dem Portal Mongabay Latam durchgeführte Analyse von Satellitenaufnahmen zeigt, dass in den letzten zwei Jahrzehnten diese Gebiete urbanisiert wurden, und zwar mit beschleunigtem Tempo seit 2009, dem Jahr, in dem mit dem Bau der Autobahn begonnen wurde.

Ein Besuch des Teams von Mongabay Latam vor Ort zwischen den Gemeinden Chacahua und Huatulco bestätigte diesen Wandel: In allen Gemeinden mit Strand ist die Landschaft gekennzeichnet von Zerstückelung und laufenden Bautätigkeiten. Nach Meinung von Expert*innen können diese urbanisierten und zubetonierten Böden dazu führen, dass die Temperatur sich nicht reguliert, die Luftqualität abnimmt und sich Schädlinge ausbreiten.

4. Bauarbeiten in Nationalparks

Der Immobilienboom hat Auswirkungen auf die Nationalparks von Oaxaca. Die Auswertung von Satellitenaufnahmen zeigte, dass in den Nationalparks Bahías de Chacahua und Bahías de Huatulco gebaut wird. Obwohl diese Gebiete von der nationalen oder regionalen Regierung als Nationalpark ausgewiesen sind, werden viele ihrer Ländereien weiterhin gekauft und verkauft. Das ist darauf zurückzuführen, dass das mexikanische Recht die Agrargemeinschaften als rechtmäßige Eigentümer*innen anerkennt und ihnen die Befugnis einräumt, über die Nutzung dieser Gebiete zu entscheiden, selbst innerhalb geschützter Naturgebiete. In der Theorie wäre der Verkauf an Privatpersonen ein langer und komplexer Prozess, aber in der Praxis ist dies in Oaxaca nicht der Fall.

Erick Rodriguez, Vertreter der mexikanischen Behörde zur Ankurbelung des Tourismus Fonatur, erklärt, dass die Bevölkerung sich aufgrund der staatlichen Vernachlässigung und Korruption sowie wegen der Möglichkeit, Einkünfte zu erzielen, für den Verkauf dieser Ländereien entscheide.

5. Umweltverschmutzung auf allen Ebenen

Die wachsende Anzahl der Immobilien- und Tourismusprojekte hat zu einem Anstieg der Bevölkerung geführt: 683.000 in den Regionen Sierra Sur und Costa, was fast der Einwohner­zahl des gesamten Bundesstaates Oaxaca zu Anfang des letzten Jahrhunderts entspricht. Diese Bevölkerungsexplosion ging Hand in Hand mit einer Zunahme der Umweltverschmutzung.

Der Fischer José Soriano berichtet, dass es normal sei, Flaschen, Kokosnussreste und Dosen an den Stränden zu finden, obwohl es in dem Gebiet Abfallbehälter gebe. Dazu kommt noch das Fehlen von Mülldeponien und von Aufbereitungsanlagen für Trinkwasser bzw. von Kläranlagen. Dies alles bringt mehr Müll zu den Felsenriffen.

„Es gibt viele Probleme und die Behörden als Hauptverantwortliche sind überfordert“, meint Agustín Ruíz vom Naturschutzfonds Oaxaca.

Dies ist eine gekürzte Version des spanischen Artikels von Mongabay Latam.

Übersetzung: Christa Röpstorff

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