von Darius Ossami
(Berlin, 10. März 2010, npl).- Die Provinz Esmeraldas im Norden Ecuadors ist eigentlich eine der artenreichsten Provinzen des Landes. Doch inzwischen sind bis zu 80 Prozent des ursprünglichen Küsten-Regenwaldes vernichtet. Verantwortlich hierfür sind die zahlreichen Holzfirmen, die den Regenwald roden und durch Nutzholzplantagen ersetzen.
Immer wieder kommt es so zu Konflikten zwischen den Unternehmen und der lokalen Bevölkerung. Einer dieser Konflikte findet seit Jahren im Waldgebiet El Pambilar statt. Bereits 1997 hatte die Firma Botrosa dort illegal Holz geschlagen. 1998 wurde der Firma dann vom staatlichen Institut für ländliche Entwicklung INDA (Instituto Nacional de Desarrollo Agrario) ein über 3000 Hektar großes Waldstück überlassen, das eigentlich zum staatlichen Schutzgebiet gehört. Dort, wo ursprünglich Regenwald wuchs, wurden nun Nutzholzplantagen angepflanzt. Indigene Bauern, die sich dagegen wehrten, wurden unter Druck gesetzt und vertrieben.
Einer von ihnen war José Aguilar. Nachdem er sich mit dem mächtigen Unternehmen angelegt hatte, wurde er im Oktober 2000 drei Tage lang entführt und gefoltert. Aguilar unterschrieb daraufhin eine Erklärung, mit der er sein Land an Botrosa abtreten musste. Darüber hinaus wurde er kriminalisiert und verschiedener Vergehen angeklagt, und erst im Juni 2008 im Rahmen einer Amnestie für unschuldig erklärt. Doch seine Anschuldigungen gegen das Unternehmen hielt er weiter aufrecht und am 3. Februar 2010 wurden sie erneut landesweit im Radio verbreitet. Drei Wochen später, am 25. Februar, wurden José Aguilar und seine Frau Yola Garofalo Valverde von Unbekannten ermordet.
Bereits 2002 hatte das Verfassungsgericht entschieden, dass sich Botrosa das Land illegal angeeignet hatte und es zurückgeben müsse. Doch die zuständigen Behörden blieben untätig. Denn Botrosa gehört wie die Holzfirma Endesa zur Durini-Gruppe und damit zu einer der einflussreichsten Familien Ecuadors. Mehrere Familienmitglieder*innen sind Hauptaktionäre in allen wichtigen Holzverarbeitungsbetrieben des Landes. Roberto Penya Durini war damals zudem Außenhandels- und Industrieminister.
Erst im November 2009 wurde der Fall vom ecuadorianischen Parlament neu aufgerollt. Nach einem erneuten richterlichen Urteil sollte das Land bis zum 4. März dieses Jahres an den Staat zurückgegeben werden. Botrosa weigert sich indes, dem Urteil nachzukommen.
Glaubwürdigkeit erhält das Unternehmen durch das FSC-Siegel für verantwortungsvolle Waldwirtschaft. Der deutsche FSC-Zertifizierer GFA Terra Systems hatte das Siegel 2006 für die ebenfalls in der Provinz Esmeraldas befindliche Holzplantage Rio Pitzara vergeben, die gemeinsam von den Unternehmen Botrosa und Endesa betrieben wird. Für Produkte mit diesem Siegel werben auch renommierte Umweltschutzorganisationen wie der BUND, WWF oder der Nabu.
Während Organisationen wie „Rettet den Regenwald“ dem FSC (Forest Steward Councilship) mangelnde Transparenz und eine Vergabe des Siegels nach wirtschaftlichen Interessen vorwerfen, preisen diese eine „nachhaltige Nutzung tropischer Wälder“. Auch Botrosa behauptet, das soziale und ökologische Gleichgewicht bewahren zu wollen. Das Unternehmen, das vom Holzfällen lebt, nennt ihr Nutzholzprogramm ironischerweise „Bosques para siempre“.
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