von Walter Valer Chacón
(Lima, 17. April 2014, servindi).- Das Leben der Andenbewohner*innen war schon immer eng mit den klimatischen Bedingungen ihrer Umwelt verbunden. Diese beeinflussten ihre gesamten Aktivitäten, wobei im Unterschied zu heute aber ein gewisses Gleichgewicht herrschte. Klimatische Veränderlichkeit gilt als etwas Natürliches, das es schon immer gab. Wenn Temperatur, Feuchtigkeit und Niederschlag von ihren Normalwerten nach oben oder nach unten abweichen, kommt es zu sintflutartigem Regen, lang anhaltenden Dürren oder ungewohntem Frost.
Das Klima ist unberechenbar geworden
All diese Veränderungen lösten in der Vergangenheit bei den Andenbewohner*innen keine allzu großen Sorgen aus, da sie periodisch wiederkehrten und sich somit vorhersagen ließen; entsprechend konnten die Campesinos ihre Produktion darauf einstellen. Sie verfügen über eine ausgeprägte Fähigkeit, klimatische Indikatoren richtig zu deuten. Hierdurch ließen sich die negativen Folgen für die Ernte minimieren.
Heute aber haben wir infolge des – durch den Menschen ausgelösten – Klimawandels eine vollkommen andere Situation, die in einem Temperaturanstieg um knapp zwei Grad Celsius zum Ausdruck kommt. Pflanzenarten, die in den Tälern der Anden wachsen, versuchen sich dadurch anzupassen, dass sie in höhere Lagen ausweichen – sofern sie nicht aussterben. Einige Tiere suchen ebenfalls andere Naturräume auf, deren Klima ihnen zuträglicher ist.
Gletscherschmelze verringert Süßwasservorräte
Inzwischen können einige Pflanzen, die früher in den Tälern zu rein ornamentalen Zwecken ausgesät wurden und nie Früchte lieferten, produktiv genutzt werden. Auch Fliegen und Mücken, die durch die natürliche Höhengrenze immer in tiefer gelegenen Klimazonen lebten, sind nun in Höhen über 3.000 Metern anzutreffen. Dasselbe passiert mit Pollen, Körnern, Getreidekrankheiten, Flöhen, Mäusen und Anderem.
In verschiedenen Gebirgsregionen nimmt zudem die Häufigkeit von Kälteeinbrüchen zu, was zu Lasten von Nutzpflanzen und Viehzucht geht. Ein gravierendes Problem stellt die Abnahme des Süßwassers infolge des Abschmelzens der Gletschermassen dar. Die unregelmäßigen Regenfälle sorgen dafür, dass die Reserven unzureichend aufgefüllt werden. Damit ist die Wasserversorgung für den Menschen und die Landwirtschaft in Gefahr.
Wir alle sollten daher die Lehren unserer Vorfahren wieder aufgreifen, die die Mutter Erde (Madre Tierra) als Quelle allen Lebens verehrten, mit der der Mensch in Harmonie zusammenlebt. Auf diese Weise ließen sich die menschlichen Bedürfnisse befriedigen, ohne der Umwelt Schaden zuzufügen.
Unternehmen in der Verantwortung
Jede Regierungsebene ist zum Handeln aufgerufen und muss das Bewusstsein der Bürger*innen für den Umgang mit dem Klimawandel schärfen – dem größten Problem derzeit und künftig. Entsprechend gilt es, die Budgets umzustrukturieren. Die Unternehmer*innen wiederum müssen sich im Klaren über die Umweltschäden sein, die sie verursachen. Es gilt, gleichermaßen die Rentabilität des Unternehmens zu wahren, seiner sozialen Verantwortung gerecht zu werden und eine sauberere, umweltfreundliche Produktion sicherzustellen. Die Agrarproduzent*innen stehen vor der Aufgabe einer Umstellung auf eine organische Produktion und einer entsprechenden Auswahl von Pflanzen und Nutztieren.
Die Bevölkerung, staatliche Stellen und die Zivilgesellschaft müssen die bestehenden Technologien nutzen bzw. perfektionieren, um beispielsweise Wasserquellen, Wasserreserven und die Wälder zu schützen. Wir müssen aber auch unseren Lebensstil und unsere Konsummuster ändern: so wenig Energie wie möglich verbrauchen, Produkte kaufen, deren Verpackungen wiederverwertbar sind, den Wasserverbrauch einschränken, einfach mal zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren.
Der Klimawandel ist eine Herausforderung für alle von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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