COP 16, ein Treffen zur Rettung von einer Million Arten

COP 16
Das Logo der COP 16 in Cali. Quelle: Ministry of Environment Colombia/Wikimedia

(Madrid, 21. Oktober 2024, el salto).- Das alle zwei Jahre stattfindende Großevent zum Schutz der globalen biologischen Vielfalt hat begonnen. Die kolumbianische Stadt Cali ist vom 21. Oktober bis 1. November Gastgeberin der 16. Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt (COP 16), die ein klares und konkretes Ziel hat: Die Länder sollen dazu gebracht werden, von abstrakten institutionellen Deklarationen wegzukommen und konkrete Zahlen und Ziele zu liefern, zu denen sie sich während der letzten Konferenz verpflichtet hatten.

Die COP15, die im Dezember 2022 in Montreal stattfand, endete mit der Unterzeichnung eines Abkommens, das zwar nicht überzeugend war, aber dennoch als historisch bezeichnet werden kann. Der sogenannte Globale Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal soll das Instrument sein, welches den massiven Verlust der Biodiversität aufhalten – und wenn möglich umkehren – könnte, der sich aufgrund des sechsten Massenaussterbens von Arten vollzieht, das die Menschheit seit Jahrhunderten betreibt.

Um einige Zahlen zu nennen: „Die Biodiversität nimmt tausend Mal schneller ab, als es von Natur aus der Fall wäre, was auf die vielen Einflüsse und Industrien zurückzuführen ist, die sie untergraben. Eine Millionen Arten sind vom Aussterben bedroht, was eine Beziehung zu den Lebensräumen und eine Kettenreaktion bedeutet”, so Celia Ojeda, Leiterin des Bereichs Biodiversität bei Greenpeace.

23 Ziele zum Schutz eines Drittels der Erde

In einer Welt, in der nur zehn Prozent der Gewässer und 17 Prozent der Landfläche in irgendeiner Form geschützt sind, legt das Abkommen eine Reihe von Zielen bis 2050 fest, damit die Menschen „in Harmonie mit der Natur leben können”. Konkret geht es um 23 dringende Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen.

Dazu gehören „die Erhaltung und effektive Verwaltung von 30 Prozent der Land- und Meeresfläche durch ein Netzwerk von Schutzgebieten”, die Vermeidung des Artensterbens und die Reduzierung der Einschleppung invasiver Arten um mindestens die Hälfte. Dies bedeutet neben vielen anderen Maßnahmen eine auf die Biodiversität abgestimmte Flächenplanung, die Verringerung jeglicher Form von Umweltverschmutzung, die Abschaffung von Subventionen, die der Biodiversität schaden, und die Bereitstellung von dafür notwendigen Finanzmitteln.

Solche Herausforderungen erfordern konkrete Pläne und Geld, um sie zu verwirklichen. Die COP16 ist genau dazu gedacht, in diesem Bereich Fortschritte zu erzielen. Die insgesamt 196 Länder, die den Globalen Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal verabschiedet haben, sind aufgefordert, ihre nationalen Aktionspläne vorzulegen. Und das sollten sie auch tun, denn die Verpflichtung ist verbindlich.

80 Prozent der Länder sind ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen

Jedoch ist, wie auch bei UN-Klimagipfeln üblich, der Satz „von den Worten zu den Taten ist es noch ein weiter Weg“ zur Regel geworden. Zu Beginn der COP16 haben nur etwa 30 Länder ihre Ziele vorgelegt, was bedeutet, dass mehr als 80 Prozent der Länder ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen sind.

Auch wenn sich diese Zahl im Laufe des Gipfels noch verändern wird – das Gastgeberland Kolumbien hat angekündigt, seinen nationalen Biodiversitätsplan am Eröffnungstag des Gipfels vorzustellen – ist sie dennoch alarmierend. Zudem legen Naturschutzorganisationen besonderen Wert auf die Überwachung dieser Pläne. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass auf dieser COP ein Überwachungsmechanismus und eine anspruchsvolle Strategie zur Mobilisierung von Ressourcen verabschiedet werden, insbesondere um die Entwicklungsländer in die Lage zu versetzen, den Kunming-Montreal Rahmen ordnungsgemäß umzusetzen“, betonte der Verband Ecologistas en Acción.

200 Milliarden Dollar bis 2030, aber noch keine 20 Milliarden bis 2025

Die Finanzierung ist ein weiterer zentraler Punkt, weshalb sie Teil des Ziels Nummer 19 des Rahmenwerks ist. In Montreal einigten sich die Länder darauf, dass der Beitrag der reichsten Länder zur Finanzierung des Schutzes und der Wiederherstellung der Biodiversität im Globalen Süden 20 Milliarden Dollar pro Jahr bis 2025 betragen und bis 2030 auf 30 Milliarden Dollar pro Jahr ansteigen solle. Grund dafür ist die „Anerkennung der unterschiedlichen Verantwortlichkeiten für den Verlust der Biodiversität“, so Monica Parrilla, Leiterin der Greenpeace-Waldkampagne. Letztendlich sollen bis 2030 insgesamt 200 Milliarden Dollar in die weniger wohlhabende Welt fließen.

Obwohl für den Gipfel in dieser Hinsicht Fortschritte erwartet werden, fordern Ecologistas en Acción „eine umfangreiche Verpflichtung zur Kontrolle und Abschaffung von Investitionen des Finanzsektors in Aktivitäten, die die Biodiversität zerstören (Bergbau, fossile Brennstoffe, gro0e Infrastrukturprojekte usw.), sowie die Abschaffung von Subventionen und öffentlichen Beihilfen für all jene Sektoren und Aktivitäten, die mit dem Leben auf dem Planeten unvereinbar sind (Agrarindustrie, Luftfahrt, Meeresbergbau, Exploration fossiler Brennstoffe, Atomkraft usw.)”.

In einem Bericht von Campaign for Nature vom Juni 2024 wurde der Beitrag ausgewertet, den jedes Land auf der Grundlage seines ökologischen Fußabdrucks der letzten 60 Jahre leisten sollte. Daraus wurde deutlich, dass nur 18 von 28 Ländern, die einen Beitrag leisten sollten, dies auch getan haben. Mit den aktualisierten Zahlen drei Monate später haben 23 dieser 28 Länder weniger als die Hälfte des zugesagten Betrags gezahlt, so dass „die große Mehrheit sich den geforderten Beiträgen nicht einmal annähert“, so Parrilla. Dadurch entsteht eine Zahlungslücke von 11,6 Milliarden Dollar allein bis 2025. Spanien gehört zu dieser Gruppe, da das Land laut Greenpeace „einen lächerlichen Teilbetrag” der 300 Millionen Dollar pro Jahr beigesteuert hat, zu denen es sich verpflichtet hat.

Ein weiterer wichtiger Punkt auf dieser COP zur Biodiversität ist die Integration der biologischen Vielfalt in alle Sektoren – Ziel 17 des Rahmenabkommens – denn „solange ein nicht nachhaltiges Entwicklungsmodell in den Politiken der verschiedenen Teilbereiche fortbesteht, wird die Biodiversität weiter verschwinden, egal wie sehr man sich für den Erhalt bestimmter Arten einsetzt“, so Ecologistas en Acción.

Außerdem soll sichergestellt werden, dass die in Cali getroffenen Entscheidungen gewährleisten, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der globalen Erwärmung nicht den Nebeneffekt haben, die Biodiversitätskrise zu verschärfen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Mechanismen zum CO2-Ausgleich, denen oft vorgeworfen wird, in Makroinfrastrukturen oder Waldplantagen mit exotischen Arten zu investieren, die die lokale Artenvielfalt zerstören können.

Tatsächlich fordert die globale Umweltbewegung von den Regierungen, einen Plan zur Verknüpfung von Klima- und Biodiversitätszielen aufzustellen. „Der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität werden von denselben nicht nachhaltigen Systemen angetrieben und haben daher einige gemeinsame Lösungen”, erläutert Greenpeace.

Übersetzung: Anna Edmeades

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Eine Antwort zu “COP 16, ein Treffen zur Rettung von einer Million Arten”

  1. Vielen Dank für die tolle Berichterstattung. Ich wollte lediglich auf einige Ungenauigkeiten hinweisen, die sich vielleicht in den Text eingeschlichen haben.
    Der erste Satz könnte missverständlich sein, da die Konferenz der Mitgliedsstaaten des Übereinkommens über die Biologische Vielfalt (Conference of the Parties to the Convention on Biological Diversity) nur alle zwei Jahre stattfindet und nicht jährlich. Die Konferenz beschäftigt sich mit der globalen biologischen Vielfalt und nicht nur mit dem Schutz globaler Ökosysteme (Ökosysteme machen, gemeinsam mit der Artenvielfalt und der genetischen Vielfalt einen Teil dieser globalen biologischen Vielfalt aus).
    Der vorletzte Absatz spricht von einem „Ziel 25“, aber der vorher genannte Globale Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal hat nur 23 Ziele (so steht es auch in der ersten Unterüberschrift). Vielleicht ist hier ein Ziel aus einem anderen globalen Umwelt- oder Klimaschutzabkommen gemeint?
    Danke und beste Grüße!

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