(Bogotá, 6. Januar 2019, colombia informa/poonal).- In den frühen Morgenstunden des 6. Januars sind Bewaffnete in ein Haus in San Isidro nahe der nordkolumbianischen Stadt Santa Marta eingedrungen und haben die bekannte Aktivistin Maritza Quiroz Leiva erschossen. Quiroz war Mitglied des Opferkomittees der Hauptstadt der Provinz Magdalena. Außer Quiroz sind in Kolumbien bis zum 6. Januar landesweit bereits weitere fünf Aktivisten erschossen worden.
Quiroz war eine engagierte Verfechterin für die Rückgabe von Land, die sich besonders für Bäuer*innen und Indigene des Departments Magdalena einsetzte. Sie lebte selbst mit neun weiteren Frauen auf einem Landstück, dass ihnen von der Regierung zur Verfügung gestellt worden war. Die fünffache Mutter war vor Jahren selbst vertrieben worden und musste zudem die Ermordung ihres Mannes erleben. „Wir zählen weiter die Toten, während der Staat und seine Institutionen eiskalt das Massaker ignorieren, dem die Bevölkerung zum Opfer fällt“ schrieb die Aktivistin Victoria Sandino auf Twitter. Von der Regierung hatte zunächst nur Vizepräsidentin Marta Lucía Ramírez den Mord an Quiroz verurteilt. Inzwischen steht ihre Familie unter Polizeischutz.
Nach Angaben der Zeitung El Espectador hat in der Gegend um Santa Marta die paramilitärische Gruppe Los Pachencas das Sagen. Die Gruppe ist ein Überbleibsel der offiziell 2006 demobilisierten AUC und aus der Frente Tayrona hervorgegangen. Nach Erkenntnissen des Innenministeriums sind Angehörige des Exkommandanten des Frente Tayrona auch bei den Pachencas aktiv. Eins ihrer Ziele ist die Verhinderung der Rückgabe von Land.
Regierung will keine Systematik erkennen
Die kolumbianische Karibikregion ist einer der Brennpunkte für politisch motivierte Morde. Seit der Unterzeichnung des Friedensvertrags am 24. November 2016 sind in diesem Teil Kolumbiens bereits 31 Aktivist*innen ermordet worden, wie Federico Giraldo vom Bildungszentrum Cinep erklärte. Für die linke Senatorin Aída Avella ist klar, dass die Morde systematisch sind: „Es gibt einen Plan, um soziale Führungspersonen um ganzen Land zu ermorden“, so Avella. Das allerdings wird von der Regierung bestritten. „Wir können nicht sagen, dass es systematisch ist“, erklärte Innenministerin Nancy Patricia Gutiérrez im September 2018; „es gibt (dafür) verschiedene Gründe in den besonders von Gewalt betroffenen Gebieten.“
Zu den Aktivisten, die in den ersten sechs Tagen dieses Jahres landesweit Attentaten zum Opfer gefallen sind, gehören Wilmer Antonio Miranda und Gilberto Valencia im Department Cauca, José Rafael Solano González in Antioquia und Jesús Perafán (Valle de Cauca). Zudem wurde Faiber Manquillo in der südkolumbianischen Provinz Nariño erschossen aufgefunden. Er galt seit dem 26. Dezember als vermisst.
Angesichts der ungebremsten Mordwelle wächst die Kritik an der Regierung von Iván Duque. Der Regierung wird vorgeworfen, sie verhalte sich gleichgültig und kümmere sich nicht um dieses Problem, das sich seit dem Abschluss der Friedensverträge verschlimmert hat.
Weiter Morde an Aktivist*innen von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Schreibe einen Kommentar