Update: Junger Umweltschützer in Costa Rica ermordet

von Markus Plate

(Berlin, 06. Juni 2013, npl).- Der Mord an dem 26-jährigen Biologen Jairo Mora Sandoval hat weit über die Landesgrenzen Costa Ricas für Empörung gesorgt. Der 26-jährige hatte seit Jahren für den Schutz der Lederschildkröten in Limón an der costa-ricanischen Karibikküste gekämpft und war am vergangenen Donnerstag gefesselt und mit einer Kugel im Kopf am Strand von Moin, in der Nähe der Hafenstadt Limón, aufgefunden worden.

In der Vergangenheit hatte Mora mehrfach Anzeige gegen die Plünderung von Schildkröteneiern erstattet und Fälle über die Medien und soziale Netztwerke publik gemacht. Angesichts der zunehmenden Präsenz des Drogenhandels in der Region und dem parallel dazu wachsenden Schwarzmarkt für die Eier hatte Mora sich für ein Schutzgebiet am Strand von Moin stark gemacht und hatte oft nächtelang zum Schutz der Brutstätten an den Stränden der Umgebung patroulliert.

Keine Ermittlungen trotz Morddrohungen

Mitstreiter*innen vermuten, dass Jairo Mora das öffentliche Anprangern der Eierplünderungen zum Verhängnis wurde. Bereits im April dieses Jahres hatte eine lokale Zeitung von Morddrohungen gegen Mora berichtet. Doch hätten weder die örtliche Polizei noch die Provinzregierung in Limón in der Sache ermittelt oder dem Aktivisten Personenschutz zur Seite gestellt.

Noch Anfang Mai hatte die größte Tageszeitung des Landes, La Nación, eine Reportage über die Tierschützer*innen von Limón veröffentlicht. Darin beklagte sich Mora über die Untätigkeit der Polizei, auf seine Anzeigen zu reagieren und den Drogenhandel wie die Eierplünderungen an den Küsten zu bekämpfen.

Racheakt der Mafias vermutet

Am Tag nach dem Mord unterbrach das „Karibische Meeresschildkröten Netzwerk” Widecast, für das sich Mora engagierte, sein Schildkrötenschutzprogramm in der Region. Didier Chacón, Projektkoordinator der Organisation, erklärte, dass auf Grund des Mordes drastische Sicherheitsmaßnahmen für das Personal ergriffen werden mussten. Auch Chacón ist sich sicher, dass sich bei dem Mord an Jairo um ein Racheakt der Mafias an der Karibikküste handelt und nicht, wie es die Polizei zunächst hinstellen wollte, um einen Raubmord.

Costa Ricas Vizepräsident Alfio Piva sorgte derweil für amerikaweites Kopfschütteln. Am Montag hatte Piva erklärt, Jairo Mora habe sich selbst in Gefahr begeben, schliesslich sei bekannt, dass in der Region die Drogenmafia aktiv sei und an den Stränden Drogen aus Kolumbien anlande. Álvaro Sagot, rennomierter Anwalt für Umweltrecht in Costa Rica, wertete für viele stellvertretend die Äusserung des Vizepräsidenten als ein Eingeständnis, dass Costa Ricas Regierung dem Treiben des Drogenhandels tatenlos zuschaue, über Teile seines Territoriums keine Autorität mehr habe und somit Mitschuld am Tod des Umweltaktivisten trage.

Regierung lässt Drogenhandel gewähren

Der linke Kandidat für die im nächsten Jahr stattfindenden Präsidentschaftswahlen, José Maria Villalta, forderte den Vizepräsidenten zum Rücktritt auf, für dessen „schamlose Erklärung in einem internationalen Kanal“, die man nur als Kriminalisierung des Opfers werten könne. Der Mord an Jairo Mora und die Äusserungen des Vizepräsidenten bringen Costa Rica derweil zum zweiten Mal binnen eines Monats zusammen mit dem Drogenhandel in die internationalen Schlagzeilen: Erst vor gut zwei Wochen hatte Präsidentin Laura Chinchilla einräumen müssen, bei mindestens zwei Auslandreisen ein Privatflugzeug eines kolumbianischen Geschäftsmannes genutzt zu haben, dem Verbindungen zu Drogenkartellen nachgesagt werden.

Internationale Tierschutz- und Umweltorganisationen wie die Welttierschutzgesellschaft WSPA und Friends of the Earth verurteilten die Tat und forderten von den costa-ricanischen Behörden intensive Bemühungen um die Aufklärung der Tat, sowie für einen verbesserten Schutz von Umweltaktivist*innen. Mit über hundert Teilnehmer*innen geriet die Beerdigung Jairo Moras am Sonntag (2. Juni) in dessen Heimatgemeinde Gandoca (nahe Puerto Viejo, Provinz Limón) zu einer Demonstration gegen den Mord. In Costa Ricas Hauptstadt San José indes demonstrierten am Mittwoch abend bei regnerischem Wetter gut 500 Menschen auf einem Marsch vom Umweltministerium zum Justizviertel für Gerechtigkeit.

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