(Lima, 15. Oktober 2020, servindi).- Bis zu 12.000 Demonstrant*innen, die sich in der Protestbewegung „Minga social y comunitaria“ zusammengeschlossen haben, haben sich am 15. Oktober aus Cali im Südwesten Kolumbiens auf den Weg in die Hauptstadt Bogotá gemacht, um dort Präsident Iván Duque persönlich zu treffen. „Wir gehen nach Bogotá, damit sich der Präsident persönlich zeigt“, so Dario Tote, Sprecher des Indigenen Regionalrates CRIC (Consejo Regional Indígena del Cauca), der die Protestaktion organisiert hat.
Zuvor hatten die Indigenen eine öffentliche Debatte in Cali, der Hauptstadt des südwestlichen Departments Cauca organisiert, in der Iván Duque ihnen Rede und Antwort stehen sollte. Duque sollte der Öffentlichkeit erklären, was seine Regierung unternehme, um für den Frieden im Land zu garantieren. Der Präsident blieb der Einladung jedoch trotz mehrmaliger Aufforderungen fern und schickte lediglich eine Delegation unter Leitung seiner Innenministerin. Dass der Präsident nicht persönlich mit ihnen sprechen wolle, empfänden die Indigenen als Beleidigung, so Dario Tote. „Durch das Verhalten des Präsidenten müssen wir davon ausgehen, dass er Angst hat, mit den Indigenen zu diskutieren“, erklärte er.
Die Teilnehmer*innen der Minga wollten nichts mehr von Versprechen der Minister*innen oder staatlichen Budgets hören, sondern direkt mit dem Präsidenten sprechen. Die „Minga für die Verteidigung des Lebens, des Landes, der Demokratie und des Friedens“ ist ein breites Protestbündnis aus indigenen, aber auch kleinbäuerlichen und sozialen Bewegungen.
Minga und landesweiter Streik
Am Donnerstag, 15. Oktober haben sich die Demonstrant*innen der Minga, darunter Indigene, Bäuer*innen, Afrokolumbianer*innen und Studierende in 500 Fahrzeuge gesetzt und sich auf der Panamericana in die Stadt Armenia begeben, als ersten Zwischenstopp auf dem Weg nach Bogotá. In Armenia, so der Sprecher des CRIC, sollte eine Willkommenszeremonie stattfinden, um die Schmerzen der Personen einzusammeln, denen Gewalt widerfahren ist. Sprecher Tote hofft, dass sich der Minga unterwegs noch weitere Organisationen und Bürger*innen anschließen.
Der CRIC plant, bis zum 21. Oktober in Bogotá anzukommen. Für den Tag ist bereits ein landesweiter Streik verschiedener Gewerkschaften und Verbände geplant, dem man sich anschließen wolle. „Von Armenia soll die Minga nach Espinal im Department Tolima gehen. Doch das hängt von den Transportmöglichkeiten und der Zahl der Teilnehmer*innen ab“, so Dario Tote.
Angesichts der Proteste zeigte sich die Innenministerin Alicia Arango besorgt, dass die Minga zu einem Anstieg der Covid-19-Infektionen in Kolumbien beitragen könnte. Der Sprecher des CRIC entgegnete darauf, dass es die Absicht der Regierung sei, die Minga zu delegitimieren. Er versicherte, die Teilnehmer*innen würden die Hygienemaßnahmen einhalten und Schutzmasken, Desinfektionsmittel und Handschuhe benutzen. Zudem seien auch Makukos, traditionelle indigene Heiler*innen an dem Protestmarsch beteiligt. Er betonte, dass die Demonstrant*innen nicht nur für die Rechte und das Leben der Indigenen, sondern aller Kolumbianer*innen auf die Straße gingen.
Indigener Protestmarsch nach Bogotá von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
[…] Erst im Oktober des vergangenen Jahres hatte der CRIC die letzte minga organisiert, um den Dialog mit Präsident Duque einzufordern. Die minga im Oktober ist aber nur ein Beispiel von mehreren hunderten Protesten, die sowohl in den indigenen Gebieten selbst als auch in den wichtigsten Städten des Landes stattfanden. Das Hauptziel, das sie verfolgen, ist die Verteidigung ihres Rechts auf Leben und Territorium. Sie sind ein Symbol des indigenen Widerstands gegen die massive Gewalt, die indigene Gemeinden in Kolumbien erleiden mussten und weiterhin erleiden. […]