(Santiago de Chile, 2. Dezember 2018, amerika21).- Wie das investigative Nachrichtenportal Ciper berichtet, war der von Militärpolizisten ermordete Mapuche Camilo Catrillanca schon länger im Visier der Sicherheitsbehörden. Dem 24-Jährigen wurde am 14. November auf dem Weg von der Feldarbeit in den Hinterkopf geschossen. Die dabei eingesetzte Spezialeinheit Comando Jungla hatte nach eigenen Angaben Autodiebe auf das Gebiet der indigenen Gemeinde Temucuicui verfolgt und sei in ein Feuergefecht geraten.
Ciper hatte Zugriff auf einen geheimen Polizeibericht, der von der mittlerweile aufgelösten geheimdienstlichen Spezialeinheit der Militärpolizei (UIOE) erstellt worden war. Diese musste aufgelöst werden, nachdem ihr nachgewiesen wurde, dass sie im Fall der sogenannten „Operación huracán“ massiv Beweise gefälscht hatte, um Mapuche-Anführer*innen zu kriminalisieren und in Haft zu bringen.
Catrillanca galt als „Ziel“
Aus dem Bericht geht hervor, dass Catrillanca, dem keinerlei konkrete Straftaten zugeordnet werden, im Visier der Polizei war, weil er sich seit seiner Jugend aktiv für die Rechte der Mapuche und gegen die Militarisierung der indigenen Gemeinden eingesetzt hatte. Er wird dabei, neben sechs anderen prominenten Mapuche wie seinem Großvater Juan Catrillanca oder Mijael Carbone, der „Alianza Territorial Mapuche“ (ATM) zugeordnet, von der die Sicherheitsbehörden behaupten, sie gehöre zu den „für die Gewalt in der Araucanía verantwortlichen Gruppen“. Catrillanca und andere werden als „Ziele“ definiert, die es zu beschatten und zu verfolgen gelte. Die ATM ist eine der wenigen Mapuche-Organisationen, die noch zum Dialog mit dem Staat bereit sind.
Die Stoßrichtung des Berichts ist für die weiteren erwähnten Mapuche klar: „Was sie damit erreichen wollen, ist die Mapuche-Bewegung zu stigmatisieren. Sie wollen sie mit Straftaten in Verbindung bringen und den Kampf diskreditieren“, so Mijael Carbone gegenüber Ciper. Und es erklärt sich auch, warum der mittlerweile zurückgetretene Chef der Regionalverwaltung, Luis Mayol, behauptet hatte, der Getötete sei wegen Hehlerei vorbestraft. Vermutlich hatte er Zugang zu dem Bericht, in dem Catrillanca mit einem anderen Mapuche-Aktivisten in Verbindung gebracht wird, dem – nicht gerichtsfest – eben diese Straftat vorgeworfen wird.
Vier Polizisten in Haft
Inzwischen wurden von der Staatsanwaltschaft Videos vom Mord an Catrillanca veröffentlicht. Darauf ist zu erkennen, dass alle beteiligten Polizisten Helmkameras hatten, was diese bisher bestritten hatten. Zudem ist klar widerlegt, dass es zu einem „Feuergefecht“ gekommen war, wie die Polizisten bisher ausgesagt hatten, und dass die Aggression von den Kommandomitgliedern Raúl Ávila Morales, Carlos Alarcón Molina, Braulio Valenzuela Aránguiz und Patricio Sepúlveda Muñoz selber ausging. Am 30. November ordnete das Gericht an, sie in Untersuchungshaft zu nehmen.
Getöteter Mapuche war im Visier der Behörden von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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