Fünf Indigene bei erneutem Angriff getötet

(San José, 17. März 2023, voces nuestras/poonal).- Bei einem Angriff in Nicaragua wurden am 11. März mindestens fünf Indigene der Mayangna getötet. Das teilte das Rechtshilfezentrum für indigene Völker CALPI (Centro de Asistencia Legal a Pueblos Indígenas) aus dem Exil mit. Der Angriff fand in der Gemeinde Wilú auf dem indigenen Gebiet der Mayangna in der nördlichen Karibikregion Nicaraguas statt. Die Angreifer waren demnach nicht-indigene Siedler, sogenannte Colonos.

„Am 11. März gegen sechs Uhr morgens wurde die Gemeinde Wilú von etwa 60 schwer bewaffneten Colonos attackiert“, teilte CALPI mit. Der Angriff fand statt, während die meisten Männer auf der Jagd waren und sich in dem Dorf hauptsächlich Frauen und Kinder befanden. Eine junge Frau, die fliehen konnte, meldete den Tod von fünf Gemeindemitgliedern sowie drei Verletzte. Zudem berichtete sie, dass mindestens 30 Hütten angezündet wurden und nur die Schule und die Kirche verschont wurden. Die Behörden des autonomen indigenen Gebiets Mayangna Sauni As bestätigten später den Angriff und identifizierten die Opfer.

Die Colonos hatten auf ihrem Weg nach Wilú bereits einen Bauern erschossen und dann vier weitere Mitglieder einer Gruppe. Die im Dorf befindlichen Menschen hörten die Schüsse und flohen sofort in die Nachbargemeinde, um Hilfe zu holen. Als sie später zurückkehrten, waren alle Häuser und Habseligkeiten verbrannt. Ein Gemeindemitglied sprach von einer Atmosphäre der Trauer und der Machtlosigkeit. Es ist sicher, dass der Angriff geplant war. Zeug*innen berichteten übereinstimmend, dass die Angreifer nicht indigen waren, Tarnkleidung trugen und Pistolen, Flinten und Sturmgewehre trugen.

Konflikt zwischen Indigenen und Colonos verschärft sich

Die Frauen und Kinder haben sich nach dem Angriff in die Schule der Nachbargemeinde Musawas geflüchtet. Sie benötigten jedoch Lebensmittel, Kleidung und andere Basisgüter, da sie alles in dem Feuer verloren hätten, teilte ein lokaler Aktivist mit. In einer Erklärung forderte die regionale Selbstverwaltung von den nicaraguanischen Behörden, das Verbrechen aufzuklären und humanitäre Hilfe für die Überlebenden zu leisten.

Amaru Ruiz, Vorsitzender der Umweltschutzorganisation Fundación del Río, hat immer wieder Angriffe von Eindringlingen auf indigene Gemeinden angeprangert. Ruiz geht ebenfalls von einem geplanten Angriff aus und vermutet, dass es sich um eine Racheaktion gehandelt haben könnte. Im Januar hatten Indigene 24 Eindringlinge festgesetzt und der Polizei übergeben.

Serie von Angriffen

Dies war bereits der zweite Angriff von Colonos auf die Gemeinde Wilú, ohne dass die Behörden für deren Schutz gesorgt hätten. Be dem ersten Angriff waren die Indigenen gezwungen, in benachbarte Gemeinden des Gebiets Mayangna Sauni zu flüchten, teilte das CALPI mit. Bereits vor drei Jahren wurde das Mayangna-Dorf Alal von Bewaffneten angegriffen. Damals starben sechs Menschen.

„Obwohl die Angriffe in der Autonomen Region nördliche Karibikküste bereits 2015 begannen und seitdem systematisch gegen die indigenen Gemeinschaften der Miskitu und Mayangna begangen wurden, fordern diese Gemeinschaften weiterhin Schutz, Ermittlungen, Strafverfolgung und Wiedergutmachung vom Staat Nicaragua für die begangenen Menschenrechtsverletzungen“, heißt es in der CALPI-Erklärung.

Schutzmaßnahmen werden nicht umgesetzt

Das Gebiet liegt im Naturschutzgebiet Bosawás. Es ist inzwischen für Außenstehende, die auf der Suche nach Gold und anderen Mineralien sind, zunehmend attraktiv geworden. Laut dem Bericht „Nicaragua: A Failed Revolution“ wurden zwischen 2015 und 2020 40 Indigene getötet.

Bereits am 13. Februar 2022 hat die Interamerikanische Menschenrechtskommission CIDH von Nicaragua die Ergreifung von Schutzmaßnahmen für die Wilú-Gemeinschaft gefordert, die von der Regierung jedoch nicht umgesetzt wurden. Das Büro des Hochkommissars für Menschenrechte der Vereinten Nationen verurteilte den Angriff scharf und beklagte die gewaltsame Vertreibung der Mayangna-Familien.

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