(Rio de Janeiro, 20. November 2020, la diaria/poonal).- Der 20. November wird in Brasilien als Tag des Schwarzen Bewusstseins gefeiert. In diesem Jahr trugen jedoch Tausende von Menschen ihre Empörung auf die Straße: Am Abend zuvor war der 40-jährige João Alberto Beto Silveira Freitas in einem Supermarkt des französischen Unternehmens Carrefour von zwei Sicherheitsbeamten totgeprügelt worden. Nach der Version des Sicherheitspersonals hatte der Mann in einer Filiale in Porto Alegre eine Kassiererin angegriffen und wurde daraufhin aus dem Geschäft entfernt. Dies ist jedoch auf den Kameras im Supermarkt nicht zu erkennen, und auch die Angestellten des Supermarkts wollen diese Geschichte nicht bestätigen.
„Brasilien hat kein Rassismusproblem“
Am nächsten Tag wurden mehrere Videos ins Netz gestellt, die das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte dokumentieren, außerdem ist zu hören, wie João Beto um Hilfe bittet, weil er keine Luft mehr bekommt. Der Mann starb schließlich im Parkhaus, nachdem einer der Sicherheitsleute ihm sein Knie auf den Hals gedrückt hatte. Die Polizei untersucht den Vorfall nun als rassistisch motiviertes Gewaltverbrechen, der brasilianische Vizepräsident Hamilton Mourão lehnt diese Sichtweise jedoch ab: In Brasilien gebe es keine Hassverbrechen. Die Regierung von Jair Bolsonaro habe die Diskriminierung Schwarzen beendet: „Hier in Brasilien haben wir keinen Rassismus, das ist etwas, das das Ausland uns anhängen will. Ich habe in den Vereinigten Staaten gelebt. Das, was man dort vorfindet, nenne ich Rassismus“, sagte er.
Die offizielle Stellungnahme der Regierung wurde praktisch von keiner politischen Partei begleitet. Stattdessen sprachen mehrere Parteisprecher*innen und politische Akteur*innen ausdrücklich von rassistischer Gewalt und äußerten sich empört über die Geschehnisse. Zivilgesellschaftliche Organisationen, Gewerkschaften sowie mehrere Richter*innen des Obersten Gerichtshofs schlossen sich an. Der Konzern Carrefour seinerseits bedauerte den Vorfall und kündigte an, dass man sich von dem für die Vorfälle verantwortlichen Sicherheitsunternehmen trennen werde, zu dem auch drei Polizeibeamte gehören.
„Das billigste Fleisch auf dem Markt ist schwarz“
Das Verbrechen löste heftige Reaktionen aus. Zahlreiche Verbände riefen zu Protesten auf und prangerten unter dem Leitsatz „Black lives matter“ den Rassismus in Brasilien an. Andere protestierten unter dem Slogan: „A carne mais barata do mercado é a carne negra“ (Das billigste Fleisch auf dem Markt ist schwarz) nach einem Stück der brasilianischen Samba-Sängerin Elza Soares.In einem Supermarkt in Sao Paulo wurde ein Feuer gelegt. Vor und in den Carrefour-Filialen in Rio de Janeiro, Brasilia und Porto Alegre sammelten sich wütende Protestierende. Die Polizei setzte Tränengas ein.
Wütende Proteste: Schwarzer Mann von Sicherheitskräften totgeprügelt von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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