(Montevideo, 13. Juni 2022, la diaria).- Am 12. Juni endete der Wahlkampf für die zweite Runde der kolumbianischen Präsidentschaftswahlen, die am 19. Juni stattfinden. In Umfragen liegen beide Kandidaten etwa gleichauf. Lediglich die Umfrage des Instituts Yanhaas, die von RCN Televisión, RCN Radio und der Zeitung La República in Auftrag gegeben wurde, sieht den Kandidaten des Linksbündnisses Pacto Histórico, Gustavo Petro, mit 45 Prozent klar vor seinem Rivalen, dem Unternehmer Rodolfo Hernández, der demnach nur auf 35 Prozent käme.
Die Umfrage verzeichnet eine um drei Prozent gestiegene Zustimmung für Petro in einer Woche, während Hernández, der Kandidat für die Liga gegen Korruption, um sechs Prozent abrutschte. 13 Prozent der Befragten wollen demnach ungültig wählen; weitere sieben Prozent zeigten sich noch unentschlossen.
„Der Wandel ist unaufhaltsam“
Gegenüber der Nachrichtenagentur EFE erklärte der Chef des Wahlkampfteams von Petro, Alfonso Prada, diese Umfrage zeige, dass „der Wandel unaufhaltsam ist“. Hernández hingegen kritisierte das Umfrageinstitut und sagte, es habe ihn in den Umfragen zur ersten Runde der Präsidentschaftswahlen weit unterhalb der tatsächlich erzielten Resultate angesiedelt.
Im Gegensatz zu dieser Umfrage sieht das Umfrageinstitut Invamer Hernández mit 48,2 Prozent knapp vor Petro, der demnach auf 47,2 Prozent käme. Diese Umfrage wurde von der Zeitung El Espectador, Noticias Caracol und Blu Radio in Auftrag gegeben. Eine weitere Umfrage von Guarumo und EcoAnalítica sah Hernández am 11. Juni sogar fast zwei Prozent vor Petro, mit 48,2 zu 46,5 Prozent.
Kein großer Wahlkampfabschluss, keine Rededuelle
Die Unsicherheit über die Umfrageergebnisse passt zu einem Wahlkampf, in dem die Kandidat*innen nicht ihre Fähigkeiten der Mobilisierung ausgenutzt haben, sondern vielmehr versuchten, die Wähler*innen über die sozialen Netzwerke und kleine lokale Events anzusprechen. Außerdem gab es keine Rededuelle, da sich Hernández beharrlich weigerte, an diesen teilzunehmen. Er habe zu wenig Zeit, um seine Ideen deutlich zu machen, argumentierte er. Genauso hielt es seine Kandidatin für die Vizepräsidentschaft, die Ingenieurin Marelen Castillo.
Hernández, ehemaliger Bürgermeister der Großstadt Bucaramanga, hat gar nicht an großen Events teilgenommen und befand sich im Juni zudem in der US-Metropole Miami. Von dort aus behauptete er, dass es einen Plan gebe, ihn während einer Wahlkampfveranstaltung umzubringen. „Ich habe eine Warnung erhalten, dass jemand versuchen will, mich umzubringen. Und zwar nicht mit einer Pistole, sondern mit einem Messer.“ Dies solle in einer Menschenmenge geschehen, erklärte er in einem Video, dass er über die sozialen Netzwerke verbreitete.
Der Präsidentschaftskandidat erwog sogar, bis zu den Wahlen in den USA zu bleiben, vereinbarte dann aber mit der kolumbianischen Regierung, dass sein Sicherheitsschema verstärkt würde. Auf dem Amerika-Gipfel erklärte der kolumbianische Präsident Iván Duque, dass alle Kandidat*innen sicher sein könnten, landesweit Wahlkampfveranstaltungen durchzuführen. Während des ersten Wahlkampfes wurden bereits die Sicherheitsmaßnahmen für Petro verstärkt, da dieser öffentlich gemacht hatte, es würde ein Mordplan gegen ihn bestehen.
Schwacher Wahlkampfabschluss
Weder Hernández noch Petro waren bei den Abschlussveranstaltungen des Wahlkampfes anwesend, sondern lediglich kleinere Funktionär*innen und Aktivist*innen.
„Das ganze Land kennt die Mobilisierungsfähigkeit von Gustavo Petro und (der Vizepräsidentschaftskandidatin) Francia Márquez. In dieser drei Wochen bis zum zweiten Wahlgang haben wir uns viel mehr den Kolumbianer*innen genähert, ihnen zugehört und einen anderen Wahlkampf gemacht, eine Politik der Nähe“, sagte Prada gegenüber EFE. Er erinnerte daran, dass es dem Pacto Histórico gelungen sei, 100.000 Menschen auf der Plaza de Bolívar in der Hauptstadt Bogotá zu versammeln.
Die Abschlussveranstaltungen des Pacto Histórico am 11. und 12. Juni mobilisierten hingegen nur wenige hundert Menschen. Eine große Frauengruppe, die eine Volksküche in Bogotá organisierte und Familien, die traditionelle Spiele spielten oder sich zum Wahlplakate kleben verabredeten. Die Anhänger*innen von Hernández trafen sich im Park Simón Bolívar in Bogotá und liefen dann mit Fahnen, Luftballons, T-Shirts und Plakaten durch die Straßen.
Am 13. Juni begann die vorzeitige Stimmabgabe für die im Ausland lebenden Kolumbianer*innen, von denen eine knappe Million im Wahlregister eingetragen ist. Insgesamt sind 39 Millionen Kolumbianer*innen wahlberechtigt.
Kurz vor der Stichwahl kein klarer Favorit von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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